Die neue Normalität ist ziemlich unübersichtlich. Als wäre es die alte nicht vorher schon gewesen! Wobei die neue Unübersichtlichkeit in weiten Teilen fast wie die alte daherkommt. Wer das alles verstehen will, sollte Schwimmen gehen – und könnte dann spätestens beim Sonnenbaden auf der Liegewiese ungestört, weil abstandswahrend, über die Welt im Allgemeinen, die Schwimmbäder im Besonderen und wie so generell alles mit allem zusammenhängt grübeln.
Ökonomisch sind die Bäder schlicht ein Verlustbetrieb, erst recht unter den neuen Regeln. Weshalb einige Bäder gleich ganz zubleiben. Der Kommunalgutachter Martin Junkernheinrich hatte schon vor geraumer Zeit die Schwimmbaddichte im Land für übertrieben gehalten. Aber auch der wäre – um Verschwörungsideen gleich zu begegnen – nie auf den Gedanken gekommen, diese Frage per Virus zu klären.
Wenig neu, aber durchaus aktuell, ist die Idee, dass sich alle an den Kosten geöffneter Bäder beteiligen. Schließlich sollte die Lehre aus Corona nicht so weit gehen, Grenzen um die Schwimmbadkommunen zu ziehen. Am Ende kommt noch jemand auf die Idee, Passagierscheine auszugeben. Übertritt nur mit wichtigem Badegrund. In der neu entfachten Digitaleuphorie wäre das vielleicht sogar per Bade-App zu lösen. Was wiederum die Anhänger der IKZ, der Interkommunalen Zusammenarbeit, auf ganz neue Ideen bringen könnte. Etwa eine Schwimmbad-Maut-App, vorgeblich zur Lenkung der Verkehrsströme, aber natürlich zur ausgleichenden Gerechtigkeit der zusätzlichen Straßennutzung. Offen ist noch, wie ein Bußgeldkatalog bei Verstößen gegen Einbahnstraßenschwimmen aussieht. Immerhin dürfte sich das im letzten Jahr diskutierte Sicherheitsproblem in Bädern mit den Abstandsregeln erledigen.
Ohne jetzt völlig albern zu werden: Schwimmen gewinnt eine ganz neue Dimension und das Wort Disziplin eine neue Bedeutung. Und was im alten Streit um die Bäderlandschaft eher untergegangen ist: Auch Bademeister sind systemrelevant. Aber leider nur, wenn Schwimmbäder geöffnet und die für das System relevanten Badegäste da sind. Wofür wiederum ziemlich relevant sein dürfte, wie der Sommer wird. Was wiederum unsicher ist, weil niemand weiß, ob der Lockdown am Ende womöglich klimarelevant war. Bei soviel Unübersichtlichkeit täte jetzt ein Sprung ins kühle Nass ganz gut.