Georg Friedrich Händel, geboren am 23. Februar 1685, war neben Johann Sebastian Bach der wohl berühmteste Komponist des Barockzeitalters. Er war ein Weltenbummler, musikalisches Multitalent und wurde mit seinen Opern und Oratorien zum reichen Mann.
Für Ludwig van Beethoven war er „der größte Komponist, der je gelebt hat. Ich würde mein Haupt entblößen und an seinem Grabe niederknien", sprach Beethoven dereinst über Georg Friedrich Händel. Doch Händel war gleichzeitig auch ein Choleriker, der seine Star-Sopranistin Francesca Cuzzoni auch schon einmal packte und sie aus dem Fenster baumeln ließ, weil sie seinen Willen nicht befolgte, oder mit der Pauke nach dem ersten Geiger warf, weil die Instrumente verstimmt waren. Eine dieser Launen hätte ihn 1704 beinahe das Leben gekostet und seiner glanzvollen Karriere ein Ende bereitet, bevor sie so richtig begonnen hatte.
Damals war Händel gerade in Hamburg tätig. Eines Tages wurde dort die Oper „Cleopatra" von Johann Mattheson aufgeführt, mit Händel am Cembalo. Mattheson sang die Rolle des Antonius, ehe er für den Rest des Stückes eigentlich selbst am Cembalo Platz nehmen wollte. Doch Händel weigerte sich, ihm den Platz am Instrument zu überlassen. Mit einer Ohrfeige forderte Mattheson ihn zum Duell mit dem Degen auf dem Gänsemarkt heraus und hätte Händel womöglich tödlich verletzt, wäre die Klinge nicht durch einen breiten, metallenen Knopf an dessen Rock abgeprallt.
Georg Friedrich Händel überlebte die Aktion und erwuchs in der Folge zum wohl berühmtesten Komponisten der europäischen Barockmusik neben Johann Sebastian Bach. Sein Werk umfasst mehr als 40 Opern und 25 Oratorien. „Händel war wirklich erstaunlich produktiv", sagte der Dirigent Peter Neumann vor einigen Jahren im „Deutschlandfunk". „Man glaubt es ja nicht, dass er für eine Oper oder ein Oratorium weniger als einen Monat gebraucht hat, um Musik von einer Dauer von über drei Stunden niederzuschreiben. Den ,Messiah‘ sogar noch kürzer. Das schafft man, wenn man nicht denkt, sondern nur schreibt. Das war nur bei Mozart so ähnlich."
Ein Duell hätte fast seine Karriere und sogar sein Leben beendet
Dabei wollten Händels Eltern ursprünglich nicht, dass sich ihr Sohn der Musik widmet. Am 23. Februar 1685 –übrigens im selben Jahr wie Johann Sebastian Bach – erblickte Händel in Halle an der Saale als Sohn des Barbiers und Wundarztes Georg Händel und seiner zweiten Frau Dorothea das Licht der Welt. Der Vater wünschte sich, dass sein Sohn eine juristische Laufbahn einschlagen sollte, doch Händel hatte andere Pläne. Heimlich erlernte er schon mit sechs Jahren das Clavichordspiel und begann im Alter von neun Jahren zu komponieren. Mit zehn spielte er am Hof von Herzog Johann Adolph vor, der sofort von ihm begeistert war. Erst jetzt ermöglichte ihm der Vater eine Lehre bei Friedrich Wilhelm Zachow, dem Organisten in der Hallenser Marktkirche, der den jungen Händel umfassend ausbildete. 1702 nahm dieser schließlich selbst eine Stelle als Organist an der reformierten Schloss- und Domkirche in Halle an.
Doch es hielt ihn nicht lange dort. Schon 1703 zog er nach Hamburg, wo er im Orchester der Oper am Gänsemarkt die zweite Geige und das Cembalo spielte und zusätzlich Musikunterricht gab. In der Hansestadt wurde 1705 auch seine erste eigene Oper „Almira" mit großem Erfolg uraufgeführt. Auch die Opern „Nero", „Daphne" und „Florindo" komponierte er noch in Hamburg, ehe er ein Jahr später nach Italien ging. Georg Friedrich Händel war zeit seines Lebens ständig unterwegs – ein „Musiknomade", wie ihn eine Journalistin des SWR einmal nannte. Er schätzte diese Unabhängigkeit und wollte sich ganz bewusst nicht an einen Feudalherren oder anderen Gönner binden.
