Der Wirtschaftsclub Saar-Pfalz-Moselle und die Saarbrücker Casinogesellschaft sind im vergangenen Jahr fusioniert. Im kommenden Jahr feiern sie ein besonderes Jubiläum. Zentrales Anliegen bleibt, Wirtschaft und Gesellschaft miteinander ins Gespräch zu bringen.
Informell, aber informativ, im Dialog mit interessierten Gesprächspartnern, ein Austausch von Erfahrungen und das gemeinsame Interesse an kulturellen, wirtschaftsnahen oder wissenschaftlichen Impulsgebern: Dies verbindet die Mitglieder des Wirtschaftsclubs Saar-Pfalz-Moselle & Saarbrücker Casinogesellschaft. „Sicher ein etwas langer Name", so Präsident Uwe Kuntz, der Präsident des Clubs und zugleich stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Saarbrücker Sparkasse, amüsiert, doch gebiete dies die Tradition und die erstaunlich lange Geschichte der Casinogesellschaft.
Denn im Vergleich zu ihr ist der Wirtschaftsclub regelrecht jung. Im kommenden Jahr feiert er sein 20-jähriges Bestehen und findet seinen Schwerpunkt in den Regionen Saarbrücken, Neunkirchen und der Saarpfalz. Gegründet wurde er im September 2001. Uwe Kuntz übernahm das Amt des Präsidenten im Jahr 2007. Saar-Pfalz-Moselle, der Name ist auch Programm, denn zentrales Anliegen des Clubs war und ist es noch immer, die wirtschaftliche Verständigung dies- und jenseits der Grenze zu vertiefen. Das ist jedoch nicht immer ganz einfach – wie so oft ist es die Sprachbarriere, an die viele Geschäftsleute auf beiden Seiten der Grenze stoßen. Dennoch veranstaltet der Club immer wieder Veranstaltungen in Lothringen, hat sein Clubdomizil in Rheinland-Pfalz, genauer in der Zweibrücker Fasanerie. Ohnehin sind zahlreiche Wirtschaftsvertreter dies- und jenseits der Grenze, im Saarland, Luxemburg und Frankreich aktiv.
Deutlich älter ist die Saarbrücker Casinogesellschaft, die schon im September 1796 gegründet worden war. Damit ist sie die drittälteste Gesellschaft dieser Art in Deutschland und unterhält lange Beziehungen zu den übrigen über eine lange Historie gepflegten Kaufmannsgesellschaften, darunter der Industrieclub Düsseldorf, der Überseeclub Hamburg und viele andere. Die lange Tradition, dass sich Kaufleute in Gesellschaften und Clubs zusammenfinden, um „abseits des Berufs" miteinander in Dialog treten, setzte sich auch in Saarbrücken fort. Beide Vereinigungen sind dem Miteinander von Wirtschaft und Gesellschaft gewidmet. „Wir sind kein Verein", stellt Uwe Kuntz klar, „wir unterliegen der Aufsicht des Innenministeriums und stehen sogar im Handelsregister." Geschäfte macht die Vereinigung jedoch nicht, vielmehr handele es sich um eine „Repräsentanz von Bürgern und Wirtschaftsvertretern", so Kuntz. Natürlich habe dies einen gewissen Grad an Exklusivität, doch das zentrale Anliegen der Gesellschaft sei der Dialog. Der Grad der Vernetzung aller beteiligten Vertreter geschehe abseits des Geschäftslebens, „ist nicht ökonomisch getrieben", wie der Präsident es ausdrückt. Der Branchenmix sei hierbei wichtig, um so viele Perspektiven und Einflüsse wie möglich an einem Ort zu vereinigen. Die Agenda des Clubs ist und bleibt im Jubiläumsjahr eindeutig: „Wir möchten neue Mitglieder werben", erklärt Uwe Kuntz. Sein besonderes Augenmerk richtet er dabei auf Forscher, diese seien bislang noch etwas unterrepräsentiert.
Verständigung über Grenzen hinweg
Die aktuelle Krise geht an dem Club nicht spurlos vorüber. Uwe Kuntz: „Mir persönlich ist es wichtig, dass wir alle möglichst schnell wieder – unter Beachtung der Abstands- und Schutzmaßnahmen – zur ganz normalen Normalität zurückfinden." Auch der Wirtschaftsclub musste sich umstellen, digitale Kommunikation vorantreiben und Online-Veranstaltungen seit dem 14. Mai erstellen. „Dennoch wollen wir versuchen, ab Juni oder Juli auch unsere persönlichen Clubveranstaltungen zu realisieren."
Dass der Wirtschaftsclub mittlerweile mit jener Casinogesellschaft im vergangenen Jahr fusioniert ist, sei ein Gewinn für beide Seiten. Anton Schönenberger, langjähriger Vorstandschef der altehrwürdigen Casinogesellschaft, fungiert in der neuen Konstellation als Vizepräsident. Mit der Fusion kam übrigens auch ein eigenes Clubgebäude in den Besitz der fusionierten Unternehmervereinigung: Das „Casino am Staden" in der Bismarckstraße ist Sitz und Treffpunkt der Casinogesellschaft – seit 1947 der Landtag auf der gegenüberliegenden Flussseite tagt. Denn das Gebäude des saarländischen Landtages ist das mondäne Ex-Gebäude der Casinogesellschaft. Es fiel an den Staat, nachdem Hermann Röchling auf Druck der Nationalsozialisten die Gesellschaft im Jahr 1938 nach vielerlei diplomatischen Rettungsversuchen des saarländischen Stahlbarons auflöste.
„Wenn man sich die Bilder vom Ende des Zweiten Weltkrieges und vor allem die zerstörten Städte unseres Landes noch einmal in Erinnerung ruft, wird bewusst, mit welcher Kraft und Zuversicht unsere Großeltern- und Elterngeneration den Wiederaufbau vorangetrieben haben. Auch der heutigen Generation traue ich das Engagement und die Willensstärke zu, gemeinsam aus der Krise einen erfolgreichen Weg zu beschreiten", davon ist Uwe Kuntz überzeugt.
Die Stimmung in der Wirtschaft sei derzeit sehr verhalten, erklärt er. „Und bei einigen sehr, sehr kritisch." Gerade Branchen wie Gastronomie, Touristik, aber auch die klassischen Medien und die Automobilbranche unterliegen derzeit hohen Belastungen. „Dennoch bin ich sicher, dass Unternehmen und Unternehmer mit zukunftsfähigen Geschäftsmodellen gestärkt aus der Krise hervorgehen." Auch die Finanzmarktkrise habe man, auch und gerade in der Bankenbranche, erfolgreich gemeistert.
Fusion „ist ein Gewinn für beide Seiten"
2021 feiert der mit der geschichtsträchtigen Casinogesellschaft fusionierte Wirtschaftsclub insgesamt nun sein 225-jähriges Bestehen. Was die Gesellschaft biete, sei vor allem kultureller und intellektueller Austausch, mit Veranstaltungen dies- und jenseits der Grenze, geprägt von Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland. So sei bereits Trigema-Chef Wolfgang Grupp einmal eingeschwebt, Ex-US-Botschafter John Kornblum war bereits zu Gast, zuletzt die Schauspielerin und Fotografin Katja Flint. „Wir möchten mit diesen Gästen gemeinsam hinter die Kulissen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft blicken, neue und durchaus ungewöhnliche Perspektiven aufzeigen", so Kuntz. Diese gelte es herauszuarbeiten, um durch sie einen frischen Blick auch auf die eigene Arbeit zu entwickeln. Denn Wirtschaft ist immer auch Gesellschaft – und umgekehrt.