Seit 70 Jahren steht „Die Kaffeebohne" in Saarbrücken für höchsten Kaffeegenuss. Sabine Winkler-Baronsky führt das Geschäft seit sieben Jahren ganz im Sinne der Gründerfamilie Menn weiter.
Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte an der Saar französisches Leben vor. Es gab jede Menge Feinkostgeschäfte in der saarländischen Metropole. Das „Saarvoir-vivre" ist wohl in dieser Zeit entstanden. Irgendwo habe ich gelesen, dass der Kaufhof damals die beste Käsetheke außerhalb Frankreichs betrieb. Bei „Feinkost Kröss" in der Bahnhofstraße traf man sich am Morgen auch schon mal auf eine Flasche Champagner. Mittags ging es in zahlreichen guten Restaurants nicht anders zu als in Paris, Nancy oder Straßburg. Das blieb auch lange nach der Angliederung des Saarlandes an die Bundesrepublik Deutschland 1959 so.
Ein kleines Fachgeschäft in der Saarbrücker Bahnhofstraße hatte von Anfang an zahlreiche Kunden, und das ist bis heute so. „Die Kaffeebohne" wurde am 2. Dezember 1950 eröffnet, feiert in diesem Jahr also ihr 70-jähriges Bestehen. Ganze Generationen kauften hier die unterschiedlichsten Kaffeeröstungen. Jahrzehntelang war Willi Menn das Gesicht der „Kaffeebohne", ein Saarbrücker Kaufmann, der diesen Laden über Jahrzehnte mit seiner Frau Ortrun führte. Sie starb 2011, Willi Menn stand bis zu seinem Tod 2013 im Laden – mit 85 Jahren. Freunde des Hauses wussten genau, wann Willi Menn röstete. Das war ein-, zweimal in der Woche der Fall. Dann zog der Duft gerösteter Bohnen durch die Bahnhofstraße und über den St. Johanner Markt. Zahlreiche Kunden kauften ihren Kaffee am Tag der Röstung direkt aus der Röstmaschine. Frischer ging es nicht! Bekannt war Ende des vorigen Jahrhunderts auch das „Café Menn" am Hauptbahnhof. Walter Menn betrieb es, ein Cousin. Der Kaffee stammte natürlich aus der „Kaffeebohne". Familie Menn arbeitete immer eng zusammen. Um 1970 gab es auch noch ein kleines Hotel an der Hohen Wacht, ebenfalls von Familie Menn betrieben.
„Die Kaffeebohne" ist heute noch im Familienbesitz. Sabine Winkler-Baronsky leitet seit einigen Jahren das kleine, aber feine Geschäft. Sie ist diesem Laden seit ihrem 15. Lebensjahr verbunden. Willi Menn war ihr Großcousin, Winkler-Baronsky bekam hier ihren ersten Ferienjob. Eigentlich ist sie studierte Architektin, doch manchmal suchen Menschen keinen Beruf, sondern eine Berufung. Ein Leben ohne „Kaffeebohne" ist für sie möglich, aber sinnlos, wie sie sagt.
Kaffee ist heute mehr denn je ein besonderes Kulturgut. Viele Menschen besuchen Kaffeeseminare, die Zubereitung eines guten Kaffees ist für so manchen Zeitgenossen ein Stück Lebenseinstellung. „Die Kaffeebohne" verkauft heute mehr Bohnen als gemahlenen Kaffee. Gemahlen wir heutzutage häufig zu Hause. Vor allem junge Menschen legen immer mehr Wert auf einen guten Kaffee. Ich beobachte seit einigen Jahren, dass auch viele Firmen großen Wert auf hochwertigen Kaffee legen. Auch der Handfilter ist wieder angesagt. Wenn meine Mutter in meinen Kindertagen Kaffee aufbrühte, klingelte es zwei Minuten später meist an der Tür, und die Nachbarin, die gern Kaffee trank, stand davor. Selbst in Japan, wo traditionell eher Tee getrunken wird, gilt Kaffee inzwischen als Kultgetränk.
Von der Handmühle bis zum richtigen Kaffeefilter
Aber zurück zur „Kaffeebohne". Diese bezieht den Rohkaffee aus Bremerhaven. Vom gleichen Händler, bei dem schon Willi Menn einkaufte. Bis heute sind die Mischungen im Sortiment, die der Vorgänger bereits anbot. „Diese Mischungen müssen wir einfach anbieten, sonst machen unsere Kunden uns einen Kopf kürzer", sagt Winkler-Baronsky und lacht. In den vergangenen Jahren hat sie das Angebot aber ergänzt durch einige sortenreine Kaffeebohnen von kleinen Plantagen. Sie weiß, woher dieser Kaffee kommt und dass die Kaffeebauern dafür fair bezahlt werden. Manche Kaffeesorten sind eher für den Kaffeevollautomaten geeignet, andere eher für das Aufbrühen mit Kaffeefilter. Die Espresso-Sorten sind etwas dunkler geröstet, das lernte Willi Menn damals von seinem italienischen Schwager. Tradition verpflichtet!
Durch familiäre Bande begründet, hat das kleine Kaffeehaus „Im blauen Fenster" am St. Arnualer Markt ausschließlich Kaffeespezialitäten von der „Kaffeebohne". Alle, die unterschiedliche Bohnen mal testen wollen, können das hier tun. Favorit ist in diesem kleinen Kaffeehaus die Monsooned-Espresso-Bohne – hat etwas mit Monsunregen zu tun. Diese Bohne wächst in den Höhenlagen Indiens. Nach der Ernte lässt man dort den Rohkaffee noch einige Wochen liegen, bis die heftigen Tropenschauer ein-, zweimal drübergezogen sind. Das ergibt dann ein sehr harmonisches Säurebild und einen ausgewogenen Geschmack. Diese Bohnen werden intensiv, aber schonend geröstet. Eine schonende, lange Dunkelröstung mit sehr intensivem Geschmack und Karamellnote. Daraus machen sie hier Espresso, Kaffee und Cappuccino.
Kunden finden in der „Kaffeebohne" eine große Auswahl an Sorten sowie eine große Teeauswahl – 170 Sorten. Die Chefin und ihre kompetenten Mitarbeiterinnen beraten Kunden gern. Zweimal die Woche wird geröstet, den ganzen Vormittag über, oft von 9 bis 14 Uhr. Die Kaffeeröstmaschine steht im rechten Fenster, und man kann zuschauen.
Das Ladengeschäft ist nicht übermäßig groß, allerdings bietet es eine Vielzahl genussvoller Verführungen. Interessierte finden auch viele Utensilien zum richtigen Aufbrühen – von der Handmühle bis zum richtigen Kaffeefilter. Daneben finden sich besondere Schokoladensorten und Pralinen. Aus der Schweiz etwa, von Läderach. Aber auch Schokolade aus Saarbrücken, von „Florentine". „Florentine" hat sich in der Kaltenbachstraße bei „Brot & Sinne" eingemietet. Dort wird eine ganz besondere Schokolade hergestellt. Handgemacht, mit viel Geschmack.
„Die Kaffeebohne" ist ein Laden, in dem man sich in aller Ruhe umsehen sollte. Mancher wird hier auch Überraschendes finden. Denn diese kleinen, inhabergeführten Läden haben vieles, was bei den großen verloren gegangen ist. Und dies von besonderer Qualität und einem ganz besonderen Geschmack!