Christian Baron wusste es gleich – er hatte einen Nerv getroffen. Sein E-Mail-Konto quoll über vor emotionalen Zuschriften – alles Leserreaktionen auf einen Artikel des Journalisten Baron über seinen trinkenden, prügelnden Vater. Diese Geschichte, das Trauma, das ihn sein ganzes Leben lang begleitet, bewegte auch viele andere Menschen tief.
Jetzt musste er es weitererzählen, auch von der Erkenntnis angetrieben, dass es in Deutschland kaum Literatur über Menschen mit seiner Geschichte gibt. Aus dem Zeitungsartikel „Ein Mann seiner Klasse" wurde das gleichnamige Buch. Es erzählt die Geschichte seiner Kindheit, seines explosiv gewalttätigen Vaters und seiner depressiven Mutter. Der 1985 in Kaiserslautern geborene Christian Baron beschreibt, was es bedeutet, in diesem reichen Land in Armut aufzuwachsen. Die autobiografische Erzählung ist auch ein politisches Buch.
Ein Buch über Menschen, die in Armut leben, einer Armut, die gesellschaftlich ausgrenzt, Teilhabe verweigert und Aufstieg verwehrt.
Inmitten von Ausweglosigkeit und Brutalität schildert er immer wieder poetische Momente: Der Junge will seine an Depression leidende Mutter trösten und tanzt unbeholfen mit ihr.
Es ist auch ein Buch über Heldinnen, wie Barons Stiefmutter oder seine „bürgerliche" Tante, die beide das Potenzial des Jungen erkannten und für seine Aufstiegschancen kämpften.
Zum Leben des Ich-Erzählers gehören auch positive und sentimentale Erinnerungen wie Fußballspiele des 1. FC Kaiserlautern, schnulzschöne Lieder der Kelly Family, Bud-Spencer-Filme oder seltene Besuche in der italienischen Eisdiele.
„Ein Mann seiner Klasse" ist ein sehr lesenswertes, wenn auch oft schockierendes Buch. Der Autor ist bereit, sich zu entblößen, seine Scham über das Erlittene und seine Angst vor Häme zu überwinden. Er tut es auch deshalb, weil er sich eine gesellschaftliche Auseinandersetzung über Armut und ihre Folgen wünscht.