Die Socke will sich nicht mehr verstecken, will nicht unter Hosenbeinen oder in Boots verschwinden. Viele Modelle sind einfach zu schön. Wir verraten, wie man sie auch gerade im Sommer richtig trägt.
Ob der Sommer wieder Schmach über den Fuß bringen wird? Dass Socken in Sandalen ein modisches No-Go sind, ist bekannt, wird aber geflissentlich von einigen Vertretern der männlichen Spezies ignoriert. Die könnten kontern, dass diese Kombi ja sogar auf Laufstegen zu sehen sei und Mode-Bloggerinnen sie inzwischen stadtfein gemacht haben. Richtig. Dennoch: Der gemeine Sandalenträger hat weder jemals an einem Runway gesessen, noch gehört er zu den typischen Followern jener Trendsetterinnen auf Instagram und Co.
Eben deshalb darf man die kommenden Wochen fürchten. Der Bequemlichkeit geschuldet ist auch eine Sockenuntergruppe: die der Zehensocken. Den großen Zeh textilmäßig abgetrennt ist der Flipflop-Mania geschuldet. Doch wer, bitte schön, will in der warmen Jahreszeit seine Füße in wärmende Stoffe hüllen? Auch historische Vorbilder ziehen da nicht. Die Vorläufer der Zehentreter-Socke kommen aus Japan. Tabi-Socken heißen sie dort, sind der traditionelle Kurzstrumpf mit getrenntem großen Zeh zu den traditionellen Zori- und Geta-Sandalen – muster- und farbenfroh. Dies ist im Land der aufgehenden Sonne Modekultur und schaut an grazilen Füßen von stilbewussten Trägern gut aus. Doch nur aus dem Komfortgedanken hinaus getragen zu werden, führt zu einem Paarhufer-Look auf zwei Beinen.
Doch es gibt diese Saison enorm viel Erfreuliches von Socken, Söckchen wie auch Kniestrümpfen zu berichten. „Vom langweilig angesehenen Kleidungsstück zum trendigen Modeaccessoire", beschreibt Christoph Wahl von Pop Socks Deutschland den Aufstieg der Socke. Die Designer haben das kreative Potenzial des textilen, dehnbaren Schlauchs, der den Fuß von den Zehen bis teils ein ganzes Stück über die Knöchelpartie umhüllt oder aktuell auch in sehr kurzen Schnittformen verharrt, erkannt. Wahl: „Der Trend geht bis zu schrillen Farben und auffälligen Mustern." Dass ein derartiges Auftreten bei Damensöckchen zu beobachten ist, verwundert Fashionistas kaum.
Doch: Vorüber sind die Zeiten der farblich tristen Herrensocke in Schwarz, Anthrazit und Dunkelblau. Bei den Business-Socken herrschen diese Farben weiter vor, und dies hat seine Berechtigung. Ansonsten aber tritt die Herrensocke aus ihrem Schatten, schöpft optisch wie in der Dessin-verwöhnten Damenwelt aus dem Vollen und verleiht der eigenen Modepersönlichkeit Ausdruck. „Die Socke ist die Krawatte von heute", so Christoph Wahl.
Netzoptik macht den Look spannend
„Geometrische Muster", zählt Kristina Falke, International PR Director von Falke, zu der auch die Lizenz-Marke Burlington gehört, einen Herren-Trend auf. Bei den Damen, ergänzt sie, überwiegen von Flora und Fauna inspirierte Dessinierungen. „Die Styles wirken wie ein wildgewordener Obstsalat", beschreibt Paula Maso, Associate Creative Director von Happy Socks das Farb- und Muster-Füllhorn. Dabei geht es auch in die exotische Richtung „Jungle und tropische Prints sind diese Saison ebenfalls sehr gefragt", so Verena Erhardt, PR Coordinator für Kunert und Hudson.
Mit dem veränderten optischen Auftritt, der sich farblich etwa, wie Claudia Schulz, Trendexpertin beim Deutschen Schuhinstitut weiß, in Orange, Gelb, Pink und Royalblau ausdrückt, ist klar: Die Socke will sich nicht mehr verstecken, will nicht unter Hosenbeinen oder in Boots verschwinden. (Fast) gleichberechtigt zum Schuh sieht sie sich und ruft für die eigene Spezies das Kinderlied-umgedichtete „Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Socken"-Motto aus. Und so besteht das Styling am Fuß aus einem Schuh plus Socke, erstere vornehmlich einfarbig, wenn auch durchaus in kräftiger Farbe, letzteres ausdrucksstark in seiner gesamten bunten Pracht.
Bei den Sneakersocken gibt es Paralleluniversen. Keine Änderungen an der Grundfunktion der Minisocken, wie gehabt sollen sie Halt im Schuh bieten. Um nicht an die Tennissocke zu erinnern, die deutlich sichtbar zu den verschiedensten Schuhen kombiniert wurde, war sie jedoch bisher nicht zu sehen. Unsichtbar also – inzwischen ist die englische Übersetzung Invisible zum Namen dieser Produktgruppe avanciert – sind sie nun nicht mehr ausschließlich. Sie lugen auch ganz bewusst ein kleines Stück über den Sneakerrand hervor.
Weit gefehlt der Gedanke, die Invisibles seien nicht auf Design gepolt. Hautfarben, weiß, das sind die Klassiker unter den tief geschnittenen textilen Fußschläuchen. Doch sie schöpfen inzwischen genauso aus dem Farb- und Musterfüllhorn. „Pineapple, Ice, Palm Beach, Water Lines", zählt Sean Pfister von DillySocks nur ein paar dekorative Geheimnisse auf, die dem Träger vorbehalten sind. Selbst wenn sie ein stückweit aus dem Schuh ragen, die eigentlichen Motive bleiben verborgen.
Hauptsächlich aber wollen Socken, Söckchen und auch Kniestrümpfe sich zeigen und beweisen, wie erwachsen ein englischer Schulmädchen-Uniform-Look sein kann. Söckchen in Mesh-Struktur etwa ließen sich diesen Sommer, weiß Katharina Falke, perfekt mit Sneakern und Plisseerock verbinden. Diese Netzoptik steht für eine besonders spannende Strümpfchen-Wiederentdeckung. Der kurze Nylonstrumpf schiebt die Nude-Töne beiseite. Stattdessen kommen transparente und semitransparente Optiken, so Verena Erhardt, in frühlingshaften Farben mit bestickten Blumenmustern daher. Die perfekte Begleitung, wenn auch für Modebloggerinnen schon kalter Kaffee: feminine Sandaletten und, so Claudia Schulz, ebenso eine „nette Idee für Sabots".