Der 1. FC Saarbrücken und die SV Elversberg starten am Wochenende in das Meisterschaftsrennen der Regionalliga Südwest. Wird es ein Duell um den Titel oder mischt Steinbach auch noch mit?
Marcus Mann, Sportdirektor des 1. FC Saarbrücken, neigt nicht zu euphorischen Ausbrüchen. Doch das Erreichen des Viertelfinals im DFB-Pokal ist auch für ihn etwas Außergewöhnliches. „Das hätten wir uns nicht träumen lassen. Jeder Einzelne kann stolz auf sich sein", sagt der 35-Jährige und fügt hinzu: „Das hätte kein Marketingkonzept besser hinbekommen." Wer zwischen den Zeilen liest, hat darin auch einen kleinen Seitenhieb auf den Saar-Konkurrenten SV Elversberg lesen können.
Der Dauerrivale um den Aufstieg hat in den vergangenen Jahren weitaus mehr Energie in die Außendarstellung gesteckt als der FCS in seinem Völklinger Exil. So klagen Ultra-Gruppierungen im Umfeld der Blau-Schwarzen seit Längerem, der Verein sei „von sich aus in der Öffentlichkeit kaum wahrnehmbar". Mit dem Pokalknaller gegen Fortuna Düsseldorf ist es damit vorbei. Alle großen Zeitungen, nahezu jeder TV-Sender berichtet über den FCS. Und es geht nur um den Pokal.
Dabei hat der Verein eine Mammutaufgabe vor sich, wie es der neue Trainer Lukas Kwasniok formuliert. In 14 Spielen soll – oder besser gesagt muss – der lang ersehnte Aufstieg in die Dritte Liga her. „Wir sind die Gejagten, jeder wird gegen uns so auftreten wie wir es im Pokal getan haben", macht sich der 38-Jährige keine Illusionen. FSV Frankfurt, TSG Balingen, Astoria Walldorf – neun Punkte hatte der FCS aus diesen drei Spielen eingeplant, doch dazwischen liegt das Pokalspiel gegen Fortuna Düsseldorf. Der FCS ist ein gebranntes Kind. In der Vorrunde kam es nach dem spektakulären Erfolg gegen den 1. FC Köln zum Bruch. Eine bittere Niederlage in Elversberg, zwei mäßige Spiele gegen Homburg und Pirmasens. Und schließlich Dirk Lottners taktischer Offenbarungseid in Steinbach. Dann musste der beliebte Coach gehen. Offizielle Begründung: „Einen neuen Reiz setzen". Das hat Kwasniok getan. Das Spielsystem wurde verändert, die Trainingsintensität deutlich erhöht. Die Truppe wirkte gegen den Karlsruher SC austrainiert wie nie, aber taktisch durchaus noch in der Findungsphase. Sicher ist: Die Tage der offenen Tür, wie sie unter Lottner üblich waren, sind vorbei.
„Kein Marketingkonzept hätte das besser hinbekommen"
Defensiv ist der FCS deutlich stabiler bislang, offensiv aber auch deutlich ungefährlicher. Das hat auch personelle Gründe. Top-Torjäger Sebastian Jacob unterzog sich vor Weihnachten einer länger geplanten Operation. Einen möglichen Einsatz in Frankfurt bezeichnete Mann als „Punktlandung". Gillian Jurcher, eineinhalb Jahre lang treffsicherer Partner an Jacobs Seite, hat Anpassungsprobleme, die sowohl den taktischen, als auch den disziplinarischen Bereich betreffen. „Gilli ist eine Wundertüte", sagt Mann, „er ist aber auch immer aus schwierigen Situationen herausgekommen. Gegen Karlsruhe hat er nach seiner Einwechslung für wichtige Impulse gesorgt." Um auf Nummer sicher zu gehen, hat der FCS kurz vor Ende der Transferperiode den erfahrenen Drittliga-Stürmer Stephan Andrist verpflichtet. Doch der 31-Jährige hat sieben Monate weder gespielt noch mit einer Mannschaft trainiert. „Wir haben ihn geholt, damit er uns in der Runde hilft. Wenn er schon auf dem Niveau der anderen wäre, hätten wir während der Vorbereitung etwas falsch gemacht", sagt Kwasniok.
Personell nachgelegt, ebenfalls nicht unfreiwillig, hat die SVE. Offensivspieler Ma-Buaka „Chance" Simakala (Roda Kerkrade) wurde für den immer noch verletzten Israel Suero (Knochenödem) verpflichtet. Der Spanier war für viele Experten der auffälligste Spieler der bisherigen Regionalliga-Saison. An guten Tagen kann er ein Spiel alleine entscheiden, das hat er oftmals getan. Trainer Horst Steffen verweist auf den breiten Kader und betont: „Wir haben auch ohne Isra gute Spiele gemacht." Doch die Wertigkeit von Suero ist durchaus mit der von Sebastian Jacob beim FCS zu vergleichen. Aber die Antworten aus der Landeshauptstadt und 25 Kilometer weiter nordöstlich ähneln sich in Bezug auf die beiden Ausnahmespieler: „Wir werden ihn nur bringen, wenn er hundert Prozent fit ist." Die zweite Baustelle der SVE war die Hintermannschaft. Neuzugang Thorben Rehfeldt war ein Gewinn, stand in jeder Partie über die volle Distanz auf dem Platz, aber beim zweiten Innenverteidiger gab es Probleme. Oliver Oschkenat und Mike Eglseder bekamen beide mehrfach ihre Chance, konnten sie aber nie nutzen. „Beide haben nicht so gespielt, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber es haben in der aktuellen Vorbereitung alle wieder die Chance, um den Stammplatz zu spielen", erklärte SVE-Sportdirektor Ole Book gegenüber der „Saarbrücker Zeitung". Da Routinier Oliver Stang und Talent Luca Blass noch länger ausfallen werden, hat Book nachjustiert. Abhilfe soll Lion Schweers schaffen. Der 23-Jährige wurde vom Drittligsten Würzburger Kickers für ein halbes Jahr ausgeliehen und dürfte die besten Chancen auf den zweiten Platz in der Innenverteidigung haben. „Wir hätten Lion schon im Sommer gerne gehabt. Als Würzburg jetzt noch einen Innenverteidiger holte, haben wir es noch mal probiert, und es hat direkt geklappt", sagte Book. Trainer Steffen gibt sich vor dem Restrundenbeginn gelassen: „Wir haben eine gute Ausgangsposition und schauen von Spiel zu Spiel. Die Ergebnisse der Konkurrenz sind erst mal uninteressant."
SVE sah Handlungsbedarf in der Defensive
Dennoch hat man in Saarbrücken und Elversberg auch den TSV Steinbach im Auge. Der Drittplatzierte absolvierte am Wochenende sein Nachholspiel bei Bayern Alzenau. „Wir machen uns in Steinbach keinen Druck, aufsteigen zu müssen. Allerdings treffen wir gerade im Bereich der Infrastruktur aktuell Vorkehrungen, um die Dritte Liga kurz- bis mittelfristig möglich werden zu lassen", sagt Trainer Adrian Alipour. Am Haigerer Haarwasen stapelt man gerne tief. „Der Druck liegt im Saarland, dort will man unbedingt. Wir werden schauen, was für uns möglich ist und wollen die Großen ärgern", sagt Alipour.