Keira Knightley engagiert sich seit dem Irakkrieg politisch. Und findet, dass die „Fridays for Future"- Bewegung weiter Druck ausüben soll.
Als Keira Knightley für den Ende 2019 gestarteten Polit-Film „Official Secrets" die Rolle der britischen Whistleblowerin Katharine Gun übernahm, war dies für sie auch eine Art politisches Statement. Der Film basiert auf tatsächlichen Vorkommnissen im Jahr 2004, als amerikanische und britische Truppen im Irak wegen angeblich dort stationierten Massenvernichtungswaffen einmarschierten. Knightley, die damals in den USA als 18-Jährige gerade „Pirates of the Caribbean" drehte, hatte sich zuvor bereits in London an den ersten Anti-Irakkrieg-Demonstrationen beteiligt. „Später war ich dann noch auf einer Demonstration in Los Angeles. Dort waren viele Menschen, aber in amerikanischen Zeitungen las man davon nichts!", kritisierte sie im Vorjahr bei „Zeit online", und dass viele amerikanische Medien Präsident Bushs Einmarsch in den Irak unterstützt haben. Obwohl damals weltweit Millionen Menschen gegen den Irakkrieg auf die Straßen gingen, hätten sich, so Knightley, die politisch Verantwortlichen davon nicht beeinflussen lassen: „Dies hat in meiner Generation das Vertrauen in die Politik nachhaltig erschüttert!" Dass der auf Fehlinformationen beruhende Irakkrieg ohne Konsequenzen für die Verantwortlichen geblieben ist, wirke in den USA bis heute nach. „Wie wohl fühlt man sich in einem Land, in dem Politiker ihr Volk belügen", beklagt Knightley den großen Vertrauensverlust und die fehlende Verantwortungsübernahme beteiligter Regierungen. In der realen Katharine Gun, die damals als britische Nachrichtendienstmitarbeiterin die Manipulationen der UN-Abstimmung über den Einsatz im Irak publik gemacht hatte, sieht die Hollywood-Schauspielerin eine Heldin unserer Zeit: „Was mich beeindruckt hat, ist die Klarheit, mit der sie ihrem moralischen Gewissen gefolgt ist!" In ihrer Rolle will Knightley zeigen, dass Gun „in schwachen Momenten auch den eigenen Mut bereut, aber trotzdem zu ihrer Entscheidung steht" und bereit ist, die Konsequenzen ihres Handelns zu tragen. Für sie als Mutter zeige sich darin auch das ganze Dilemma vieler Eltern: Man lehre seine Kinder, die Wahrheit zu sagen, obwohl man aus Erfahrung weiß, dass solche Offenheit im Leben häufig bestraft werde.
„Das Vertrauen in die Politik wurde erschüttert"
Knightley hat sich für die Rolle in „Official Secrets" auch entschieden, weil dieser Film den investigativen Journalismus und seriöse Recherche feiert. „Im Zeitalter der Fake News ist es wichtig, dass das Publikum sieht, was echten Journalismus ausmacht!" Sie selbst bezeichnet sich als passionierte Zeitungsleserin: „Ich lese jeden Tag den ‚Guardian‘ und die ‚New York Times‘ und am Wochenende die ‚Financial Times‘." Allerdings habe sie das Gefühl, dass sie auch noch eine konservative Zeitung in ihre Lektüre einbeziehen müsse. „Es ist wichtig, dass man über den eigenen Tellerrand hinausschaut!", betont sie bei „Zeit online". Während viele Hollywood-Stars sich politisch sehr zurückhalten, ist Knightley in dieser Beziehung durchaus meinungsstark, aber auch vorsichtig: „Ich habe meine Meinung und die sage ich – und manchmal auch nicht!" Sie akzeptiert es, dass andere manche Dinge anders sehen als sie, denn nur bei unterschiedlichen Meinungen komme eine echte Diskussion zustande.
Die politisch engagierte Schauspielerin lobt deshalb auch die „Fridays for future"-Bewegung. Zwar habe ihr eigenes Engagement gegen den Irakkrieg damals wenig Erfolg gehabt und das Gefühl der Hilflosigkeit hinterlassen, aber es habe sich im Nachhinein gezeigt, dass der Protest von den Politikern durchaus als Bedrohung wahrgenommen worden sei. „Wir hätten vielleicht nicht so schnell aufgeben dürfen", sagt sie heute und rät den Aktivisten um Greta Thunberg, sich nicht desillusionieren zu lassen und weiter politischen Druck für ihre Sache auszuüben. +
Knightley ist eine passionierte Zeitungsleserin
Kein gutes Wort findet die Schauspielerin für den Brexit ihres Heimatlandes: „Gerade ich bin jemand, der die europäische Freizügigkeit in Bezug auf Arbeit und Reisen sehr genutzt hat", betont sie bei „Zeit online": „Sie können sich vorstellen, dass ich nicht dafür gestimmt habe, die EU zu verlassen. Ich glaube, keiner hat die leiseste Ahnung davon, was bei einem Brexit wirklich passieren wird." Eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen beweist Knightley auch bei der Erziehung ihren beiden Töchter. Der älteren, fünfjährigen Edie hatte sie anfangs sogar verboten, Disneyfilme anzuschauen, weil Streifen wie „Arielle, die Meerjungfrau" oder „Cinderella" negative Klischees über Frauen förderten. Inzwischen hat sie das Verbot aber aufgehoben, weil ihre Tochter die negativen Aspekte solcher Filme selbst erkenne. So habe sie von sich aus kritisiert, dass in „Die Schöne und das Biest" ein Mann eine Frau geküsst hat, ohne sie zuvor zu fragen. „Ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich war", lobt Knightley diesen frühkindlichen Reifeprozess. Auch sie selbst hat als zweifache Mutter einige Dinge in ihrem Leben geändert.