Trend: Madame de Pompadour 2020
Diesen Sommer lässt das 18. Jahrhundert in der glamourösen Abendgarderobe wieder grüßen. Wobei sich die Fashion-Experten uneins darüber sind, ob sie den neuen Look nach der Edel-Mätresse Madame de Pompadour oder der französischen Königin Marie Antoinette benennen sollen. Spielt aber auch keine Rolle, da beide Damen in Versailles unter ihren bodenlangen Roben ausladende, die weibliche Hüfte betonende Reifröcke namens Paniers trugen.
Das ist denn auch das auffälligste Detail des neuen Trends zur barocken Überschwänglichkeit, die sich zusätzlich auch noch in Schleppen, Megaschleifen, Spitzen oder Hammelkeulenärmeln niederschlägt. Wer in diesen voluminösen, aufbauschenden Klamotten auftritt, braucht auf jeden Fall ausreichend Platz. Sie sind ein unübersehbares Statement fern jeglicher Bequemlichkeit. Dass man damit nicht sitzen konnte, war der Grund dafür gewesen, warum Reifrock einst aus der Damenmode eliminiert worden waren. Möglicherweise haben sich die Designer gedacht, dass sich nach der dramatischen Betonung der Schultern nun ein ähnlicher Effekt für die weibliche Hüften nach barockem Vorbild anbieten könnte.
Wie dem auch sei. Selbst der für seinen modernisierten Streetstyle berühmte Demna Gvasalia ist für Balenciaga bei diesem opulenten Style mit am Ball und zwar mit cleanen Samtröcken. Bei Loewe oder Molly Goddard erlauben die aufgeplusterten Röcke viel Durchblick auf nackte Haut. Doch den Vogel in Sachen voluminöser Üppigkeit schießt Thom Browne ab, wobei bei ihm das komplizierte Stützgerüst unter vielschichtigem Klamotten-Layering komplett verborgen ist. Eine deutlich komfortablere Light-Version des Looks haben beispielsweise J. W. Anderson oder Richard Quinn mit beckenaufgepolsterten Stücke umgesetzt. Auch mit auf dem Trendzug dabei: Vivienne Westwood, Comme des Garçons, Louis Vuitton und Sandy Liang.
Maskuline Satin-Fashion
Eigentlich ist das ebenso weiche wie geschmeidige Gewebe von jeher nur in der Damenmode angesagt, wo es die Designer bis zurück in die 1950er-Jahre zu schätzen gelernt haben. Diesen Sommer hat Satin aber auch seinen unübersehbaren Einzug in die Menswear gehalten. Vor allem in Paris war es in vielen Kollektionen von Dior bis Dunhill vertreten und wurde besonders zu figurbetonten Anzügen und eleganten Overcoats verarbeitet. Dries Van Noten, Saint Laurent und Loewe präsentierten aber auch Hemden und Hosen aus diesem Material, das in der Kollektion von Balmain in einer futuristischen Variante daherkam. Außerhalb der Seine-Metropole tauchte Satin beim chinesischen Brand Bon8 bei limonenfarbenen Mackintoshs auf, bei Charles Jeffrey wurden mit ihm kuttenähnliche Mäntel gestaltet, und Zegna verwendete es für Cropped-Jackets.