Erste bionische Kuschelkatze der Welt soll sich an der Natur echter Katzen orientieren
Der Mensch ist der Katzen Diener. So sieht im Normalfall die Beziehung zwischen Männern, Frauen, Kindern und ihren maunzenden Miezen aus. Die Katze sucht sich einen Haushalt, wo sie sich zu Hause fühlt, wenn sie nicht gerade durch ihr Außenrevier streift. Wenn Katze so will, handelt es sich dabei um das Heim der Familie, die sie ursprünglich aufgenommen hat. Oder sie wählt zwei Bezugsadressen, was urlaubs- und arbeitstechnisch nicht nur für den kuscheligen Vierbeiner Vorteile hat.
Sind die ausgewählten Familien okay, werden sie von dem Tier, das sich gern königlich wie seine ägyptischen Vorfahrinnen gibt, angelernt. Beispielsweise: „Leg Dich zu mir auf den Boden, dann darfst Du mich streicheln." Oder: „Das Bett ist frisch bezogen? Das Kopfkissen gehört mir." An kalten Tagen auch: „Natürlich liege ich hier. Wozu hat das Badezimmer sonst eine Fußbodenheizung?" Wenn die Katze spielen will: „An die Hausaufgaben kommst Du nicht mehr ran, weil ich darauf liege, bis Du mich beachtest."
Im Jahr 2020, pünktlich zur Technologiemesse CES in Las Vegas, haben die Menschen diese natürliche Beziehung umgekehrt. Die Katze ist der Menschen Diener geworden. Jetzt steht nicht mehr die Mieze da und maunzt, bis ihr Futter serviert wird. Zumindest in rund 2.000 chinesischen Restaurants weltweit könnte bald ein Katzenwesen namens „Bella Bot" vorbeikommen und den Menschen die georderten Speisen auf Tabletts auftragen. Die Gäste dürfen den niedlichen Kopf hinter den Ohren streicheln und sich ein wenig anbiedern, bis das Roboter-Tier aus dem Hause Pudu Tech freundlich erklärt, dass es jetzt weiterarbeiten muss. Mit „smarter Interaktion" honoriert „Bella Bot" zuvor noch das wahrgenommene Streicheln mit dem Lob, wie angenehm warm die Hand des Kraulers sei.
Zurück bleibt das Essen, das sich die Menschen vom Tablett-Wagengestell, welches das Unterteil des freundlichen Service-Roboters bildet, genommen haben. „Bella Bot" zwinkert und zieht mit exakter Navigation weiter. Der chinesische Hersteller von intelligenten Lieferrobotern, Pudu Tech, offeriert die Servier-Mieze dort, wo Kellner fehlen. Unter anderem 3-D-Sensoren sorgen dafür, dass sich die großen Katzenmaschinen mit kontrollierten Bewegungen an die richtige Position schieben. Ihren Roboter-Kollegen weichen sie mit: „Wir sehen uns!" geschickt aus.
Auch zu Hause grüßt und wartet auf Menschen künftig ein freundliches Maschinen-Tier, das irgendwie mehr nach Katze aussieht als eine lebendige Mieze auf dem Erklär-Video des Herstellers Elephant Robotics, auch wenn es der Techniknachbildung an Fell mangelt. Diese sogenannte Mars Cat sieht, fühlt, hört, schläft und streckt sich. Die nach Herstellerangaben erste bionische Kuschelkatze der Welt soll sich an der Natur echter Katzen orientieren und sogar mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattet sein. Dennoch entwickelt die Robo-Mieze eine Persönlichkeit nach Vorstellung ihrer Besitzer. Das unterscheidet sie von lebendigen Haustigern, die ihren Menschen doch klare Grenzen setzen.
Die Menschen können mit der bionischen KI-Katze forschen, programmieren und lernen. Entwickelt wurde die Bionik-Mieze von Elephant Robotics, einer chinesischen Firma, die auch „Cobots" baut, also Roboter, die mit Menschen zusammenarbeiten. Knuddeln und Spielen stehen bei der Robo-Katze ebenfalls auf der Programmierung. Damit unterhält die „Mars Cat" auch eine echte Katze im Haus, wenn Mensch gerade nicht da ist. Wenn es der gefällt.
Was eine lebendige Mieze wohl über ihre Bionik-Nachbildung denkt? Duft- und Botenstoffe fehlen der Mars Cat. Auslöser zum Markieren von Revieren im Haus wird das Technik-Tier deshalb vermutlich nicht an die echte Mieze senden. Zum Glück der Besitzer. Sonst würden diese wohl doch eher die Roboter-Katze des Hauses verweisen, 700 Dollar Anschaffungskosten via Kickstarter hin oder her.