Als Sebastian Jacob vor zweieinhalb Jahren zum 1. FCS zurückkam, hatten alle gehofft, dass es so gut laufen würde wie zurzeit. Eine Garantie gab es nicht. Doch er hat sich zu einem der wichtigsten Spieler entwickelt.
Seine Rückkehr zum 1. FC Saarbrücken vor gut zwei Jahren war für Sebastian Jacob erst einmal ein Rückschritt. „Mental war der Schritt von der Zweiten in die Vierte Liga erst mal schwer zu verdauen. Den Spruch, einen Schritt zurückzugehen, um dann zwei nach vorne zu machen, gibt es aber nicht umsonst", sagte er damals, und ergänzte: „Am besten wäre es, ich könnte mit dem FCS in die Dritte Liga." Was vor zwei Jahren eine Wunschvorstellung war, ist nun
Realität geworden. Und Sebastian Jacob ist einer der Hauptgründe dafür, dass es am Schluss geklappt hat. Deshalb hat der Verein nun um drei Jahre mit ihm verlängert – Jacob bleibt in seiner Heimat. Als er zum ersten Mal unterschrieben hat, hatten damit aber die wenigsten gerechnet.
Denn als der gebürtige Saarbrücker im Januar 2018 zum FCS wechselte, stand hinter seiner Leistungsfähigkeit ein großes Fragezeichen. Das lag nicht an seiner fußballerischen Qualität, sondern an seinem Knie, das den Durchbruch in der 2. Bundesliga verhinderte. Beim 1. FC Kaiserslautern schoss er in der Zweiten Liga seine ersten Tore, fiel dann aber durch einen Kreuzbandriss zurück – und bekam nie wirklich eine zweite Chance. Als es dann zurück zum FCS ging, unterschrieb Jacob auch nur einen Vertrag für ein halbes Jahr, der sich im Aufstiegsfall verlängern sollte. Der Aufstieg blieb aus – Jacob blieb trotzdem und unterzeichnete für zwei weitere Jahre.
Sein Knie verhinderte den Durchbruch
In diesen zwei Jahren lieferte er durchgehend ab, insgesamt erzielte er nach seiner Rückkehr in 57 Pflichtspielen 42 Tore und bereitete elf weitere Treffer vor –
eine Bombenquote. Und das Knie? Das hält. Zwar musste er sich im vergangenen Winter einer erneuten Operation unterziehen, doch vor allem durch die Corona-Krise konnte er an seiner Fitness arbeiten. Wäre die Saison nicht abgebrochen worden, wären sicherlich auch noch einige Tore hinzugekommen. Zudem gab es ja auch noch das DFB-Pokal-Halbfinale. „Alles in allem war diese Saison schon ein Riesenerfolg", sagt Jacob.
Nachdem die Saison in der Dritten Liga nun beendet ist, kann der Blick auch auf die gegnerischen Mannschaften der neuen Spielklasse gehen. Highlights für Jacob sind natürlich die Duelle gegen den 1. FC Kaiserslautern, die bei ihm persönlich die größten Emotionen wecken: „Mit dem FCS im neuen Ludwigspark oder auf dem Betzenberg zu spielen, ist ein absoluter Traum – ich hoffe, dass Zuschauer bis dahin wieder erlaubt sind. Wir brauchen sie bei diesem Duell, auf das die Fans sicherlich auch sehr lange gewartet haben." Ansonsten traut Jacob seiner Mannschaft durchaus zu, auch eine Etage höher erfolgreich zu sein: „Die Dritte Liga ist mit Sicherheit eine kleine Wundertüte, am Ende hatten zwischenzeitlich neun Mannschaften noch Chancen auf den Aufstieg, einen Platz dahinter fing der Abstiegskampf an. Es wird definitiv eine Herausforderung, dennoch bin ich davon überzeugt, dass wir mit unserer Mannschaft eine ordentliche Rolle spielen können."
Sein eigenes Ziel in Liga drei ist als Stürmer klar definiert. „Du wirst natürlich an deinen Toren gemessen, wieder in den zweistelligen Bereich zu kommen ist definitiv ein Ziel von mir. Eigentlich will ich in jedem Spiel ein Tor schießen", erzählt der 27-Jährige. Doch was ihn neben seinem persönlichen Ehrgeiz auszeichnet, ist vor allem auch seine Teamfähigkeit: „Ich will diesen Saarbrücker Weg mitgehen und in den nächsten drei Jahren weiterhin Teil einer Erfolgsgeschichte sein. Wir können gemeinsam viel erreichen, das hat der DFB-Pokal gezeigt. Wir wollen uns etablieren und, wer weiß, vielleicht einen Schritt weitergehen. Das geht aber nur gemeinsam."
„Dieses Privileg haben nicht viele"
Ein weiterer Grund für seine Verlängerung war natürlich, dass er seinem Beruf so weiterhin in seiner Heimat nachgehen kann. Jacob ist mit seiner Freundin Esther in der Saarbrücker Innenstadt heimisch geworden, hat zudem kurze Wege zu seinen Jugendfreunden nach Saarlouis. „Hätte ich jetzt einen Schritt aus dem Saarland herausgemacht, wäre das weggefallen", sagt er. „Diese Verbundenheit zum Saarland und vor allem zu den Menschen hier ist mir aber sehr wichtig. Ich bin in 20 Minuten bei meinen Freunden, kann viel Zeit mit meiner Freundin verbringen – dieses Privileg haben nicht viele Profifußballer, ich weiß das durchaus zu schätzen."
So war die Vertragsverlängerung letztlich nur eine Formsache, denn der Verein wollte seinen Toptorjäger halten. Und auch Jacob weiß, was er am FCS hat. Auch weil der Verein ihm eine Chance gegeben hat, als sein Knorpelschaden im Knie ihm fast einen Strich durch die Rechnung Profifußball gemacht hätte. Dass es überhaupt wieder so gut geklappt hat, ist auch Jacobs Arbeitsmoral zuzuschreiben. Kaum ein Spieler arbeitet zusätzlich zu den Trainingseinheiten so viel, schiebt Extraschichten mit Athletik-Coach Christoph Fuhr. Dadurch konnte er auch das in ihn gesetzte Vertrauen zurückzahlen. „Ich bin hier noch lange nicht fertig", kündigt er an.
So beginnt dann, wahrscheinlich im September, das Abenteuer Dritte Liga, auf das der FCS sechs Jahre lang warten musste. Die nächsten drei Jahre mit dabei ist auch Toptorjäger Jacob, der nach seinem Vertrag 30 Jahre alt sein wird. Auf die Frage nach dem möglichen Karriereende hat er eine klare Antwort: „Ich habe hier jetzt nicht für drei Jahre unterschrieben, um dann noch einmal woanders zu spielen, das ist doch klar. Der FCS ist mein Verein. Ich weiß aber auch, dass der Fußball manchmal nicht nach den romantischen Regeln spielt, die man sich wünscht. Ich will schon noch fünf oder sechs Jahre spielen, wenn das Knie mitmacht, auch gerne nur noch für Blau-Schwarz." Wobei es da einen kleinen Zusatz gibt: „Irgendwann bei meinem Heimatverein Roden auflaufen, zum Abschluss der Karriere, das wäre ein Traum." Diesen Wechsel würden ihm die FCS-Fans sicher verzeihen.