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WAS MACHT EIGENTLICH...

Mark Spitz bei den Olympischen Sommerspielen 1972
Foto: picture-alliance / Sven Simon

… Mark Spitz?

Mit einer „Stars and Stripes"-Badehose und sieben Goldmedaillen posierte er 1972 für Werbezwecke und wurde zum Vorreiter der Athletenvermarktung. Der heute 70-jährige „Schwimmer des 20. Jahrhunderts", neunfache Olympia­sieger und 33-fache Weltrekordler ist inzwischen Immobilienmakler und hält Motivationsvorträge.

Als Olympia-Athlet hätte ich nie gedacht, mir mal über meine Herzgesundheit Gedanken machen zu müssen", sagt Mark Spitz. Im September 2019 erlitt er bei der Gartenarbeit einen Schwächeanfall und der Notarzt diagnostizierte ein Vorhofflimmern. „Ich war geschockt, habe aber dann erfahren, dass Athleten ein um 38 Prozent höheres Risiko für eine solche Herzrhythmusstörung haben." Seitdem hat sich im Alltag von Spitz einiges gravierend verändert, denn zur Überwachung seines Herzens muss er heute einen mobilen EKG-Monitor („Alive-Cor Kardio Mobile") tragen, der sein Herz überwacht. Wie bei einem geschickten Selbstvermarkter nicht anders zu erwarten war, agiert die Schwimmlegende natürlich seitdem auch als Werbebotschafter dieses medizinischen Systems. Außerdem hält Spitz eine strikte Diät mit viel frischem Obst und Gemüse und wenig Kohlehydraten. „Ich habe sogar wieder mit dem Schwimmen begonnen und mir wieder meinen Schnurrbart wachsen lassen", verrät er und fügt scherzhaft hinzu, dass er in seinem Swimmingpool heute fiktive Wettrennen gegen seinen „Legenden-Nachfolger" Michael Phelps austrägt.

„Ich musste nur ins Wasser gehen"

Der 70-Jährige ist inzwischen Immobilienmakler und hält Motivationsvorträge
Der 70-Jährige ist inzwischen Immobilienmakler und hält Motivationsvorträge - Foto: picture alliance / GES / Alexander

Täglich schwimmt Spitz 30 Minuten und geht eine Stunde mit seiner Frau spazieren. Seine immer noch große Fanschar lässt er via Facebook an seinen Gesundheitsbemühungen teilnehmen und informiert regelmäßig über „AFib", wie im Englischen das Vorhofflimmern abgekürzt wird. Ansonsten hat sich der erfolgreiche Schwimmer als Immobilienunternehmer etabliert, nicht ohne einige seiner einträglichen Werbeverträge weiterzuführen. So war auch vorgesehen, dass er bei den (inzwischen auf 2021 verschobenen) Olympischen Spielen in Tokio als Repräsentant der Badesport-Firma Arena tätig sein sollte, die er seit Markteinführung werbend begleitet. Für Spitz sind große Schwimmwettkämpfe immer auch eine gute Gelegenheit, sich über aktuelle Entwicklungen in seiner Sportart auf dem Laufenden zu halten. Besonders viel verspricht er sich derzeit von Landsmann Caeleb Dressel, der sich anschickt, in die großen Fußstapfen von Spitz und Phelps zu treten. Im Vergleich zu seinen aktiven Zeiten sieht Spitz die heutigen Athleten vielfältiger gefordert: „Sie sind besser vorbereitet, kommen mit Coaches, Psychologen, Anwälten und Agenten. Dann haben sie noch ihre Sponsoren, also eine Menge an Verpflichtungen", betont er Anfang 2020 bei rbb24. „Ich musste nur ins Wasser gehen und so schnell schwimmen wie ich konnte."

Heute kann Spitz, wegen seines markanten Schnurrbartes einst „Mark the Shark" (der Hai) genannt, auf eine außergewöhnliche Karriere zurückblicken. Seine fast atemberaubende Medaillen- und Weltrekordsammlung hätte er sicher noch erweitern können, wenn er sich nicht schon im Alter von 22 Jahren vom aktiven Sport zurückgezogen hätte. Ein Start bei weiteren Olympischen Spielen hätte ihn wohl zum erfolgreichsten Olympioniken aller Zeiten machen können. Weil Spitz es aber vorzog, lukrative Verträge mit großen Markenunternehmen abzuschließen, verstieß er als „Werbe-Profi" gegen das damals noch gültige Amateurgebot für Olympiateilnehmer. „Ich war ein Pionier. Niemand vor mir hat so viel Nutzen aus seinen olympischen Erfolgen gezogen wie ich", resümiert Spitz. So musste er sich 1972 nach sieben in München erkämpften Goldmedaillen vom Schwimmsport zurückziehen. Dieser Rekord wurde erst 2008 von seinem achtmal siegreichen Landsmann Michael Phelps gebrochen, den Spitz fair als „größten Olympioniken aller Zeiten" bezeichnet. Für dessen Erfolge reklamiert er aber eine indirekte Mitbeteiligung: „Er hatte sein Leben lang mich als Ziel. Meine Erfolge haben ihn gepusht, sie haben ihn zu dem gemacht, der er heute ist." 

Versuchte sich als Schauspieler

Großen Respekt zeigt Spitz auch vor der deutschen Schwimmlegende Roland Matthes, den er im Schmetterling-Wettbewerb 1972 in München als größten Konkurrenten gesehen hatte. Dessen Tod im Dezember 2019 habe ihn schwer getroffen: „Wir sind Freunde geblieben. Er war ein guter Sportsmann, ein zuverlässiger Mensch! Wir werden ihn vermissen!" Nach seiner Karriere versuchte sich Spitz als Fernsehmoderator und Schauspieler, war aber als TV-Schwimmexperte bei internationalen Wettbewerben wesentlich erfolgreicher. 2006 veröffentlichte er seinen Dokumentarfilm „Freedom´s Fury" über ein legendäres Wasserballspiel von 1956 zwischen Ungarn und Russland. Vor allem konzentriert Spitz sich heute auf seine Immobiliengesellschaft in Beverly Hills. Weltweit im Einsatz ist er auch bei verschiedenen Veranstaltungen, wo er Motivationsvorträge hält. Wenn er nicht in Sachen Selbstvermarktung unterwegs ist, widmet Spitz sich seinen Hobbys Segeln, Skifahren und hofft, dass seine Herzprobleme ihm das weiterhin ermöglichen. Der leidenschaftliche Kunstsammler ist sogar selbst künstlerisch als Maler von Acrylbildern tätig: „Jedes Bild drückt meine Persönlichkeit und künstlerische Individualität aus und erlaubt mir, meine Vorstellungen schnell, eindringlich und kraftvoll darzustellen", betont Spitz auf seiner Website.

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