„Schreib dein Buch!" prangt auf Plakaten in Fußgängerzonen, oder: „Einfach losschreiben und den neuen Bestseller auf den Markt bringen!" Ist es einfach, ein Buch selbst zu publizieren? Deana Zinßmeister hat als Autorin Erfolg und kennt die Wirklichkeit.
In dir steckt doch die neue Harry-Potter-Autorin". Diese und ähnliche Werbesprüche haben sicherlich schon viele auf dem Weg zur Arbeit, beim Einkaufen oder beim Stadtbummel gelesen. Manch einer wird die verführerischen Versprechen für bare Münze gehalten haben: Schnell die eigene Lebensgeschichte aufgeschrieben und mit einem Klick im Internet an einen vermeintlichen Verleger geschickt. Oder in einem Blog veröffentlicht und in einem Autorenforum öffentlich zur Diskussion gestellt.
Wenn dann der erhoffte Erfolg ausbleibt oder ein anderer Autor die eigenen Ideen klaut und unter seinem Namen veröffentlicht, oder wenn gar noch eine Rechnung für eine vermeintliche Verlagstätigkeit ins Haus flattert, dann fragen sich viele enthusiastische Neu-Schriftsteller: „Was habe ich bloß falsch gemacht?"
„So ziemlich alles", meint Deana Zinßmeister. Die Erfolgsautorin aus dem Saarland wird des Öfteren nach Lesungen mit dieser Frage konfrontiert und gibt deshalb Tipps, um bei angehenden Autoren Frustrationen zu vermeiden.
„Ich erlebe es in jüngster Zeit häufig, dass mir junge und auch ältere Autoren berichten, dass sie mit ihren Buchideen von schwarzen Schafen im Verlagswesen regelrecht über den Tisch gezogen wurden. Sie berichten mir von hohen Druckkosten, die sie für die Veröffentlichung ihrer hochgelobten künftigen Bestseller bezahlen sollen oder von mangelhafter bis gar keiner Marketingtätigkeit beim Vertrieb ihres Buches. Oft wissen diese Autoren nicht, dass ihr Buch kaum eine Chance hat, im Schaufenster einer Buchhandlung oder auf einer Buchmesse gezeigt zu werden – außer sie bezahlen dafür. Denn ‚Selfpublishing‘ – wie es so schön heißt – wenn man also in Eigenverantwortung seine literarischen Ergüsse veröffentlicht, hat nichts mit einem seriösen Verlagswesen zu tun." Sicherlich gibt es Beispiele dafür, dass auch im Eigenverlag herausgebrachte Bücher plötzlich in ihren Verkaufszahlen durch die Decke schießen, und sich der eigene finanzielle Einsatz auszahlt. Doch das sind eher die Ausnahmen. Die Regel ist eher so, dass die frischgebackenen Autoren auf hohen Kosten sitzenbleiben und wenig bis Null Marketing für ihr Werk erfahren. Auf Buchmessen sitzen sie – wenn überhaupt – am „Katzentisch" und lesen vor sehr wenigen Zuhörern, allerhöchstens jemand stehenbleibt und zuhört. Wer glaubt, ein Schriftsteller zu sein, sollte ein paar Regeln beherzigen, wenn er sein erstes Buch veröffentlichen will.
Literaturagenten erkennen Potenziale
Nicht jede Geschichte ist es wert, zwischen zwei Buchdeckel gepresst zu werden. Wenn Verlage es ablehnen, eine Buchidee zu verwirklichen, dann sollte man sich selbstkritisch fragen, ob das eigene fertige Buch wirklich schon reif zur Veröffentlichung ist. Der größte Fehler junger Autoren ist ihre Ungeduld. Viele Autoren schreiben den letzten Satz und meinen, jetzt muss das Buch sofort gedruckt werden. Besser wäre es, man lässt die Story erst einmal ein bisschen liegen. Man sollte das Geschriebene noch mal in Ruhe auf Rechtschreibung, Grammatik und vor allem Logik abklopfen. Jeder Autor sollte sich bewusst sein, dass Verlage Geld verdienen wollen mit dem Buch. Sie haben in erster Linie den Verkauf im Auge, nicht die literarische Qualität. Wenn ein Verlag ein Buch für gut befindet, gedruckt zu werden, dann übernimmt er auch Lektorat, Druck, Cover-Gestaltung und Vertrieb.
Deana Zinßmeister: „Autoren sollten hellhörig werden, wenn man ihnen vorrechnet: ‚Jetzt nehmen Sie mal 5.000 Euro in die Hand, wir drucken Ihnen 500 Bücher und Sie verkaufen auf die Schnelle jedes Buch für 24.90 Euro. Dann haben Sie ihre Investition schon nach 200 verkauften Exemplaren ruckzuck raus.‘ Das ist kein seriöses Angebot. Keiner sollte Geld dafür bezahlen, dass sein Buch gedruckt wird."
Sinnvoll ist folgende Vorgehensweise: Das fertige Manuskript geht zu einer Agentur, die eine erste Sichtung vornimmt. Agenturen sagen dem Autoren unverblümt, ob sein Werk auf dem heißumkämpften Büchermarkt eine Chance hat, oder ob an der einen oder anderen Stelle noch gefeilt werden muss. Agenturen kennen die Verlage, die Ansprechpartner dort. Sie wissen, wo sie bestimmte Genres am besten einreichen. Das erspart auch unnötige Absagen von Verlagen, bei denen das eingereichte Buch gar nicht zum eigenen Portfolio passt. „Wenn eine Agentur ein Buch annimmt und es Verlagen anbietet, dann hat man die erste Hürde genommen und größere Chancen, einen Verlag zu finden. Sieht eine Literaturagentur Potenzial in dem Buch beziehungsweise in dem Autor, beginnt sie mit dem Manuskript zu arbeiten. Sie lektoriert, macht Verbesserungsvorschläge, kümmert sich darum, dass das Buch auf dem Tisch der richtigen Ansprechperson in einem Verlag landet. Außerdem feilscht sie um jeden Cent zugunsten des Autors. Die Literaturagenten wissen am besten Bescheid über Honorarstaffelung, Garantie-Honorare und Marketingstrategien. Hat man dann den ersten Vertrag in der Tasche und will weitere Bücher schreiben, muss man zeigen, was in einem steckt. Dann muss man Druck aushalten können, interessante Stoffe entwickeln und aktiv am Schreiben dranbleiben. „Seriöse Literaturagenturen und seriöse Verlage verlangen erst dann Geld von einem Autor, wenn das Buch gedruckt und verkauft wird", so die Heusweiler Erfolgsautorin.