Der aktuelle Weltrisikobericht listet all jene Regionen auf, in denen der Klimawandel am bedrohlichsten ist. Generell ist das Katastrophenrisiko in Inselstaaten am höchsten, unter den Kontinenten ist Ozeanien der Klimawandel-Brennpunkt.
Es wird immer einsamer rund um Donald Trump. Denn nur noch der Twitter-Präsident und seine eisernen Adepten üben sich weiterhin blindwütig im Leugnen des Klimawandels. Für sie ist der seit 2011 vom „Bündnis Entwicklung Hilft" jährlich herausgegebene „Weltrisikobericht" und dessen Herzstück, der seit 2018 vom Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum beigesteuerte „Weltrisikoindex", bestimmt nichts anderes als Fake News. Darin wird wissenschaftlich auf den Punkt genau nachgewiesen, in welchen Regionen der Welt der Klimawandel, der sich in extremen Temperaturanstiegen und Dürren, Erdbeben, Wirbelstürmen, Regenfällen, Überflutungen oder dem Meeresspiegelanstieg dokumentiert, am bedrohlichsten ist.
Trump müsste eigentlich nur mal die Augen öffnen, um quasi vor seiner Haustür diverse Länder wie Antigua und Barbuda (Platz zwei), Guyana (Platz fünf), Guatemala (Platz acht) oder Costa Rica (Platz 13) auszumachen, die zu den negativen Hotspots des weltweiten Klimawandels zählen. Aber gemäß seines Slogans „America First" dürfte ihm das ziemlich gleichgültig sein, schließlich zählen die USA, trotz verheerender Hurrikans oder schlimmsten kalifornischen Waldbränden, neben Kanada auf dem amerikanischen Kontinent zu den Staaten mit dem vergleichsweise geringsten durch den Klimawandel verursachten Katastrophenrisiko. Unter den insgesamt 180 berücksichtigten Staaten belegen die USA mit Platz 133 und Kanada mit Platz 148 ziemlich beruhigende hintere Ränge. Deutschland kommt mit Platz 163 sogar noch besser weg, aber am geringsten ist das Katastrophenrisiko weltweit in Katar (Platz 180).
Der aktuelle Weltrisikoindex, bei dem 27 Indikatoren aus global verfügbaren Datenbanken verarbeitet wurden, basiert im Wesentlichen auf vier Komponenten: Gefährdung/Exposition, Anfälligkeit, Bewältigungskapazitäten und Anpassungskapazitäten. Der Index kann aber natürlich weder die Wahrscheinlichkeiten noch die Zeitpunkte für die nächsten Katastrophen bezüglich einer warnenden Vorhersage benennen. Er kann lediglich wichtige Anhaltspunkte für die Einschätzung des generellen Risikos von Ländern liefern, Opfer einer durch extreme Naturereignisse verursachten Katastrophe zu werden. Werte im Bereich zwischen 0,31 und 3,29 stehen für ein sehr geringes Katastrophenrisiko. Katar erreicht mit 0,31 das Top-Resultat, dicht gefolgt von Malta mit 0,54, der Wert für Deutschland beträgt 2,43.
Geringstes Risiko weltweit hat Katar
Es dürfte hilfreich sein, die von den Verantwortlichen des Weltrisikoberichts benutzten Termini kurz verständlich zu machen. Gefährdung/Exposition bedeutet, dass ein bestimmtes Schutzgut wie die Bevölkerung oder ein Gebiet den Auswirkungen einer oder mehrerer Naturgefahren ausgesetzt ist. Anfälligkeit wird als Wahrscheinlichkeit verstanden, im Falle eines extremen Naturereignisses Schaden zu erleiden. Bewältigungskapazität beinhaltet die Fähigkeiten von Gesellschaften, negative Auswirkungen von Naturgefahren oder des Klimawandels mittels direkter Handlungen und wirksamen zur Verfügung stehenden Ressourcen zu miniminieren. Anpassungskapazitäten sind im Unterschied zu den kurzfristigen Bewältigungskapazitäten langfristig angelegte Schutzmaßnahmen und Strategien gegen Naturgefahren und die Folgen des Klimawandels. Vulnerabilität bezieht sich auf soziale, physische, ökonomische oder umweltbezogene Faktoren, die Menschen oder Systeme verwundbar gegenüber Einwirkungen von Naturgefahren oder negativen Auswirkungen des Klimawandels machen.
