Glitterbeat ist jener Teil des Glitterhouse Labels, der sich der sogenannten Weltmusik widmet. Bixiga 70, Altin Gün oder Baba Zula haben dort eine Heimat – von der aus sie die Welt begeistern. Dass von den vielen afrikanischen Glitterbeat-Akteuren Tamikrest aus Mali die überragenden Vertreter sind, beweisen sie mit jedem Album aufs Neue. Keine andere Band wird dem Label-Namen mit ihrer Musik gerechter …
Glitzernde Schläge – ja, das ist es! Und das „Mojo"-Magazin empfiehlt den Desert-Blues ihres neuen Albums „Tamotaït" nun sogar für „Fans von Can und Pink Floyd". Musikalisch ist dieser Vergleich sicher gewagt, wenn er indes meint „von vergleichbarer Zielstrebigkeit, singulärem Charisma und Innovationspotenzial" trifft er ins Schwarze.
„Tamotaït" bedeutet „Hoffnung auf positiven Wandel". Und kaum ein Land dieser Welt braucht diese Hoffnung wohl mehr als das vom ewigen Bürgerkrieg gebeutelte Mali. Frei bewegen können sich die Bandmitglieder dort längst nicht mehr, meist halten sie sich im benachbarten Algerien und in Paris auf. Klar, dass Tamikrest mit jedem Ton ein zutiefst politisches Signal sendet, häufig ein wütendes, manchmal verzweifeltes, am liebsten aber zuversichtliches. Ab und an klappt das mit der Hoffnung eindrücklich. Öfter aber zerrt die Wut an den Saiten der elektrischen Gitarren, pocht auf die voluminösen Trommeln, verdichtet sich zu einem Mahlstrom an Sound – schwebend, träge, psychedelisch.
Das wohl stärkste Signal der Hoffnung ist „Timtarin" geworden. Von der glasklaren Stimme Hindi Zahras aus Marokko zu höheren Weihen geführt, pulsiert dieser magische Track wie Herzschläge. Kein Wüsten-Blues dieser Zeit hat diese Kraft, Ruhe, Intensität.
Was gleichermaßen für die leisen wie für die lauten Stücke gilt.
Keine Ahnung wie diese begnadeten Musiker das anstellen. So geriet die Palette der Lautstärken genauso großzügig wie jene der Emotionen.
Nichts aber unterbricht jemals diesen unfassbaren Flow eines der bislang besten Alben dieses Jahres. Also, am besten umgehend reinhören.