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WAS MACHT EIGENTLICH...

Für die Rolle der Holly Goodhead wurde Lois Chiles zufällig in einem Flugzeug entdeckt
Foto: picture alliance / Everett Collection

… Lois Chiles?

Als CIA-Agentin Holly Goodhead in dem Bond-Film „Moonraker" wurde sie 1979 international bekannt. Außer­dem war das gefragte Top-Model in Filmen wie „Der große Gatsby" (1974) oder als J.R.-Geliebte in „Dallas" (1982/83) zu sehen. Seit 2005 arbeitet die heute 73-Jährige als Malerin und ist Mit-Vorsitzende einer Schule.

Die Rolle, die ihr Weltruhm bescherte, verdankt Lois Chiles dem Zufall, dass sie 1977 auf dem Rückflug von Dreharbeiten zu „Tod auf dem Nil" neben Regisseur Lewis Gilbert saß. Dieser lud sie spontan zu einem Testdreh ein und engagierte sie für die Bond-Rolle der smarten Wissenschaftlerin und Agentin Holly Goodhead. „Als man mir sagte, wie der Rollenname lautete, wusste ich, dass auf jeden Fall nicht meine Seele gefragt war", erinnert sich Chiles später und gestand, dass sie zuvor noch keinen Bond-Film gesehen und von der Rolle eines Bond-Girls nur ganz nebulöse Vorstellungen hatte: „Ich dachte damals: Wie bringe ich das nur meinen Eltern bei." Um „Moonraker – Streng geheim" zu promoten, musste Chiles damals durch die ganze Welt reisen: „Ich hatte keine Ahnung von dieser massiven Publicity-Kampagne." Weil sie eine Zeit lang ihren krebskranken Bruder betreuen musste, hatte sie 1977 die angebotene Rolle des Bond-Girls in „Der Spion, der mich liebte" an Barbara Bach abgegeben und kam dann erst 1979 selbst zum Zug. Nach „Moonraker" flachte ihr Karrierehoch aber schnell wieder ab, denn die Bond-Rolle brachte ihr nicht den ganz großen Durchbruch, und es gab in der Folge nur wenige größere Engagements. In der Filmbranche heißt es sogar, die Rolle eines Bond-Girls sei ein Karriererisiko, zumal gerade in den 70ern kaum eine Frau auf den Status eines Sex-Symbols reduziert werden wollte. „Es gab auch dieses Stigma, dass diese Rolle dein Höhepunkt ist und du nie mehr andere Rollen bekommen kannst", erinnert sich Chiles 2012 in einem Interview. Trotzdem blieb sie als Darstellerin aktiv. „Nachrichtenfieber" (1987), „Keiner kommt hier lebend raus" (1991), „Speed 2: Cruise Control" (1997) oder die Bond-Parodie „Austin Powers – Das Schärfte, was Ihre Majestät zu bieten hat" (1997) sind ihre bekanntesten Filme. Zuletzt war sie 2006 in „Kettle of fish" auf der Kinoleinwand zu sehen. Erfolgreich war Chiles noch in ein paar TV-Produktionen, vor allem als sie 1982/1983 in der Kult-Serie „Dallas" einige Folgen lang die Geliebte von J.R. Ewing spielte oder 2005 von Quentin Tarantino in zwei Folgen von „CSI: Den Tätern auf der Spur" besetzt wurde.

Die 73-Jährige arbeitet seit 2005 als Malerin
Die 73-Jährige arbeitet seit 2005 als Malerin  - Foto: picture alliance / Photoshot

Ihr Bruder starb an Krebs

Dass es in den 80er-Jahren eher still um sie wurde, hatte für Chiles eher private Gründe. So zum Beispiel die wie oben erwähnte Krankheit ihres Bruders: „Es brach Ende der 70er viel über mich herein. Mein jüngerer Bruder wurde schwer krank, und ich nahm eine Auszeit, um mich um ihn zu kümmern." Außerdem habe sie sich damals von Eagles-Sänger Don Henley getrennt, mit dem sie zuvor drei Jahre lang liiert war. Chiles betont, dass sie durch diese privaten Krisen aber viel gelernt habe und erwachsener geworden sei. Erst nach vierjähriger Unterbrechung hat sie dann versucht, ihre Karriere wieder fortzusetzen, musste sich aber vorerst mit kleineren Filmrollen zufrieden geben.

Mitte der 80er-Jahre stand sie unter der Regie von José Ferrer auch in dem Tennessee-Williams-Klassiker „Die Katze auf dem heißen Blechdach" und einem weiteren Stück auf der Theaterbühne. Als sie 1999 den Tod ihres Vaters Clay, Bruder des Ölmagnaten Eddie Chiles, zu verkraften hatte, zog sie wieder in ihre texanische Heimatstadt Houston, um ihrer Mutter Barbara und ihrem jüngeren Bruder Bill zur Seite zu stehen. 2001 traf Chiles dann ein weiterer Schicksalsschlag: Bei ihr wurde Brustkrebs diagnostiziert. Als sie diese Krankheit 2005 überwunden hatte, unterrichtete die Uni-Absolventin eine Zeit lang als Honorarprofessorin für Schauspiel am Theaterinstitut der Universität Huston.

Interesse an Philantrophie

Seit dem Tod ihres Bruders Clay 1978 durch das Non-Hodgkin-Lymphom engagiert sich Chiles finanziell in der Erforschung und Prävention dieser Erkrankung und versucht zudem, durch ihre Popularität Geld für entsprechende medizinische Projekte zu beschaffen. Nach ihrer Heirat 2005 mit dem Wallstreet-Wertpapierhändler und Philanthropen Richard Gilder zog sie sich weitgehend aus dem Film-Business zurück, siedelte mit ihrem Mann nach New York über und widmete sich der Malerei. Heute arbeitet Chiles täglich bis zu fünf Stunden ohne Unterbrechung in ihrem New Yorker Studio, wobei ihr Lieblingsthema der nackte weibliche Körper ist. Ihre Arbeiten, für die sie meist professionelle Akt-Modelle verpflichtet, sind auch auf größeren Ausstellungen zu sehen, wie beispielsweise 2016 in der renommierten Octavia Art Gallery in Houston.

Durch Richard Gilder hat sich Chiles in den vergangenen Jahren auch der Philanthropie zugewandt. Das Paar betreut gemeinsam mehrere wohltätige Einrichtungen, zu denen vor allem die New York Historical Society und das Gilder Lehrman Institute of American History gehören. Die Sommer verbringen beide oft auf einem sehenswürdigen historischen Anwesen in Islesboro/Maine, haben jedoch noch weitere Wohnsitze in New York City, Los Angeles und Houston. Sie unterstützen zudem als Mit-Vorsitzende finanziell die aufs Studium vorbereitenden Internats-Schule Northfield Mount Hermon in Massachusetts, die inzwischen ihr Theater nach dem wohltätigen Ex-Bond-Girl benannt hat.

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