„Gilets Jaunes – Anatomie einer ungewöhnlichen sozialen Bewegung" nennt sich das von Peter Wahl herausgegebene Buch. Sieben Autoren, darunter der Herausgeber selbst, erklären in ihren Beiträgen die Protestbewegung, die seit nun mehr als einem Jahr Frankreich in Diskussion und Aufregung hält. Anlass des Bürgerprotestes war die Benzinpreiserhöhung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron Mitte November 2018. Während er durch einige europäische Staaten reiste und versuchte, die Erneuerung der Europäischen Union voranzutreiben, wuchsen im eigenen Land die Probleme.
Die Bürger der Grande Nation haben schon oft bewiesen, dass sie sich nicht alles werden gefallen lassen. Bis Ende des Jahres 2019 protestieren und blockieren die Demonstranten Zufahrtstraßen zu Industriegebieten, Raffinerien, Treibstofflagern und Einkaufszentren. Schon früh wurden weitere Forderungen laut: Die Senkung aller Steuern, Anhebung des Mindestlohns, der Renten und die Einführung eines basisdemokratischen Referendums, um politische Belange stärker mitgestalten zu können.
Während Macron in der Öffentlichkeit von einem Dialog mit den Gelbwesten sprach, hielt er die französischen Sicherheitskräfte an, rigoros gegen die Protestler vorzugehen und allen Widerstand im Keim zu ersticken. Doch die unbeugsamen Gallier lassen sich bis heute nicht am Protest gegen das neoliberale Establishment hindern. Drei Viertel aller Franzosen identifizieren sich mit den Anliegen der Bewegung und unterstützen diese. Dass die Lage dieser Tage völlig verändert ist, war für die Autoren natürlich nicht abzusehen.
Sie beleuchten die Hintergründe der Bewegung, erklären die politischen Inhalte und Aktionsformen der Gilets Jaunes, ihre Metamorphose aus der Arbeiterbewegung zu den Gelbwesten und ihrem Verhältnis zur Politik. Im Buch kommen auch französische Intellektuelle zu Wort, die ihr Verständnis von der Bewegung und die Ignoranz der politischen Eliten kommentieren.