Mike Frantz vom SC Freiburg durchlebt als Profi eine schwierige Situation. Doch hadern will er nicht, verweist stattdessen auf das privilegierte Leben der Profis.
Hadern ist nicht die Sache des Saarländers, der als junger Spund seine Heimat verließ, um die nationale Fußball-Bühne zu erobern. „Es ist wie es ist. Und es ist keine Floskel, wenn ich sage, dass viele Menschen ganz andere Probleme haben." 33 Jahre ist er mittlerweile alt. Zwölf Jahre ist es her, dass er seine Heimat verlassen hat, um Karriere zu machen. Rückblick: Die Jahre 2006 bis 2008 waren keine guten für den 1. FC Saarbrücken. Der Traditionsclub aus der Landeshauptstadt wurde von der Zweiten bis in die Fünfte Liga durchgereicht. Zwei Abstiege und eine verpasste Qualifikation, das Debakel war perfekt. Doch ein Stern ging auf: Es war der von Mike Frantz.
Schon in der Regionalliga wurde er Stammspieler, nach dem Abstieg hielt er seinem Verein die Treue, war Leistungsträger in der Oberliga. Als er sich verletzte, rutschte der FCS von Platz zwei auf Platz fünf ab, die Qualifikation zur neuen Regionalliga war futsch. „Es gibt im Fußball nur eine große Liebe. Das ist der Verein, in dem man groß geworden ist. Für mich ist das der FCS. Daran hat sich bis heute nichts geändert." Als er 2008 das Saarland Richtung Nürnberg verließ, flossen Tränen. Frantz weinte auch, als der Club 2018 die Relegation gegen 1860 München vergeigte. Der Mittelfeldakteur war bei beiden Spielen vor Ort. „Unfassbar traurig war das für diesen tollen Verein. Auch jetzt denke ich häufig an den FCS. Man steht im Halbfinale des DFB-Pokals, ist kurz vor dem Aufstieg in die Dritte Liga. Und dann kommt diese Katastrophe", blickt Frantz auf die Corona-Krise, die auch ihn zur Pause zwingt. Seine eigene Situation mit dem Bundesligisten SC Freiburg sieht er realistisch. „Wir sind Berufsfußballer, müssen uns mit den Gegebenheiten auseinandersetzen und sie annehmen. Es ist für die Liga und für die vielen Mitarbeiter wichtig, dass es weitergeht, aber die Gesundheit steht natürlich im Vordergrund." Seit rund einem Jahr ist der 33-jährige Vater, und er nutzte die vergangenen Wochen um seinem Sohn beim Aufwachsen zuzusehen. „Als Profi bist du irgendwie immer im Tunnel, brauchst eine Partnerin, die voll mitzieht. Wir sind oft unterwegs, haben nicht viele Pausen. Ganz ehrlich, ich habe wirklich das Positive aus der Situation gezogen und viel Zeit mit Frau und Kind verbracht."
Frantz hatte in den vergangenen Jahren oft mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, auch deshalb hat er sich einen realistischen Blick auf das Geschäft angewöhnt. „Wir leben teilweise in einer Blase, wissen manchmal gar nicht, wie gut es uns geht. Vielen ist nicht bewusst, dass es von einem Tag auf den anderen vorbei sein kann", sagt der Saarländer.
„Es kann schnell vorbei sein"
Mit 33 Jahren neigt sich seine Karriere bereits dem Ende zu. Mittlerweile ist er wieder topfit, nutzte die vergangenen Wochen auch zum Feinschliff am eigenen Körper. „Was ich heute für mich selbst mache, wie ich auf Ernährung achte und wie ich mich generell verhalte, das hat nicht mehr viel mit dem Mike zu tun, der damals aus Saarbrücken weg ist. Ich glaube, dass alles im Leben seinen Sinn hat und deswegen mache ich mich jetzt auch nicht verrückt. Ich kann es ohnehin nicht ändern."
Neben dem FCS, dem FC Nürnberg und dem SC Freiburg wird wohl kein weiterer Verein mehr hinzukommen. „Ich hatte das Glück, dass ich tolle Vereine hatte, in denen ich als Profi spielen durfte. In Nürnberg bin ich zum Mann geworden, habe aber auch die Schattenseiten des Geschäfts kennengelernt. Eines Tages stand ich beim Manager im Büro und der hat mir dann eröffnet, dass sie mich verkaufen müssen, damit sie die Lizenz bekommen. Da musste ich schon schlucken."
Doch missen möchte er keinen seiner Schritte. Auch nicht den aus Saarbrücken nach Nürnberg, obwohl er laut eigener Aussage „nie wirklich weg wollte. Aber um Profi zu werden, kam ein weiteres Jahr in der Oberliga nicht infrage. Manchmal muss man Dinge tun, obwohl sie einem wehtun." Frantz ist es wichtig, seinen eigenen Weg gefunden zu haben. Den Stab über Kollegen brechen, die zehn Vereine während ihrer Karriere haben, möchte er nicht. „Manchmal passt es nicht, und dann muss man sich verändern. Ich habe mit meinen Wechseln immer richtig gelegen. Nürnberg war eine sehr prägende Zeit für mich, aber der SC Freiburg ist auch ein besonderer Club, der sozial engagiert ist und tolle Werte verkörpert."
Noch einmal mit dem FCS im Park
Am Ende seiner Laufbahn soll aber die Rückkehr zum FCS stehen. „Der Verein hat eine gute Entwicklung genommen", sagt Frantz und bezeichnete Coach Lukas Kwasniok, „als eines der größten Trainertalente in Deutschland". Sportchef Marcus Mann „ist ein Glücksfall für den FCS" und Vizepräsident Dieter Ferner „hat Ruhe und Gelassenheit in die Gremien gebracht". Einen möchte Frantz bei seiner Aufzählung aber nicht vergessen. FCS-Präsident Hartmut Ostermann, „ohne dessen großes Engagement es den Verein in dieser Form nicht mehr geben würde. Ich habe ihn als wunderbaren Menschen kennengelernt". Und zwischen ihm und „HO" gibt es eine Absprache. Als Frantz 2008 den FCS trotz laufendem Vertrag verlassen durfte, musste Ostermann, damals „nur" Hauptsponsor, grünes Licht geben. „Es war nicht selbstverständlich, dass ich wechseln durfte. Ich habe ihm damals mein Wort gegeben, dass ich eines Tages zurückkehre", sagt Frantz und fügt hinzu: „Mein Vertrag läuft bis 2021. Bis dahin ist noch eine Menge Zeit. Es ist auch klar, dass die sportlich Verantwortlichen des FCS ein Mitspracherecht haben müssen, wenn es so weit ist. Ich will ja sportlich noch was erreichen und nicht als Maskottchen über den Platz stolpern."
Und wie sind die Ziele von Mike Frantz im turbulenten Frühjahr 2020? „Dass wir alle gesund bleiben. Natürlich ist die Vorstellung schwierig, dass wir unter Ausschluss der Öffentlichkeit Fußball spielen. Aber wenn der Ball wieder rollt, sind wir Sportler genug, um den nötigen Ehrgeiz zu entwickeln." Und in der Ferne nimmt ja auch die Dauer-Baustelle Ludwigspark endlich Konturen an. „Man darf ja als Fußballer nicht zu sehr träumen. Aber wenn ich mit dem FCS im Park noch mal Zweite Liga spielen könnte, würde ich sagen, dass meine Karriere perfekt war".