In Zeiten von Corona ist das Thema immunsystemischer Fragilität omnipräsent. Der Film „Human Nature – die CRISPR Revolution" könnte nicht pünktlicher als DVD erscheinen. Er schlägt die Brücke vom winzigen Virus bis zur menschlichen Zelle mit ihren Millionen Jahren alten „Lebensfäden" – der DNA als faszinierender Träger unseres genetischen Erbguts.
Der Film vermittelt den Status quo der Genomforschung mit ihren revolutionären Technologien. Bei der erst vor wenigen Jahren entdeckten „Genschere" CRISPR-CAS9 handelt es sich um eine der größten wissenschaftlichen Durchbrüche des 21. Jahrhunderts. Diese „Spacers" (Lücken zwischen den DNA-Strängen) werden aus bakteriellen Immunsystemen extrahiert und ermöglichen eine noch nie dagewesene Kontrolle über die Bausteine des Lebens. Die Doku eröffnet damit einen sehr umstrittenen Korridor eines Für und Wider mit Flashback zu den wissenschaftlichen Anfängen.
So nimmt Genom-Pionier Robert Sinsheimer im historischen Einstiegs-Filmausschnitt (1966) den Zuschauer mit in den Grand Canyon Arizonas. In Milliarden Jahren haben Flüsse dort tiefe Schluchten gegraben. In einer Schicht von nur drei Zentimetern lässt sich 100.000 Jahre Menschheitsgeschichte ablesen. Die Geschichte der Wissenschaft wäre so gemessen ein Millimeter – die der Genetik ein Zehntel von Mikrometern.
Trotz diesem Wimpernschlag an Erkenntnissen scheint die Wissenschaft rasant fortzuschreiten. Eingerahmt in animierte Grafiken mathematischer DNA-Formeln tragen weltweit renommierte Experten und Expertinnen Erkenntnisse und Standpunkte vor. Aber auch Firmen, die CRISPR-CAS9 bereits gewinnbringend einsetzen, sind Teil des genomischen Reigens. Die Aussicht Krankheiten zu heilen, Biosphäre für den Artenschutz umzugestalten, einen Jurassic Park zu inszenieren oder einen genetisch perfekt ausgestatteten Astronauten „designen" zu können, verleitet dazu, Gott zu spielen. „Das ist kein Science-Fiction mehr, sondern ein Science-Facts", bemerkt Gen-Forscher George Church gegen Ende.