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WAS MACHT EIGENTLICH...

Jacqueline Bisset wurde von den Männern immer umschwärmt und hatte mehrere Affären
Foto: picture alliance / Captital Pictures

… Jacqueline Bisset?

In den 70ern war sie eine der ersten Schauspielerinnen, die Gagen jenseits der Eine-Million-Dollar-Grenze bekamen. In über 50 Filmen spielte sie an der Seite großer männlicher Kollegen. In diesem Jahr sollen zwei neue Filme der 75-Jährigen in die Kinos kommen.

Es ist schwer, gute Rollen zu bekommen. Aber wenn eine Chance besteht, muss man sie ergreifen", so beurteilte Jacqueline Bisset 2018 die „Geschäftslage" für eine über 70-jährige Schauspielerin. „Mit 40 sagten alle: Diese Angebote musst du jetzt annehmen, denn mit 70 fragt dich keiner mehr. Ich dachte damals: Ich werde dann immer noch gut sein. Und hier bin ich immer noch", betonte sie 2019 in einem Interview mit dem „Guardian". Und in der Tat kann sie sich in den vergangenen Jahren über mangelnde Erfolge nicht beklagen: Nach einigen früheren Filmpreis-Nominierungen wurde sie 2013 mit dem Golden Globe für die beste Nebenrolle in einer TV-Serie ausgezeichnet („Dancing on the Edge") und durfte sich 2015 über den Stanislavsky Award bei den Internationalen Moskauer Filmfestspielen freuen. 2018 wirkte sie in der Fernsehserie „Counterpart" mit und war unter anderem im Kinofilm „Im Hier und Jetzt – Der beste Tag meines Lebens" und in Til Schweigers US-Version von „Honig im Kopf" zu sehen. 2019 spielte sie eine der tragenden Rollen in der TV-Verfilmung des „New York Times"-Bestsellers „Very Valentine". Noch in diesem Jahr sind die Premieren zweier weiterer Filme mit ihr vorgesehen: In „Loren and Rose" und dem französischen Streifen „Madeleine Collins" übernahm Bisset Hauptrollen. Außerdem steht sie derzeit noch für zwei weitere Produktionen vor der Kamera: für den französischen Film „Messe Basse" und den in Paris spielenden Ballett-Film „Birds of Paradise".

Unglücklich über ihr Aussehen

In diesem Jahr sollen zwei neue Filme der 75-Jährigen in die Kinos kommen
In diesem Jahr sollen zwei neue Filme der 75-Jährigen in die Kinos kommen - Foto: picture alliance / Captital Pictures

Rückblickend auf fast 50 Jahre Filmgeschäft bekennt Bisset, dass sie die „große Maschine Hollywood" mit dem ganzen Drumherum nie wirklich gemocht hat. „Ich liebe die Intimität eines Films. Und die Filme, die ich mag, sind meist Independent-Filme. Das war immer mein Geschmack, aber unglücklicherweise bekommt man dafür fast keine Gage." Inzwischen ist Bisset längst von Kalifornien nach England zurückgekehrt und lebt heute zeitweise wieder in Tilehurst in jenem historischen Landhaus, in dem sie aufgewachsen ist. Trotzdem trifft sie sich noch regelmäßig mit ihrer amerikanischen Patentochter Angelina Jolie, mit der sie im Vorjahr sogar einen gemeinsamen Frankreich-Urlaub gemacht hat.

Obwohl Bisset von dem Magazin „Newsweek" einmal „als schönste Schauspielerin ihrer Zeit" bezeichnet worden war, gestand sie 2015 in „Mail online", dass sie nie so ganz glücklich mit ihrem Aussehen war, weil ihre Eltern ihr in dieser Hinsicht nie das entsprechende Selbstvertrauen gegeben hatten. Trotzdem wurde Bisset in den 70er-Jahren zum Männerschwarm. Nicht zuletzt wegen der erotischen Tauchszene in dem Film „Die Tiefe" oder der leidenschaftlichen Nacktszene in „Secrets". Auch viele prominente Filmpartner erlagen ihren Reizen, es blieb aber meist bei kurzen Affären. Dazu kamen fünf längere Beziehungen wie etwa zu dem Schauspieler Michael Sarrazin (1967 bis 1973), dem russischen Tänzer Alexander Godunov (1981 bis 1988) oder zuletzt dem deutlich jüngeren Schweizer Kollegen Vincent Pérez und dem türkischen Kampfkunst-Lehrer Emin Boztepe. Seitenhiebe wegen des großen Altersunterschiedes von knapp 20 Jahren zu den beiden Letztgenannten hat Bisset stets energisch als „dumm, respektlos und neidisch" bezeichnet. Trotz der vielen Männerbekanntschaften ist sie bis heute unverheiratet geblieben. „Mal wollte ich, aber er nicht, ein anderes Mal war es dann umgekehrt."

Botox lehnt sie ab

Außerdem liebe sie ihre Unabhängigkeit. „Ich war mit einigen sehr interessanten Männern zusammen, und alle waren schwierig. Aber wenn ich jemanden wirklich liebe, entschuldige ich vieles", sagte sie kürzlich. Aktuell habe sie keine Beziehung, was sie aber vermisse. Denn Frauen in ihrem Alter wünschten sich schon noch Sex, nur wollten die Männer nicht mehr mit ihnen schlafen, gestand sie offen in einem Interview. Bisset sieht man ihr Alter nicht an, obwohl sie sich von Schönheitschirurgen fernhält und Botox-Spritzen ablehnt. „Die plastische Chirurgie beweist nur die Unsicherheit der Frauen", betont sie im „Guardian". Zwar wisse sie, dass gerade der weibliche Körper die Männer glücklich macht: „Aber was der Mensch wirklich braucht, ist Wärme." Bisset beklagt auch den „krankhaften Narzissmus", der einem ständig begegnet: „Er ist überall, vor allem in der US-Politik – dieser Mangel an Wahrhaftigkeit, dieses Balzen und die Lügen: Das ist gefährlich und fördert nur die Geringschätzung des anderen."

Dass die „Me-too"-Bewegung zu wirklichen Veränderungen in der Filmbranche geführt hat, glaubt Bisset nicht. Weil jedoch die Frauen zu kämpfen gelernt hätten, gebe es in der Branche mehr aggressives Verhalten gegen sie. „Die wichtigste Rolle in Hollywoods Büros spielt immer noch das Geld. Und die Filme mit männlichen Hauptdarstellern machen einfach mehr Geld an den Kinokassen", klagt die 75-Jährige in der „Wiener Zeitung". Die Sexualisierung der Frau im Showgeschäft halte daher weiter an. Zudem gebe es zu wenige Rollen für Frauen, in denen sie subversive, starke Charaktere spielen können.

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