Das Team der Autokünstler von Carlex hat sich mit einem Mercedes AMG G63 beschäftigt – mit den Mitteln traditioneller Handwerkskunst. Und es hat die auf zehn Exemplare limitierte Steampunk Edition geschaffen.
Ganz klar: Dies hier ist kein Tuning auf die herkömmliche, traditionelle Art und Weise. Nicht einfach nur ein sogenanntes Body-Kit oder eine weitere Leistungssteigerung. Die Steampunk Edition des AMG G63 ist eine echte Rarität. Der Begriff Steampunk bezieht sich in seinem ersten Wortteil auf die Dampfmaschine (englisch steam engine). Sie steht symbolisch für das Viktorianische Zeitalter und die Blütezeit der Mechanik. Und „Punk" spielt auf den sogenannten Cyberpunk, eine Art Philosophie und Lebenshaltung, an. Steampunk selbst ist so etwas wie eine Gegenbewegung zur Moderne, zur Massenware und Wegwerfkultur, fasziniert von der Ästhetik der Mechanik, von Bolzen, Kolben und Zahnrädern.
Ausgangspunkt für die Veredlung zu einem Modell der Steampunk Edition ist der robuste AMG G63. Zum Einsatz kommen Kupfer- und Messingbleche, die geätzt werden, mit Motiven, die sich auch als Tattoos oder auf Waffen und Messern finden. So sind etwa Rosen und Schädel im Dach oder auf dem Cover des Reserverads zu sehen.
Damian Skotnicki ist der Gründer von Carlex Design. Über die Steampunk-Edition sagt er: „Wir leben in einer Ära der Massenproduktion und in einer Plastikwelt, in der das Handwerk in Vergessenheit zu geraten droht. Natürliche Materialien wie Holz, Stein und Metalle werden durch künstliche ersetzt." Und er bedauert, dass sich kaum noch jemand an die Zeit erinnere, als Handwerker noch Künstler waren und Schuhmacher zur Herstellung eines Paar Schuhes Wochen brauchten. Für ihn und das Team von Carlex seien die viktorianische Ära und die technische Revolution eine große Inspiration und eine Flucht in die Welt der Träume. Und die Steampunk Edition so etwas wie eine Herzensangelegenheit.
5.200 Stunden Arbeit stecken im Umbau
Das sieht man der Steampunk Edition auch an. Das Interieur des G63 ist mit braunem und von Hand verziertem Leder, mit Akzenten in Kupfer und echtem Nussholz aus Amerika im Kofferraum und auf dem Boden ausgestattet. Das ist nicht nur robust, sondern sorgt obendrein für eine exklusive Optik. Den mit Alcantara bezogenen Dachhimmel ziert eine riesige Stickerei mit Steampunk-Motiven. Rund 5.200 Arbeitsstunden stecken in dem Umbau und seinem düster geratenen Style zwischen Vergangenheit und Zukunft. Ob das Design gefällt oder nicht, das ist – wie vieles im Leben – reine Geschmackssache. Klar ist hingegen, dass die Steampunk Edition anders ist als andere.
Besonders anspruchsvoll ist die Handwerksarbeit an einer Stelle, die viele Betrachter kaum zu sehen bekommen werden: nämlich auf dem Dach. Die dort befindliche Kupferabdeckung wird in reiner Handarbeit graviert. Das Relief ist bei jedem der zehn Fahrzeuge der limitierten Kleinserie handwerklich gekonnt in den Motiven anders ausgeführt.
„Entgegen dem aktuellen Trend", sagt Skotnick, habe Carlex die Karosserieform des Mercedes G nicht verändert. Denn „der Wagen hat ab Werk eine tadellose, klassische Silhouette." Daher sei es nicht notwendig, dort Hand anzulegen. Das Lob wird man in Stuttgart gern hören. Auch auf leistungssteigernde Maßnahmen hat Carlex verzichtet. Zu den optisch auffallenden Änderungen am G63 zählen kupferfarbene 22-Zoll-Felgen mit Carlex-Branding und Bremssätteln mit dem Steampunk-Edition-Schriftzug.
Dokumentation des Umbaus in Buchform
Jeder Käufer eines der zehn Modelle aus der Steampunk Edition bekommt nicht „nur" ein Auto, sondern auch eine Dokumentation zu seinem Fahrzeug. Ein in Leder gebundenes und mit Goldemblemen verziertes Buch zeichnet den Umbau jedes einzelnen Mobils aus der limitierten Serie nach. Teil der Dokumentation ist ein kalligrafiertes Register mit den Namen aller am Umbau beteiligten Künstler und Handwerker.
So viel Aufwand, Zeit und Handwerkskunst hat natürlich einen Preis. Der liegt bei mindestens 450.000 Euro und kann – je nach Aufwand – weiter in die Höhe gehen.