Zum Jahresanfang feierte ein echter Modeklassiker sein Comeback: das kleine Schwarze. Besonders still und leise fiel diese Feier coronabedingt aus. Die kurzen Abendkleider sind deswegen auch im Sommer noch angesagt. Denn Tiefschwarz passt eigentlich (fast) immer.
Schwarze Abendkleider gelten seit Jahrzehnten als feste Instanz in der Abendmode. Fast überraschend muteten da die Versuche der letzten Jahre an, den Farbklassiker durch Violett, Blutrot oder Emeraldgrün zu ersetzen. Dabei gilt Schwarz nicht nur als absolut elegant, sondern steht auch einfach jeder Frau perfekt zu Gesicht. Da dürfen wir uns freuen, dass die Designer das genauso sehen. Die Kreationen sind angelehnt an das kleine Schwarze und verleihen ihm doch ein bisschen mehr Größe und Üppigkeit. Ein Blick über die Catwalks lohnt sich, denn da gab es einiges zu entdecken.
Simone Rocha feiert gerade ihre Liebe zu sehr weiblichen Silhouetten in einem halbtransparenten Lagenkleid im viktorianischen Stil. Über einem bodenlangen schwarzen Spaghettiträgerkleid drapiert die Designerin eine großzügige Lage Tüll, welcher über der Brust durch eine breite Knopfleiste gehalten wird. Die Ärmel sind ausgestellt und wirken dadurch noch üppiger. Der transparente Stoff ist aufwendig gearbeitet und besticht durch seine aufgestickten Maulbeeren in Signalrot, sowie verspielten Gänseblümchenstickereien.
Florale Muster auf schwarz
Neben floralen Mustern sind auch Federn nach wie vor ein großes Thema. Rocha verwandelt damit kurzerhand ein wadenlanges Tüllkleid in einen angedeuteten Raben. Dazu hüllt sie die Puffärmel ebenso wie die gesamte Brust- und Bauchpartie in einen einzigen Traum aus tiefschwarzen angedeuteten Federn gepaart mit Blumenapplikationen, die an aufgenähte Bänder erinnern. Um den Kontrast zwischen Tüllrock und Federkleid noch deutlicher hervorstechen zu lassen endet das Oberteil in einem Schößchen und setzt damit die Taille seiner Trägerin wunderbar in Szene.
Auf Taillenarbeit setzt auch Oscar de la Renta. Hier verziert eine übergroße Schleife allerdings gekonnt die Körpermitte. Darüber münden ärmellose überkreuzte Bänder den Brustbereich, darunter legt sich ein üppiger Rock. Vorn kniekurz, hinten bodenlang. Das erinnert ein bisschen an ein hübsch verpacktes Geschenk. Und während sich bei Oscar de la Renta noch viel Stoff bewundern lässt, zeigt man sich bei Area eher hüllenlos. Das Minikleid startet in Brusthöhe und endet schon wieder kurz unter dem Po. Da bleibt kein Platz für Extrakilos, denn verdecken lässt sich hier nichts. In lauen Sommernächten sicher eine gute Wahl, ansonsten lohnt ein Trenchcoat darüber. Wie gut, dass auch der dieser Tage total hip ist.
Ansonsten ist überall viel Tüll zu sehen, meist noch mehr Volumen und außergewöhnliche Details. Kein Wunder, dass die Trendbibel „Vogue" den Trend „Gothic Prom Dresses" getauft hatte. Wem der Look gefällt, aber trotzdem keine Unsummen ausgeben möchte, für den gibt es zahlreiche günstige Alternativen. Esprit zum Beispiel ist ein guter Anlaufpunkt, denn auch hier gibt es gleich eine Vielzahl von sehr feminin verspielten Kleidern. Viele von ihnen sind mit Spitze verziert und bestechen durch semi-transparente Hingucker, kleine Schleifen und alles, was junge Frauen sonst noch lieben. Dabei muss es nicht immer zwingend in die feine Tüllecke gehen, wenn es um das perfekte schwarze Kleid für den Abend geht. Das Label Pieces macht es überraschend anders, und präsentiert schlichte durchgestufte Hängerkleider, die allerdings statt aus endlosen Lagen Tüll im ebenfalls angesagten Cordstoff gefertigt sind. Damit senden sie einen kleinen Gruß aus den wilden 70ern, denn Cord feierte ja auch erst ein lautes Comeback und steckt nicht nur in den ebenfalls wieder angesagten Schlaghosen, sondern auch in Kleidern. Der Vorteil ist: Der Stoff ist robust, tragbar und kann sich sogar zum schicken Abendkleid verwandeln.
Schmuck in Silber oder Weißgold
Und Cord ist in diesem Segment nicht die einzige ungewöhnliche Stoffwahl. Auch Leder ist dabei. Denn Leder gibt es dabei längst nicht nur sehr dick und damit schön warm, auch luftigere dünne Lederkleider sind jetzt verfügbar – und das nennt sich tatsächlich Sommerleder. Natürlich auch in der aktuellen Lieblingsfarbe für den Abend: Schwarz.
Bei Alexander McQueen erhält das luftige Trägerkleid kurzerhand einen Lagenlook. Das herbe Leder darf sich im Beinbereich über einen sehr verspielten weißen Spitzenbesatz freuen. Etwas wuchtig erscheint der feminine Look aber trotzdem, denn über der Taille trägt das Model einen breiten Ledergürtel. Der schreit förmlich nach einer Zeitreise in die 70er-Jahre, nach Bikerkluft und Rockerstiefeln. Noch eine Spur breiter ist der Gürtel an dem angesagten Midimodel aus dem Hause Ganni. Hier rollt man die Lederwelle von hinten auf, beziehungsweise von unten. An den Beinen gibt es nämlich nichts als nackte Haut. Das Minikleid ist auf Taille geschnitten und besticht durch seine durchgängige Knopfleiste. Die Arme sind dreiviertellang und mit Trompetenärmeln versehen. Diese Ärmelweite ist ein weiterer Trend, und auch der funktioniert selbst bei schweren Stoffen wie Leder hervorragend.
Wem breite Gürtel und Knöpfe als spezielle Details nicht zusagen, für den bieten die Designer noch eine ganze Bandbreite anderer Accessoires an. Wie wäre es zum Beispiel mit großzügigen Raffungen (Saint Laurent Paris) oder aufgenähten Taschen (Set Fashion)? Zu allen Modellen passen Boots an den Füßen ebenso gut wie Plateau-Pumps oder Glitzersandaletten.
Schmuck rundet den Look ab. Ketten aus Silber oder Weißgold heben sich besonders schön vom groben Leder ab. Die Haare sind zum einen strengen Haarknoten zusammengenommen oder fallen offen über die Schultern. Das Make-Up darf ruhig etwas dramatischer sein, mit großzügigem schwarzen Lidstrich oder tiefroten Lippen. Denn wenn wir wieder raus dürfen, sollten wir das auch gebührend feiern.