Die momentane Krise macht nicht vor den Toren der Tierheime halt. Vielerorts kämpfen Einrichtungen mit weniger Personal und fehlenden Helfern, und vor allem mit dem Wegbrechen von Spenden. FORUM hat sich stichprobenartig umgehört.
Sigrid Skorz ist besorgt. „Ich fürchte, wir werden mehr Abgabetiere bekommen als sonst", sagt die Mitarbeiterin des Tierheims in Homburg. Schuld ist das Coronavirus, das mittlerweile alle Bereiche unserer Gesellschaft verändert. „Die Leute, die dadurch weniger Geld verdienen oder gar kein Geld mehr, werden ihre Tiere abgeben müssen." Denn Hunde, Katzen, Mäuse und Co müssen fressen und werden auch mal krank. Je nachdem können da schon mal größere Ausgaben anfallen. Doch durch die Corona-Krise wird es vielen Menschen in unserem Land finanziell schlechter gehen. Dann wird das Haustier zum Luxus und muss unter Umständen gehen. „Das lässt nicht mehr lange auf sich warten", ist sich Sigrid Skorz sicher. Doch nicht nur diese Sorge macht dem Homburger Tierheim zu schaffen. „Wir haben im Moment geschlossen, das heißt, dass es keine Besucher gibt und auch unsere Stamm-Gassigeher fallen weg. Die Hunde drehen ein bisschen am Rad, weil sie momentan nur auf die Auslaufwiesen dürfen." Die rund zehn Beschäftigten können die vielen Spaziergänge nicht auffangen, haben sie ja schon so genug mit der Pflege ihrer tierischen Bewohner zu tun. „Und ab nächsten Monat haben wir Kurzarbeit", sagt Sigrid Skorz. Dann wird es noch eine Spur härter für die Tierpfleger. Deshalb findet zurzeit auch keine Vermittlung statt, was Sigrid Skorz besonders leid tut. „Leider merken wir auch einen Spendenrückgang. Unsere Spendenboxen in den Geschäften füllen sich nicht mehr so schnell."
Auch im Tierheim Saarbrücken fehlen Spenden. „Dadurch, dass es keine Besucher gibt, bleibt unser Spendenkässchen leer und auch bei den Futterspenden kommt fast nichts mehr", bedauert Tierheimleiterin Elke Leismann. Futterspenden zum Beispiel könnten gerne einfach vors Tor gestellt werden oder per Terminvereinbarung abgegeben werden. „Außerdem haben wir bei Amazon eine Wunschliste, und der Kölle-Zoo in Saarbrücken macht eine Osteraktion für uns. Und dann gibt es noch die Futtersammelstellen in den Geschäften." Damit das Coronavirus nicht die Versorgung der Tiere gefährdet, arbeiten die Mitarbeiter im Saarbrücker Tierheim momentan in zwei Gruppen, die sich im Neun-Tage-Rhythmus abwechseln. Dabei werden die festen Angestellten von einigen langjährigen Ehrenamtlichen unterstützt. „Das sind die, die auch einen Schlüssel haben, die dürfen weiterhin kommen", erklärt Elke Leismann. Und betont aber: „Sie sind nicht mit uns in Kontakt. Man spricht sich auf dem Hof mit genügend Abstand ab. Jeder bleibt in seinem Bereich." Einige dieser festen Ehrenamtlichen hätten momentan auch mehr Zeit, zum Beispiel weil sie in Kurzarbeit sind. „Die gehen verstärkt mit den Hunden spazieren", freut sich Elke Leismann, die versucht, dass jeder Hund wenigstens einmal seine Gassirunde bekommt. Was bisher gelingt.
Mehr Ehrenamtliche kann das Tierheim aber zurzeit nicht annehmen, bedauert sie. „Wir bekommen ständig Angebote von Menschen, die gerade Kurzarbeit haben oder freigestellt sind, die Zeit haben und gerne helfen würden. Aber das geht leider nicht, weil dann zu viele Leute auf dem Gelände wären."
