Ein vom Schicksal schwer getroffenes Ehepaar, bei dem etwas sehr Seltsames vorgeht. Eine junge Nanny, die offenbar ein dunkles Geheimnis hat. Die Mystery-Serie „Servant" beim Streaming-Anbieter Apple TV+ verspricht gruselige Spannung von der ersten Minute an.
Irgendetwas stimmt mit der jungen Leanne (Nell Tiger Free) nicht. Das Gefühl hat man von Anfang an, als diese zarte, schüchterne Person die Schwelle zum Haus von Sean und Dorothy Turner (Lauren Ambrose, Toby Kebbell) überschreitet. Die beiden haben Leanne als Kindermädchen für ihr Baby Jericho engagiert. Das Ehepaar lebt in Philadelphia und gehört zur Upper Class. Dorothy ist eine prominente TV-Reporterin, Sean ein gefeierter Koch, der zu Hause arbeitet.
Dass das alles nur schöner Schein ist, hinter dem eine grausame Wahrheit das Leben der beiden umklammert, wird dem Zuschauer binnen kurzer Zeit klar. Der erste Schockmoment: Sean hebt seinen Sohn an einem Bein in die Höhe und lässt seinen Kopf ans Bett knallen. Denn Jericho ist nur eine Puppe. Das echte Kind kam im Alter von ein paar Wochen ums Leben. Dorothy hatte nach dem Tod ihres Babys einen Zusammenbruch, weshalb Sean mithilfe seines Schwagers Julian (Rupert Grint) und einer Freundin der Familie (Jerrika Hinton) seiner Frau eine lebensechte Babypuppe in den Arm legte. Dorothy behandelt diese Puppe, als ob sie lebendig wäre, sieht darin ihren Sohn. Sie spricht mit ihm, trägt ihn herum, wechselt seine Windeln. Es ist, als lebe sie in einem Traum, nur ab und zu verfällt sie in eine seltsame Starre. Ein paar Sekunden, in denen sie offenbar zwischen Traum und Realität festhängt, um sich dann wieder in die eigene falsche Wahrnehmung zu retten.
Sean spielt mit, aus Angst, Dorothy könnte wieder zusammenbrechen, wenn sie die Wahrheit erkennt. Die Ankunft von Leanne macht die Scharade perfekt, denn die junge Nanny verhält sich von Anfang an mehr als merkwürdig. Genau wie Dorothy behandelt sie die Puppe als lebendigen Jungen, versorgt ihn, als ob er Jericho wäre. Und das auch wenn Dorothy gar nicht da ist. Sean wird das zu viel, dieses grausame Lügengeflecht macht ihm sowieso schon schwer zu schaffen. Er bittet Leanne, sich in Dorothys Abwesenheit normal zu verhalten, doch die junge Frau scheint ihn nicht zu verstehen. Sie beharrt darauf, dass die Puppe der lebendige Jericho ist.
Warten auf die zweite Staffel
So verstörend beginnt die Serie „Servant", die bei Apple TV+ Premiere feierte, und beim Zuschauer direkt jede Menge Fragen aufwirft. Von Folge zu Folge passieren mysteriöse Dinge, die Spannungsschraube wird langsam nach oben gedreht. Zum Beispiel stoßen Sean unerklärliche Dinge zu, als er Leanne wegen ihres Verhaltens immer mehr unter Druck setzt. Besitzt das Kindermädchen übernatürliche Kräfte? Er beginnt, nachzuforschen und spannt dafür auch seinen Schwager Julian und eine Art Privatdetektiv ein. Dass Leanne ein dunkles Geheimnis hat, wird einem schnell klar. Im Laufe der Serie kommt schließlich auch die grausame Wahrheit über die Umstände des Todes von Baby Jericho Stück für Stück nach oben, während etwas Unglaubliches mit der Puppe passiert.
M. Night Shyamalan zeichnet als Produzent für „Servant" verantwortlich und hat auch teilweise selbst Regie geführt. Wem dieser Name erst mal nichts sagt, der erinnert sich aber sicher an den Mystery-Thriller „The Sixth Sense", bei dem Shyamalan Regie führte, der ihn bekannt machte und im Gruselthriller-Genre Maßstäbe setzte. Seitdem steht Shyamalans Name für Spannung, Überraschungen und außergewöhnliche Wendungen. Dieses Versprechen wird auch bei „Servant" eingelöst. Die Folgen sind kurz, gerade mal 30 Minuten, aber auch das trägt zum Aufbau der Geschichte bei, entfaltet sich der Horror sozusagen in kleinen Häppchen. Die erste Staffel ist mittlerweile komplett abrufbar, sodass man als Zuschauer sowieso bestimmen kann, wie schnell man sich das anschauen möchte. Die vielen Fragen, die sich permanent auftürmen, lassen einen immer wieder zur Fernbedienung greifen, um die nächste Folge zu starten. Spätestens ab einer typischen Wendung à la Shyamalan, was die Puppe betrifft, kommt man kaum mehr vor dem Fernseher weg. So viel sei noch gesagt: Das Ende der ersten Staffel löst vor allem eines aus: Ungeduldiges Warten auf die zweite Staffel! Die wurde bereits in Auftrag gegeben, der genaue Sendetermin steht noch aus.