Eigentlich ist doch alles fein säuberlich sortiert in einer Welt, die ansonsten gern in der Post-Übersichtlichkeitsära gewähnt wird. Da findet einer in der politischen Auseinandersetzung klare Worte, die auf große Zustimmung stoßen, gleichzeitig keilen die Angegriffenen zurück, und im Netz brechen sich Tiraden Bahn, die Ermittler auf den Plan rufen. Geblieben wäre einmal mehr die Frage nach dem Zustand unserer Gesellschaft, die so ziemlich alle derzeit etwas rat- und hilflos dastehen lässt – außer jenen, deren erklärtes Ziel eben dieser Zustand ist.
Nun sorgt bekanntlich auch unter den Unterstützern der klaren Worte der Umstand für Streit, dass diese Worte erklärtermaßen ein Gewerkschafter und Polizist gefunden und sich in Uniform dazu bekannt hat. Darf der das in Uniform? Darf er nicht, meint das Innenministerium, und veranlasst ein „Sensibilisierungsgespräch". Nun will ich als Nicht-Jurist nicht über die Auslegung der Neutralitätspflicht eines Beamten spekulieren. Als Bürger, der auch schon Mal die Hilfe der Polizei in Anspruch nehmen musste und mit anderen Beamten zu tun hatte, weiß ich diese Errungenschaft eines demokratischen Rechtsstaates aber durchaus zu schätzen. Mindestens ebenso, wie dass ein Bürger, der Gewerkschafter und Polizist ist, in einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung klar Position bezieht.
Nun lässt sich sicherlich trefflich über das ein oder andere Vorgehen in diesem Zusammenhang streiten, und einiges gäbe auch Stoff für „Sensibilisierungsgespräche" her. Aber daraus einen großen Koalitionsstreit wachsen zu lassen, ist nicht nachvollziehbar. Was sollte ein womöglich verunsicherter Bürger davon halten, wenn ziemlich unisono inhaltliche Zustimmung signalisiert wird, gleichzeitig aber ein Streit über eher Formalia die Aufmerksamkeit auf sich zieht?
Die notwendige gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung und damit das inhaltliche Anliegen bringt das wohl kaum weiter. Genau das aber ist die eigentliche Herausforderung – und die wird absehbar nicht geringer.