Ringer-Bundesligist KV 03 Riegelsberg leistet seit Jahren vorbildliche Nachwuchsarbeit und ist auch über den Sport hinaus gesellschaftlich stark engagiert. Dies würdigt der Landessportverband mit der Verleihung des Hermann-Neuberger-Preises 2019 und 7.500 Euro Preisgeld.
Es gibt nicht viele Vereine, die sich in Zeiten der Corona-Pandemie über gute Nachrichten freuen dürfen. Der KV 03 Riegelsberg gehört jedoch dazu. Der Landessportverband für das Saarland (LSVS) hat dem Ringer-Bundesligist nämlich den mit 7.500 Euro dotierten Hermann-Neuberger-Preis 2019 für herausragende Talentförderung und Nachwuchs-Leistungssport verliehen. Zur Jury, die aufgrund des Kontaktverbots als Videokonferenz tagte, gehörten Mitglieder des LSVS-Präsidiums, des Landesausschusses für Leistungssport, der Himmelseher Sportversicherungen Weltweit/ARAG-Sportversicherung und ein Mitglied des Saarländischen Sportjournalisten-Verbandes.
„Wir haben uns in den vergangenen Jahren schon oft beworben. Gerade in dieser Corona-Zeit ist das natürlich das i-Tüpfelchen", freut sich Edgar Paulus, der sportliche Leiter des KVR und ergänzt: „Die Auszeichnung gilt jedem einzelnen im Verein. Die große Anerkennung, die unser Verein dadurch erfährt, und die Würdigung der gemeinnützigen Arbeit macht schon stolz." Auch Zweitmannschafts-Trainer Patrick Haffner, der für die Strukturierung und Ausarbeitung der Bewerbung des Vereins rund 40 Stunden und damit eine ganze Arbeitswoche investiert hatte, ist glücklich: „Diese Auszeichnung krönt ein sportlich herausragendes Jahr 2019!" Im vergangenen Jahr errangen die Riegelsberger 59 Einzelmedaillen bei Landesmeisterschaften, neun Medaillen bei Deutschen Meisterschaften – darunter dreimal Gold. Auch wurde die überwiegend mit KVR-Athleten besetzte Mannschaft der Gesamtschule Leonardo Da Vinci in der Wettkampfklasse II Bundessieger im Mannschaftsringen. Höhepunkt im vergangenen Jahr war die Vizemeisterschaft bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Jugend mit einem Team, das bereits 2016 den dritten Platz bei den Schülern errungen hatte. „Wir hätten dieses Jahr hier eine ganz bedeutende Rolle", ist Edgar Paulus sicher, „aber die Meisterschaft ist wegen Corona ausgefallen." Kein Zufall also, dass der Verein schon zweimal mit dem Grünen Band (zuletzt 2017) für die beste Nachwuchsarbeit in Deutschland ausgezeichnet wurde.
59 Einzelmedaillen bei Landesmeisterschaften
Die Erste Mannschaft war erst 2017 in die Bundesliga aufgestiegen und beendete die Saison 2019 auf Platz sechs. Und das mit einem Kader, der hauptsächlich aus Eigengewächsen bestand. Die Zweite Mannschaft ringt in der Saarland Oberliga und die Dritte Mannschaft in der Landesliga. Die Riegelsberger Athleten starten nicht nur in den Mannschaftskämpfen, sondern erringen auch zahlreiche Bestplatzierungen bei nationalen und internationalen Turnieren und bei Meisterschaftskämpfen des Landes und des Bundes. Die Hermann-Neuberger-Preis-Jury würdigte neben den zahlreichen sportlichen Erfolgen in der Jugendarbeit auch die Kooperationen, die Ausrichtung von Veranstaltungen, die Integrations- und Inklusionsarbeit sowie die über das Sportliche hinausgehende, gesellschaftliche Arbeit des Vereins.
Dabei musste der KVR neben der Kampfmatte in letzter Zeit „einen Dämpfer nach dem anderen hinnehmen", erklärt Edgar Paulus. Er meint damit unter anderem den Wegfall von Sponsorengeldern und vor allem den Ausfall des traditionellen Hüttenfests am Vatertag, das als „größtes Fest in Riegelsberg" die Haupteinnahmequelle des Vereins ist. „Daher ist uns allen das Herz aufgegangen, als wir erfahren haben, dass wir den Preis gewonnen haben", sagt Paulus. Die Beschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie bergen neben den finanziellen Auswirkungen für Kontakt- und Randsportarten wie Ringen eine weitere Gefahr. „Wir müssen unsere Jungs bei Laune halten in der Hoffnung, dass sie nicht zu anderen Sportarten abwandern, die den Betrieb früher wiederaufnehmen können", sagt Paulus. Er ist davon überzeugt, dass der Verein zwar von der aktuellen Krise gebeutelt wird, doch dass die familiäre und auf Nachhaltigkeit angelegte Vereinsstruktur des KVR den Schaden in Grenzen halten können wird. „Erfolgreiche Jugendarbeit ist unser Fundament. Dies könnte sich in der Krise auszahlen. Für etwas anderes hätten wir auch einfach nicht die finanziellen Möglichkeiten", erklärt Paulus und ergänzt: „Wir könnten problemlos eine Bundesligamannschaft aus den eigenen Reihen und ohne ausländische Athleten aufstellen. Das Leistungsniveau wäre vielleicht etwas niedriger, aber es wäre möglich."
Drei Männerteams und eine Schülermannschaft
Um genug Nachwuchs zu akquirieren, den er an den Spitzensport heranführen kann, kooperiert der Verein mit zahlreichen Schulen im Umkreis. Bereits 2003 wurden die ersten Projekte „Schule und Verein" durchgeführt. In der örtlichen Lindenschule steht dem Verein ein eigenes Ringerleistungszentrum zur Verfügung mit zwei permanent liegenden Matten, einem Kraftraum, Duschen, einer Sauna und Umkleiden. Unter anderem dort trainieren die derzeit 128 aktiven Sportler – 60 Prozent davon sind Kinder und Jugendliche – angeleitet von insgesamt zehn Lizenztrainern und drei sportlichen Betreuern, die dafür sorgen, dass das Wort „Trainingsausfall" beim KVR nicht existiert.
„Wir sind der einzige Verein im südwestdeutschen Raum und einer der wenigen in ganz Deutschland, die drei Männermannschaften stellen", stellt Paulus fest und ergänzt: „Dabei ist eine ausschließlich für Nachwuchsringer vorgesehen, die alt genug sind, erste Erfahrungen bei den Männern sammeln zu können." Das bedeutet, dass die Verantwortlichen während der Saison Woche für Woche 40 Athleten aktivieren müssen, um mit den drei Männerteams sowie einer Schülermannschaft an den Start gehen zu können. Eine wiederkehrende Mammutaufgabe für die Ehrenamtlichen, die durch die Verleihung des Hermann-Neuberger-Preises 2019 eine angemessene Würdigung erfahren.
Der sportliche Leiter Edgar Paulus weiß schon ganz genau, wie das Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro angelegt werden soll: „Wir sind einer der wenigen Vereine, der jährlich ein Jugend-Ferienlager anbietet. Und das schon seit über 40 Jahren. Mit dem Preisgeld werden wir einen Teilbereich davon finanzieren. Außerdem werden wir versuchen, den Kraftraum in unserer eigenen Ringerhalle zu erweitern."