In Italien brach er aber auch musikalisch zu neuen Ufern auf. Als Händel in Rom eintraf, waren Opernaufführungen in der Stadt gerade verboten worden – auf Anordnung des Papstes höchstpersönlich. Stattdessen schrieb Händel in Rom zwei Oratorien sowie zahlreiche Chor- und Solokantaten, mit denen er sein Publikum beeindruckte. „Georg Friedrich Händel unternahm es, das große wunderbare Geheimnis der Religion in Tönen zu verkünden", so formulierte es später der Schriftsteller E.T.A. Hofmann. Gleichzeitig komponierte Händel bis 1710 in Florenz und Venedig aber auch zwei weitere Opern, denn dort galt das päpstliche Opernverbot nicht. Insgesamt legte er so während seines vierjährigen Aufenthaltes in Italien den Grundstein zu seinem späteren Weltruhm.
Spenden für Kliniken und für Notleidende
1710 wurde er kurzzeitig Kapellmeister am Hof des Kurfürsten Georg Ludwig von Hannover, bevor er ab 1712 bis zu seinem Tod in London wirkte. Dort entstanden einige seiner berühmtesten Werke: Die „Wassermusik" zum Beispiel, die Händel im Auftrag von König Georg I. komponierte und die wahrscheinlich 1717 bei einem Fest auf der Themse erstmals gespielt wurde. Oder die Krönungshymne „Zadok the Priest" für Georg II. aus dem Jahr 1727, die vielen vermutlich auch deshalb vertraut ist, weil das Thema in der offiziellen Hymne der Fußball-Champions League verarbeitet wurde.
In England wurde Händel zum Superstar, der 1727 eingebürgert wurde und für den 1738 schon zu Lebzeiten eine Statue im Vergnügungspark Vauxhall Gardens errichtet wurde. Zunächst war er Hofkapellmeister am Königshof, von 1719 bis 1728 dann einer der musikalischen Direktoren der neu gegründeten Academy of Music und damit quasi Opernintendant. In dieser Zeit komponierte Händel zahlreiche Opern und bewies zudem wahren Unternehmergeist. So schaltete er Anzeigen in der Zeitung, um den Verkauf von Konzertkarten anzukurbeln, die er höchstpersönlich in seinem Haus in der Brook Street verkaufte. Auch Noten zu seinen Werken gab es dort zu erwerben. Auf diese Weise scheffelte Händel ein Vermögen: Bei seinem Tod belief sich sein Besitz auf 20.000 Pfund Sterling – heute wären das umgerechnet rund sechs Millionen Euro.
Zwischenzeitig gab es aber auch schwierige Zeiten. Mit der Opera of Nobility erwuchs der Academy of Music ernste Konkurrenz; zudem wurden die italienischen Opern, wie Händel sie komponierte, im bürgerlichen England zunehmend unpopulär. Doch Georg Friedrich Händel bewies erneut sein musikalisches Genie und das richtige Gespür für den Zeitgeist, indem er sich von 1739 an fast ausschließlich den Oratorien widmete. Während eines Aufenthalts in Dublin entstand 1742 auch sein wohl bekanntestes Werk – das Oratorium „Messiah" mit der Chorkomposition „Hallelujah". Lediglich 23 Tage benötigte Händel, ehe das Musikstück fertig war. Die Erlöse der Aufführung spendete er an Armenkrankenhäuser und andere notleidende Menschen.
Ähnlich wie Bach am Lebensende fast blind
Genau wie Johann Sebastian Bach litt auch Händel während seiner letzten Jahre an einer zunehmenden Erblindung. Mehrere Augenoperationen blieben erfolglos. Trotzdem wirkte er bis zu seinem Tod weiterhin bei den Aufführungen seiner Oratorien mit, spielte die Orgel, komponierte neue Arien oder überarbeitete ältere. Am 14. April 1759 starb Georg Friedrich Händel im Alter von 74 Jahren in London. Er wurde in Westminster Abbey begraben, der Grabstätte der englischen Könige. Seine letzte Ruhestätte unterstrich noch einmal seine Bedeutung für die Musikwelt.
Im „Deutschlandfunk" meinte Dirigent Peter Neumann, der viele von Händels Stücken aufgeführt hat: „Händels Genie ist von ganz anderer Art. Ihm ging es vor allem um die Darstellung menschlicher Seelenzustände: Trauer, Klage, Lebensfreude. Und diese bringt er mit seiner Begabung für dramatische Spannung, Pathos, Grandiosität in einer Weise zum Klingen, dass seine Musik uns auch heute noch direkt erreicht. Er hat für manche Regungen und Zustände der Seele dann musikalische Möglichkeiten gefunden, die sonst niemand gefunden hat."