Drogen-Verkauf aus dem Kinderzimmer: „How to Sell Drugs Online (Fast)" basiert auf einem realen Fall.
Moritz (Maximilian Mundt) ist ein Nerd: Gemeinsam mit seinem Kumpel Lenny (Danielo Kamperidis) hat er einen Webshop für virtuelle Güter aus Computerspielen, etwa besondere Waffen, programmiert. Die große Hoffnung der beiden: Ein Pitch bei einem Innovationswettbewerb, bei dem sie weitere Unterstützung für ihr Projekt bekommen könnten. Doch die nicht gerade professionell wirkende Präsentation der beiden lässt die potenziellen Geldgeber kalt.
Etwa zeitgleich kommt Moritz‘ Freundin Lisa (Lena Klenke) von einem zwölfmonatigen Aufenthalt in den USA zurück. Er freut sich darauf, sie wiederzusehen. Doch irgendwie ist Lisa nicht mehr die gleiche und will erst mal Abstand von Moritz.
Probleme wie diese gibt es wohl an den meisten Schulen. Und so ist die Netflix-Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)" auch zunächst einmal eine Schulserie mit den altbekannten Themen. Doch dazu kommt – das sollte beim Titel der Serie eigentlich klar sein – ein Hauch von „Breaking Bad". Mehr als ein Hauch ist es allerdings auch nicht, zu unterschiedlich sind die deutsche und die amerikanische Serie von der Atmosphäre her und von den Charakteren.
Die Serie, deren erste Staffel sechs Folgen hat, präsentiert das Geschehen in einem flotten Tempo. Langatmige, gekünstelt wirkende Dialoge sucht man vergebens. Auch die Vielzahl der Drehorte trägt zum lebendigen Charakter bei. Regie geführt haben Lars Montag bei den ersten drei Folgen und Arne Feldhusen bei Folge vier bis sechs.
Lisa ist nicht mehr wiederzuerkennen
Die Anregung zu „How to Sell Drugs Online (Fast)" lieferte eine reale Geschichte: Im Jahr 2013 zog ein damals 18-Jähriger in Leipzig von seinem Kinderzimmer aus einen Online-Drogenhandel auf, verkaufte Drogen für vier Millionen Euro. 2015 wurde er zu einer Haftstrafe von sieben Jahren verurteilt.
Die Netflix-Serie erhebt allerdings nicht den Anspruch, diese reale Geschichte zu erzählen. Die Serie spielt nicht in Leipzig, sondern in der fiktiven 28.000-Einwohner-Stadt Rinseln. Und man darf davon ausgehen, dass die Handlungsstränge und die Zeichnung der Hauptfiguren auf die Fantasie der Drehbuchautoren zurückgehen. Die bemühen sich, mit Moritz und Lenny – der im Rollstuhl sitzt und nicht weiß, wie lange er noch zu leben hat – zwei sympathische, mitunter ein wenig naive Typen zu zeichnen, die es so an jeder Schule geben könnte. Außenseiter, die viel draufhaben, denen aber keiner etwas zutraut. Typen, die eigentlich mit illegalen Sachen nichts am Hut haben. Eigentlich.
Schnell bekommt Moritz mit, warum Lisa sich so verändert hat. Ganz offensichtlich hat sie während ihres Auslandsaufenthalts Bekanntschaft mit Drogen gemacht. Und der coole Dan (Damian Hardung), der mal eben MDMA-Tabletten – in der Szene Ecstasy genannt – mit auf eine Party bringen kann, steht auf einmal hoch im Kurs bei ihr.
Teenager mit mächtig Problemen
Moritz sucht nach einem Weg, wieder bei Lisa landen und Dan die Tour vermasseln zu können. Auf Umwegen erfährt er von Lisas Willkommensparty, zu der sie ihn nicht eingeladen hat, wohl aber Dan – mit der Bitte, ein paar Pillen mitzubringen. Anhand der öffentlich zugänglichen Daten von Dans Fitness-Tracker errät Moritz, wo der seine Drogen kauft: in einer Pizzeria, die zu einem Reiterhof gehört. Und so fasst Moritz einen Plan: Er muss nur vor Dan in der Kneipe sein und alle Drogen aufkaufen, dann steht Dan bei der Party mit leeren Händen da. So bescheuert dieser Plan klingt – er funktioniert beinahe. Moritz geht in die Kneipe und erklärt dem Betreiber Buba – herrlich in dieser Rolle „Tatortreiniger" Bjarne Mädel – dass er MDMA kaufen will. Und tatsätzlich verkauft der ihm nach kurzem Zögern seinen ganzen Vorrat. Doch damit fangen Moritz Probleme erst an. Nicht nur, dass er für die Drogen sämtliches Geld ausgegeben hat, das er und Lenny für ihren Webshop eingeplant hatten – er hat auch noch Schulden bei dem Dealer, der sich als brutaler Kerl entpuppt. Dan taucht er trotzdem bei Lisas Party auf – er hatte noch Ecstasy-Pillen zu Hause rumliegen. Und Moritz, der auch zu der Party geht, macht sich nur lächerlich.
Die Beziehung zerstört und einen Dealer im Nacken, der Geld will: Moritz muss die Drogen, die er gekauft hat, schnellstens wieder loswerden. Und so sucht er im Internet nach den Worten, die der Serie ihren Titel gegeben haben: „How to Sell Drugs Online (Fast)".