Mit der Fortsetzung des Romans „Nächstes Jahr in Havanna" hat die Autorin Chanel Cleeton ein unterhaltsames Buch geschrieben, in dem sie sich „mit der Rückeroberung Kubas und der Rolle, die diese Auseinandersetzungen im globalen Zusammenhang spielen" auseinandersetzt. Dennoch betont sie, dass die Protagonistin Beatriz Perez ebenso wie ihre Freunde und Bekannte rein fiktive Gestalten seien. Es handelt sich also um keinen Schlüsselroman. Stattdessen betreibt Cleeton hier die Suche nach ihren Wurzeln – ihre Familie stammt ursprünglich aus Kuba. Erfrischend an „Wir träumten von Kuba" ist unter anderem auch die Tatsache, dass die Autorin keine hilflosen, unterdrückten Dritte-Welt-Figuren zeichnet. Sie zeigt die oft uncharmante Kehrseite der Medaille: Die Hauptfigur Beatriz stammt aus besseren Kreisen und will nicht verheiratet werden. Stattdessen möchte sie sich beruflich verwirklichen und stürzt sich in Affären mit mehreren Männern. Damit bringt sie viel Unglück in das Leben anderer Menschen, spürt aber nie so etwas wie ein schlechtes Gewissen.
Doch ihr zur Schau gestelltes Selbstbewusstsein gerät fast ins Wanken, als sie den charismatischen Politiker Nicholas Preston trifft. Ihr verblendeter Ehrgeiz, kombiniert mit den Gefühlen für einen Mann, der ihr charakterlich gesehen ebenbürtig und doch gesellschaftlich überlegen ist, mündet in ihre plötzliche Rolle als empörter „Maulwurf", einer Agentin, bei der man nie sicher sein kann, auf welcher Seite sie steht.
Beatriz ist kein südamerikanischer Engel, sondern intrigant, eitel, aber intelligent und manipulativ, wandelt zwischen Weltverbesserung und drohendem Gefängnisaufenthalt. Zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden fällt ihr immer schwerer und gipfelt in der größenwahnsinnigen Idee, Castro umzubringen. Damit löst sich die Verfasserin jedoch von langatmigen und einseitigen Schilderungen von Romanfiguren. „Wir träumten von Kuba" ist ein unterhaltsames Buch, das nach einer weiteren Fortsetzung schreit.