Mit dem TV Wiesbach und dem TV Bliesen wurden zwei Volleyballvereine für ihr Engagement mit der Hermann-Neuberger-Plakette ausgezeichnet. Auch der JC Folsterhöhe freut sich über die Würdigung seiner vielen sozialen Projekte.
Jedes Jahr werden saarländische Sportvereine vom Landessportverband für das Saarland (LSVS) im Rahmen der Hermann-Neuberger-Preisverleihung geehrt. Gemeinsam mit der Arag-Sportversicherung und Erwin Himmelseher Assekuranz-Vermittlung GmbH & Co. KG sowie der DFB-Stiftung Egidius Braun werden die Gewinner für ihr besonderes Engagement ausgezeichnet. Der mit 7.500 Euro am höchsten dotierte Preis ging an Ringer-Bundesligist KV 03 Riegelsberg, worüber an dieser Stelle bereits ausführlich berichtet wurde. Über die Hermann-Neuberger-Plakette und jeweils 5.000 Euro dürfen sich die Volleyballer des TV Bliesen und des TV Wiesbach freuen. Der Preis für soziales Engagement und Integration ging zusammen mit 3.000 Euro an den JC Folsterhöhe. Mit der Hermann-Neuberger-Medaille und je 2.500 Euro wird das Engagement des Fechterrings Hochwald Wadern und der Schwimmer beim SC Homburg gewürdigt.
„Das bisschen Rampenlicht, das damit einhergeht, tut uns sehr gut", sagt André Koch, Volleyball-Abteilungsleiter beim TV Wiesbach und findet: „Obwohl wir gute Arbeit leisten, wurden wir in der Öffentlichkeit immer etwas stiefmütterlich behandelt." Wesentlich für den Erhalt der Plakette ist die Tatsache, dass der TVW vor gut zwei Jahren offiziell als einer von nur vier Talentstützpunkten des Saarländischen Volleyballverbandes zertifiziert wurde – und zwar für Jungen und Mädchen. „Wir sind einer der wenigen Vereine im Saarland, der viele Jugendmannschaften stellt. Derzeit sind es zwölf Mannschaften von der U12 bis zur U20", erklärt Koch nicht ohne Stolz und ergänzt: „Dadurch haben wir eine sehr gute Durchgängigkeit im Verein und auch eine sehr hohe Integration von Jugendlichen aus der Region in die aktiven Mannschaften."
Dass dies für den Hallensport, aber auch für den Sand gilt, beweist die neue, erst vor einem Jahr eingeweihte Beachvolleyball-Anlage unmittelbar neben der Sporthalle. Die Doppelfeld-Anlage wurde mit Mitteln der Sportplanungskommission, der Gemeinde Eppelborn und der Volleyballabteilung des Vereins finanziert und zwischen 2017 und 2019 unter Leitung von Michael Klaumann von der Volleyballabteilung selbst geplant und gebaut. Klaumann, der auch Trainer der ersten Herren-Mannschaft in der Oberliga ist und für das Marketing und die Finanzen des Fördervereins zuständig ist, hat sich dabei zusammen mit Abteilungsleiter Koch besonders engagiert und verdient gemacht. „Er saß sogar selbst auf dem Bagger und ist unser Hansdampf in allen Gassen", sagt Koch, der sich als Koordinator im Hintergrund und Trainer unterschiedlicher Mannschaften engagiert.
Das mit der Hermann-Neuberger-Plakette einhergehende Preisgeld von 5.000 Euro soll in erster Linie für den Bau eines barrierefreien Zugangs zum neuen Beachvolleyballfeld genutzt werden. Zudem sind witterungsfeste Sitzmöglichkeiten für den Zuschauerbereich geplant. Schließlich wird beim TVW nicht nur Nachwuchsarbeit betrieben, es gibt auch Gesundheitssport-Angebote und eine Volleyball-Gruppe für Seniorinnen und Senioren. „Dort machen ehemalige Aktive mit, aber auch Eltern unserer Kinder und Jugendlichen, die wir so auch an den Verein binden können und die als Betreuer oder Helfer bei Turnieren oder Aktionen zur Verfügung stehen", berichtet Koch.