Vermittlungen sind kaum möglich
Die Vermittlung von Tieren stockt natürlich. „Das geht nur mit Terminabsprache. Interessenten können sich per E-Mail melden. Wir versuchen dann, per Mail oder Telefon schon mal abzuklären, ob das jeweilige Tier passen könnte." Will der Interessent sich das Tier anschauen, kann er nach Terminabsprache vorbeikommen, allerdings nur eine Person. „Im Moment ist allerdings kaum eine Vermittlung möglich, die Leute haben andere Sorgen", bedauert Elke Leismann. „Es meldet sich kaum jemand." Zum Glück ist aber die Anzahl der Abgabetiere bis jetzt nicht nach oben gegangen. „Es bewegt sich noch im normalen Rahmen", freut sich die Tierheimleiterin. „Wir sind noch guter Stimmung. In der großen Hoffnung, dass bald alles vorbei ist."
Auch im Katzenhaus in Oberwürzbach stellt man zurzeit keine vermehrte Abgabe von Tieren fest. „Wir haben Glück im Unglück", sagt Beatrice Speicher-Spengler, Erste Vorsitzende des Deutschen Tierschutzbundes Saar. „Vor den Sommerferien wäre es eine Katastrophe gewesen, denn ab Juni wird es erfahrungsgemäß mehr. Dann kommen die ganzen Katzenbabys." Auch das Katzenhaus ist bis auf weiteres für Besucher geschlossen. Notfälle würden aber nach wie vor aufgenommen, betont Speicher-Spengler. Auch hier sind die Futterspenden drastisch zurückgegangen. Nicht nur damit hat der Verein zu kämpfen. „Wir arbeiten momentan mit Notbesetzung. Die Arbeit von zehn machen jetzt vier Leute. Auf Dauer wird das natürlich nicht funktionieren", zeigt sich Beatrice Speicher-Spengler besorgt. Interessenten können sich nach wie vor melden und auch der Tiernotruf wäre noch erreichbar. „Da sitzt ein Mann, wir haben auch keinen Ersatz momentan, hoffen wir, dass er nicht krank wird."
Auch in Rheinland-Pfalz herrschen strengere Regeln, womit zum Beispiel das Tierheim in Pirmasens klarkommen muss. Einen Corona-Fall gibt es unter den Mitarbeitern zum Glück noch nicht, wie die Geschäftsführerin Evi Hopmeier berichtet: „Das wäre eine Katastrophe, weil dann ja alle in Quarantäne müssten." Der Notfallplan sieht für den Fall vor, dass dann Freunde, Verwandte und langjährige Ehrenamtliche aktiviert werden müssten. Denn die Tiere müssen ja weiter versorgt werden. Dass niemand krank wird, dafür versucht das Tierheim mit gründlicher Hygiene, genügend Desinfektionsmittel und dem notwendigen Abstand zu sorgen, wie Evi Hopmeier versichert: „Wir haben auch viele junge Leute, aber auch die zeigen Verantwortung." Für Besucher ist das Tierheim natürlich auch gesperrt und die Ehrenamtlichen dürfen aus Sicherheitsgründen auch nicht mehr kommen. „Da brechen uns die Gassigeher weg, und die Helfer im Katzenhaus, die zum Beispiel die Katzen streicheln und mit ihnen spielen." All das wird vom Personal aufgefangen, was aber laut Evi Hopmeier sehr gut funktioniert: „Länger arbeiten müssen sie zurzeit zum Glück aber nicht." Auch der Notfalldienst funktioniert derzeit noch. „Wir holen weiterhin zum Beispiel verletzte Tiere ab oder fangen Tiere ein und so weiter. Das Notfallhandy ist immer besetzt." Auch können Tiere weiterhin abgegeben werden. Dass es aber mehr werden, stellt man auch in Pirmasens glücklicherweise nicht fest. Dafür brechen aber auch die Futter- und Geldspenden weg, die sonst von den hier üblicherweise vielen Besuchern mitgebracht werden. Auf diese Spenden ist Pirmasens aber, genau wie alle anderen Tierheime, nach wie vor dringend angewiesen. •
Heike Sutor