Üppig sprießende Pflanzen, tropische Motive auf Sofakissen, Vasen und Schalen, an der Wand klebt eine Dschungeltapete, und auf der Terrasse hängt zwischen Palmen eine Hängematte. Urban Jungle ist der Dauerbrenner unter den großen Wohntrends.
Der aktuelle Wohntrend Urban Jungle geht mit natürlichen Materialien wie Holz, Bambus, Rattan oder Leinen einher. Er hat sich von einem kurzzeitigen Interieur-Thema zu einem dauerhaften Wohntrend entwickelt. Romeo Sommers, niederländischer „Trendwatcher und Grünstylist" (byromeo.nl), schreibt den Dauerbrenner Urban Jungle nicht zuletzt dem allgemeinen Gesellschafts-, aber auch dem Klimawandel zu. „Wir stehen jetzt wie in der Renaissance am Beginn eines entscheidenden Jahrzehnts", so Sommers. „Wir schauen über den Horizont hinaus und stellen fest, dass unser Planet immer mehr einer großen Bedrohung ausgesetzt ist. Wir müssen uns und unser soziales System (neu) entdecken." Neue Gefahren und Herausforderungen wie das Coronavirus verstärken diesen Eindruck. „Wir leben ein sehr schnelles und stressiges Leben und realisieren zunehmend, dass wir das auf Dauer nicht durchhalten können und Zeit für uns brauchen, um runterzukommen. Studien haben gezeigt, dass Pflanzen in unserem Lebensumfeld gut sind für unser ‚wellbeing’. Sie helfen, Stress abzubauen, wir fühlen uns wohler und können uns besser konzentrieren. Wir mögen denken, wir pflegen unsere Pflanzen, aber in Wirklichkeit sind sie es, die uns pflegen", liefert der Trendforscher eine Erklärung, warum Urban Jungle mehr ist als ein kurzfristiger Trend.
Vor allem Großstädter holen sich auf diese Art die Natur in ihr Zuhause. „Dabei zählen vor allem die Farbe Grün und viele tropische Pflanzen in unterschiedlichen Formen und Größen wie etwa Monstera, Efeututen, Glücksfeder, Calatheas oder Kakteen und Sukkulenten. Aber auch Dekorationsartikel und Accessoires können beim Urban Jungle eine besondere Rolle spielen", erläutert Diana Tornow, Pflanzenexpertin beim französischen Pflanzen-Atelier Bergamotte (www.bergamotte.de). „Die Must-haves sind alle großblättrigen Pflanzen, die förmlich Dschungel schreien", sagt die Pflanzenexpertin. Vor allem die Monstera deliciosa oder die Monstera adansonii dürften in keinem Urban Jungle fehlen, so Tornow.
Pflanzen sind gut fürs „Wellbeing"
Dabei macht es Sinn, Schritt für Schritt vorzugehen, gerade wenn man noch nicht so viel Erfahrung mit Pflanzen hat. Am besten macht man sich erst einmal Gedanken über Platz- und Lichtverhältnisse, Luftfeuchtigkeit – tropische Pflanzen brauchen in der Regel eine hohe Luftfeuchtigkeit – und Temperatur. Auch wie viel Aufwand man bei der Pflege betreiben möchte, ist eine wichtige Überlegung. Den Anfang sollte man mit zwei, drei Pflanzen machen. Zusätzlich können beispielsweise große dekorative Blätter wie Palmwedel, in Vasen drapiert werden. Nach und nach kann man seinen Indoor-Garten erweitern. Dabei übernimmt die Pflanze gelegentlich schon die Rolle eines Haustieres. „Plant Parenting" wird der Trend genannt, den besonders junge Großstädter vorantreiben, die viel reisen und nicht die Zeit oder die finanziellen Mittel haben, sich adäquat um ein Tier zu kümmern.
Besonders gefragt sind als Ergänzung zu den Pflanzen tropische Prints und Poster, aber auch tropische Motive wie Palmwedel, Papageien, Früchte und Ähnliches auf Bezügen von Kissen, Sofas und Sesseln. Ähnliche Motive finden sich auf unterschiedlichsten Wohnaccessoires und Deko-Stücken. So kann jeder selbst entscheiden, wie üppig der persönliche „Wohn-Dschungel" werden soll.
Nach und nach den Indoor-Garten erweitern
„Wir sehen auch, dass die Menschen ihren Garten immer mehr als Erweiterung ihres Hauses oder ihrer Wohnung betrachten", erläutert Sommers. Wer ein Haus mit einer Terrasse oder eine Wohnung mit einem großen Balkon hat, verlängert den urbanen Dschungel nach draußen, stellt ein altes Sofa zwischen die Pflanzen oder spannt eine Hängematte auf. „Angesichts der Tatsache, dass Nachhaltigkeit und Umwelt bei den Verbrauchern immer stärker im Vordergrund stehen, verschwimmen die Grenzen zwischen Innen- und Außenbereichen", ist der Niederländer überzeugt.
„Wenn man sich an die Bedürfnisse der einzelnen Pflanzen hält und sie an passende Standorte stellt, ist die Pflege meist problemlos", erklärt die Bergamotte-Expertin. Große Laubpflanzen etwa bräuchten wenig bis gar keine Pflege, ergänzt Sommers. Auch die Kosten sind in der Regel überschaubar. „Schon mit wenigen, gezielt platzierten Pflanzen können Akzente im Dschungel-Stil gesetzt werden. Eine teure Trendpflanze wie die Monstera Variegata (ab 50 Euro) ist absolut kein Muss", so Tornow. Aber man kann den Wohnungsdschungel auch zu einem kostspieligen Hobby machen. „Wir sehen jetzt, wie sich immer mehr Naturelemente im Haus verbreiten, einschließlich neuer Bereiche wie Badezimmer, Küche und Büro, in denen Pflanzen und von der Natur inspiriertes Dekor ihre Spuren hinterlassen", gibt der holländische Grünstylist eine Vorschau auf die zukünftigen Trends.