Gerd Rauch ist seit Jahren das Gesicht des TV Bliesen
Mit dem Motto „Von der Grundschule in die Bundesliga" bewarb sich der TV Bliesen erfolgreich um die Hermann-Neuberger-Plakette. Um Nachwuchs zu generieren, arbeitet der TVB mit zahlreichen Grund- und weiterführenden Schulen in der Umgebung zusammen. Diese Projekte treibt seit 20 Jahren der sportliche Leiter Gerd Rauch voran. „Wenn es ihn nicht gäbe, wäre ich selbst auch nicht beim TV Bliesen", sagt Teammanager Matthias Pons und erklärt: „Er entfaltet durch seine Art eine Sogwirkung und kann Leute mitziehen und für etwas begeistern." Die erste Mannschaft der Männer spielt seit Jahren hochklassig und hat als Meister der Dritten Liga zum 15. Mai den Antrag auf Lizenzierung für die 2. Bundesliga Süd eingereicht. Es wäre seit über 20 Jahren das erste Mal, dass eine saarländische Männermannschaft im deutschen Volleyball-Unterhaus an den Start geht. „Dem Meister-Team gehören einige Spieler an, die bei uns groß geworden sind", sagt Pons. Und die nächsten Talente stehen schon in den Startlöchern: Die U18 war bis zum coronabedingten Saisonabbruch drauf und dran, sich für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren. „Solche gemeinsamen Erlebnisse bringen ja auch über das Sportliche hinaus Emotionen und Bindung an die Sportart", sagt Pons und klagt: „Das fällt jetzt einfach weg, was natürlich sehr ärgerlich ist." Die Konkurrenzsituation zu Sportarten wie Fußball macht der Randsportart zu schaffen: „Uns kennt man noch nicht so, dafür fehlen auch bekannte Gesichter mit Strahlkraft, die man mit unserem Sport in Verbindung bringt. Hierfür müsste auf oberster Ebene noch etwas mehr geleistet werden", findet Pons. Für Volleyball, das zudem noch technisch und koordinativ anspruchsvoll ist, bleibt es schwer, sich in der Gunst der Kinder und Jugendlichen vor allem gegen den übermächtigen Fußball durchzusetzen. Umso bemerkenswerter, dass dies mit dem TV Wiesbach und dem TV Bliesen gleich zwei Volleyball-Vereinen im Saarland trotzdem gelingt.
Der Judo Club Folsterhöhe kennt diese Probleme auch und auch hier wird ausgezeichnete Arbeit geleistet. Das bescheinigt der Gewinn des Hermann-Neuberger-Preises 2019 für soziales Engagement und Integration. Es ist nicht das erste Mal, dass der Stützpunktverein von „Integration durch Sport", einem Projekt des Landessportverbandes (LSVS), sich in Sachen Integration hervorgetan hat. Das Wohngebiet Folsterhöhe ist das, was gemeinhin als „sozialer Brennpunkt" bezeichnet wird. In der Hochhaussiedlung am Stadtrand von Saarbrücken leben zahlreiche, oft wirtschaftlich schwache Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsnationen Wohnung an Wohnung.
Die Liste der Sportarten und Projekte, die der Verein ihnen anbietet, ist lang. Neben dem namensgebenden Judo gehören die Kampfsportarten Boxen und Filipino Combat Systems dazu, aber auch Bewegungs- und Gesundheitssport, Kraft-Ausdauertraining, (Schwimm-)Gymnastik, Taiji, Physiotherapie und Freizeitfußball. Über das Sportliche hinaus gehen Aktivitäten wie die Mal- und Bastel-AG, gemeinsames Lernen und Forschen sowie Feste und Ausflüge. Mitmachen darf jeder – selbst Nichtmitglieder. „Der Verein ist wie eine Familie. Wenn Hilfe benötigt wird, machen alle mit", sagt Martin Metzger, erster Vorsitzender des JCF. Lothar Bock ist dann wohl so was wie das Familienoberhaupt. Er gründete den Verein 1999 und hat ihn „mit viel Herz und Liebe aufgebaut", erzählt Metzger.