Landwirte kämpfen ums Überleben. Sie sehen sich durch politische Vorgaben und Vorschriften an den Rand der Existenz gedrängt.
Christian Kau vom Stockbornerhof in der Südwestpfalz bewirtschaftet seinen Hof in der fünften Generation. Unter seinen Dächern stehen 160 Rinder, davon 50 Milchkühe. 30 Jahre lang haben seine Eltern und später seine Frau die Kühe im Melkstand gemolken. Heute erledigt das Robby, der Melkroboter. Das entbindet aber nicht von ihrer Anwesenheit und der Kontrolle, ob mit den Eutern alles in Ordnung sei, sagt Christian Kau. Er sieht sich durch die Politik immer wieder neuen Herausforderungen ausgesetzt. Es gelte das Gesetz: „Wachsen oder Weichen". Dabei wolle er gar nicht so dringend wachsen. Die Größe seines Betriebes würde ihm völlig ausreichen, wenn seine Frau und er mit den vier Kindern denn davon leben könnten. „Der Milchpreis liegt bei 32 Cent für den Liter Milch. Nach einer Vollkostenrechnung müsste ich aber 45 Cent verdienen", sagt Kau.
Die Politik wolle Familienbetriebe, mache aber Politik für Großbetriebe. Dabei sei in der Südwestpfalz fast jeder Betrieb ein Familienbetrieb. So sollen die Betriebe neue Güllelager bauen, über Monate war aber nicht klar, wie der genaue Bedarf sein würde. Nun endlich konnte Kau aus der neuen Düngeverordnung herauslesen, dass er seine Lagerkapazität von derzeit rund 1.000 Kubikmeter auf mindestens das Doppelte ausbauen muss. Für Ackerbauern bleiben nur noch drei Monate für die Ausbringung der Gülle in der restlichen Zeit muss gelagert werden. Er als Grünlandbesitzer darf insgesamt fünf Monate lang Gülle ausbringen, allerdings nicht mehr als 60 Kilogramm Stickstoff pro Hektar. Die neue Auflage wird die Familie Kau 250.000 Euro kosten. Christian Kau bemängelt, dass die Politik viele Auflagen aus dem Bauch heraus entscheide und keine Planungssicherheit mehr für die Landwirtsfamilien da sei.
Viele Auflagen – keine Sicherheit
Um auf die Lage der landwirtschaftlichen Betriebe aufmerksam zu machen, hat er grüne Holzkreuze auf seinen Feldern in der Nähe von Straßen aufgestellt. Sie sollen auf das Höfesterben aufmerksam machen und die Menschen wachrütteln. „Die von Willi Kremer-Schillings erstmals umgesetzte Idee war zunächst als stiller Protest gedacht, dann wurde daraus eine Graswurzelbewegung", hat Kau festgestellt. Und tatsächlich sieht man die grünen Kreuze mittlerweile auf vielen Feldern.
Auch mit dem Spritzen hat Kau so seine Probleme. Früher beizte er sein Saatgut etwa gegen den Rapserdfloh, einen der größten Schädlinge im Rapsanbau. Die Beizung ist seit 2016 verboten. Um das gleiche Ergebnis zu erzielen, müsse er nun viermal raus aufs Feld und spritzen. Das Problem, das er mit unserer Politik hat, sei, dass „selten nach wissenschaftlichen Aspekten" entschieden werde. „Haben wir tatsächlich ein Insektensterben?", fragt Kau. Eine Art der Wildbiene sei verschwunden, dafür seien drei neue Arten entdeckt worden. Was der Biene den Garaus mache, sei die Varroamilbe. Hingegen werde die Landwirtschaft als einziger Verursacher dargestellt. Er benutze meist die bienenungefährlichen B1-Spritzmittel. Sollte er doch einmal zu einem B2-Mittel greifen müssen, weil etwa Resistenzen des Rapsglanzkäfers gebrochen werden müssten, sei das Mittel nur nachts auszubringen, damit es die Bienen nicht gefährde. Wer zuwiderhandele, könne mit Geldstrafen bis zu 50.000 Euro belegt werden, sagt Kau. Auch das Auftauchen der Kirschessigfliege mag er nicht mit dem Insektensterben zusammenbringen. „Es treten immer mehr neue Schadinsekten auf", sagt Kau und nennt auch den asiatischen Marienkäfer, der unsere heimischen Marienkäfer auffresse.