Ein hoher Grad von Gefährdung/Exposition muss keinesfalls auch ein hohes Gesamt-Katastrophenrisiko bedeuten. Länder wie Japan, Uruguay oder Chile haben wegen ihrer Nähe zu tektonischen Platten ein eminent hohes Erdbeben-Gefährdungsrisiko, können dies aber durch eine sehr geringe Vulnerabilität ausgleichen. Gleiches gilt für die Niederlande, die in hohem Maße vom Meeresspiegelanstieg bedroht sind, aber gleichzeitig mit die niedrigste Vulnerabilitätsrate der Welt aufweisen. Und allgemein ist zu berücksichtigen, dass für das Ausmaß einer Katastrophe nicht allein entscheidend ist, wie hart die Naturgewalten die Menschen oder die jeweilige Region treffen, sondern auch, wie die dort ansässigen Gesellschaften auf diese extremen Ereignisse reagieren können.
Da Inselstaaten gemeinhin ein hohes Katastrophenrisiko haben, weil sie besonders stark vom Meeresspiegelanstieg betroffen sind, ist es kaum verwunderlich, dass gleich zehn Inselstaaten zu den 15 Ländern mit dem höchsten Risiko gehören: Platz eins für Vanuatu mit 56,71, Platz zwei für Antigua und Barbuda mit 30,80, Platz drei für Tonga mit 29,39, Platz vier für die Salomonen mit 29,36. Neben den Inselstaaten sind die Hotspot-Regionen des Katastrophenrisikos vor allem in Ozeanien, Südostasien, Mittelamerika sowie in West- und Zentralafrika zu finden.
Schon jetzt gibt es massive Wasserengpässe
Was die Kontinente betrifft, so ist Ozeanien mit einem Durchschnittswert von 16,24 die Hauptrisiko-Region, gefolgt von Afrika (8,94), Amerika (7,52), Asien (5,77) und Europa (3,30). Bei Ozeanien ist das allein schon durch den hohen Anteil von Inselstaaten wenig verwunderlich, da können selbst Nationen wie Australien und Neuseeland, die mit den Rängen 164 und 169 sogar gleichsam absolute Sicherheits-Oasen sind, nichts dran ändern. In Afrika sind Kap Verde (18,02) und Dschibuti (16,46) die Risiko-Hotspots. Was die Vulnerabilität angeht, so finden sich unter den 15 vulnerabelsten Ländern der Welt allein 13 in Afrika, vor allem in der Sahelzone und den tropischen Regionen des Schwarzen Kontinents gelegen. In Amerika ist das Risiko sehr heterogen verteilt. Im Zentrum und Süden des Kontinents ist es sehr hoch, es gibt aber auch Länder wie St. Vincent und die Grenadinen, Grenada oder Barbados, die mit das geringste Katastrophenrisiko aufweisen. Obwohl Asien vergleichsweise gut abschneidet, gibt es auf diesem Kontinent mit den Philippinen, Bangladesch, Timor-Leste und Kambodscha dennoch vier Hochrisiko-Ausreißer. Europa ist der Kontinent mit dem niedrigsten Katastrophenrisiko weltweit. Wobei Deutschland nicht mal am besten abschneidet, sondern von Ländern wie Frankreich, Luxemburg, Norwegen, Litauen, Schweden, der Schweiz, Estland, Finnland, Island oder Malta teilweise noch klar übertroffen wird.
Neben dem Weltrisikoindex enthält der aktuelle Weltrisikobericht noch ein weiteres Schwerpunktthema, nämlich die globale Wasserversorgung. Genauer gesagt beschäftigt er sich mit dem immer gravierenderen Problem der weltweiten Wasserversorgungskrise. Die Fakten sind geradezu dramatisch. Denn laut dem aktuellen World Water Development Report der Vereinten Nationen sterben jährlich zehnmal mehr Menschen wegen unzureichender Wasserversorgung und daraus resultierender mangelhafter Hygiene (780.000 Menschen) als durch gewaltsame Konflikte (75.000 Opfer). Zudem sind laut dem Report derzeit global zweieinhalbmal mehr Menschen von Überschwemmungen (106 Millionen) und Dürren (55 Millionen) betroffen als von kriegerischen Auseinandersetzungen (65 Millionen).