Jürgen Klinsmann gilt als Erfinder des Sommer-Märchens 2006. Den am Boden liegenden deutschen Fußball führte er als Bundestrainer bei der Heim-WM auf den dritten Platz. Heute muss man sich fragen, ob das alles ein Traum war. Spätestens seit seinem überraschenden und plötzlichen Rücktritt beim Bundesligisten Hertha BSC steht fest fest: Trainer kann Klinsi nicht. Klar, der Schwabe war schon zu seiner aktiven Zeit immer eigenwillig, machte sein eigenes Ding. Jetzt wird aber deutlich, dass er mit Verantwortung nicht umgehen kann, sie sogar scheut. Als Bundestrainer lag ihm die Nation zu Füßen, doch er setzte den eingeschlagenen Weg nicht fort. Die Begründungen ähneln sich. Das gilt auch für seine erste Vereinsstation bei den Bayern, wo er krachend scheiterte. Immer wollte Klinsmann die ganze Macht, das alleinige Sagen. Blieb ihm das verwehrt, trat er den Rückzug an. Sein Verhalten bei der Berliner Hertha ist allerdings ehrenrührig. Das große Talent Ondrej Duda vergraulte er ebenso wie den gestandenen Bundesliga-Stürmer Davie Selke. Für Altmeister Solomon Kalou war ebenso wenig Platz wie für Kapitän Vedad Ibisevic. Und ganz nebenbei hat Klinsmann auch noch den jahrelang besonnen arbeitenden Sportvorstand Michael Preetz demontiert. Die Scherben, die er in seiner nicht einmal drei Monate währenden Amtszeit angerichtet hat, werden schwer zu kitten sein. Seinen Investor und Mentor Lars Windhorst hat er nachhaltig verstimmt, auch wenn der sagt, dass er eventuell in einigen Monaten auf seinen Rat zurückgreifen wird.
„Big City Club" hat Klinsmann sein Projekt genannt. Doch das einzig Große, das er angerichtet hat, war das maximale Chaos. Investor Windhorst, dessen Geld allzu gern und allzu schnell ausgegeben wurde, gibt sich loyal und will erst mal bei der Stange bleiben. Gut möglich aber, dass die Hertha künftig kleinere Brötchen backen muss. Da kommt der gelernte Bäcker Klinsmann wieder ins Spiel. Der wird im deutschen Fußball gar keine mehr backen. Seine Zeit ist vorbei. Als Trainer in Deutschland ist er verbrannt. Frei nach dem ehemaligen Bürgermeister Klaus Wowereit bleibt nur hinzuzufügen: „Uns das ist auch gut so."