Einerseits glatt und clean, andererseits wild und messy, das sind diesen Sommer die bevorzugten Styles beim Damenhaarschnitt. Generell ist ein Trend zu mehr Natürlichkeit und einem pfiffigen Undone-Look zu beobachten.
Das Damenhaar soll in diesem Sommer mal wieder relaxt, verspielt, natürlich, ein bisschen wild oder auch messymäßig zerzaust daherkommen. Ganz im Sinne des immer präferierteren Make-up-Nude-Looks haben sich auch die Frisuren vom bombastisch-voluminösen Glamour-Look verabschiedet. Zwar waren auf den internationalen Laufstegen durchaus noch aufwendige Hochsteck-Arrangements beispielsweise nach dem Vorbild der französischen Rokoko-Königin Marie-Antoinette zu bestaunen. Doch blieben solche skulpturalen Kunstgebilde fernab jeglicher Alltagstauglichkeit die absolute Ausnahme. Stattdessen scheint der Undone-Look trotz anhaltender kleiner Renaissance der Dauerwelle wieder auf dem Vormarsch zu sein, bei dem die möglichst natürliche Struktur der eigenen Haare zur Schau gestellt werden soll. Zöpfe, Wellen und (Natur-)Locken haben Hochkonjunktur, wobei Experten weniger zum Einsatz des Lockenstabs, sondern vielmehr zu Stylingprodukten raten, die dem Haar Griffigkeit und Volumen verleihen, die Haarwurzeln stärken und die Kopfhaut weniger strapazieren. An die Seite der locker-sanften Beach Waves sind inzwischen die kantigeren, strukturierteren, tiefere Wellen werfenden Deep Waves getreten.
Ein natürliches Aschblond ist gefragt
Auch bei Haarfarben spielt die Natürlichkeit eine wichtige Rolle. Dabei muss keine Frau auf die geliebten Kolorationen verzichten. Allerdings sollte der genetisch bedingte oder ausgewählte Ton mit Farbe lediglich etwas prononcierter, satter gemacht oder wahlweise auch aufgehellt werden. Das hat sich ja bereits mit der mega-angesagten Strähnchenfärbe-Technik namens Balayage abgezeichnet, dank der Highlights ins Haar gezaubert werden können, die besonders natürlich und harmonisch wie von der Sonne geküsst wirken. Obwohl Balayage so etwas wie der Dauer-Kolor-Trend ist, gibt es auch schon wieder etwas Neues namens Glacage. Bei dieser Färbetechnik wird, ähnlich wie beim Glossing (bei dem das Haar mit einer Portion Glanz aufgepimpt wird), nur eine ganz leichte Tönung über das Haar gegeben, wodurch die Natur- oder Ursprungsfarbe weiterhin durchscheinen kann. Wagemutige trauen sich an Chunky-Highlights, worunter breite, auffällige Strähnen verstanden werden. Blondinen dürften Gefallen an der Technik Dialled-up-Blonde finden, bei der die Mähne nicht komplett gefärbt, sondern nur selektiv aufgehellt wird.
Apropos blond: Natürlich steht dieser Farbton auch im Sommer in der Gunst der Damenwelt ganz an der Spitze. Bestimmte Nuancen haben aber diesmal die Nase vorn. Überraschend ist das Comeback des Aschblond, umgangssprachlich auch gern als Straßenköterblond bezeichnet – es war bei den Models auf den Catwalks von Chanel, Miu Miu oder Michael Kors zu bewundern. Es genügt häufig schon, einige zarte goldene Highlights einzuarbeiten. Ebenfalls angesagt sind ein Honigblondton (zu sehen bei Etro, Alberta Ferretti, Peter Pilotto oder Michael Kors) und ein gebleachtes Blond bis hin zu Platin-Hair (Models von Dries Van Noten, Sies Marjan oder Annakiki). Allerdings ist für die hellsten Nuancen schon eine erhebliche Dosis an Bleich-Treatment erforderlich.
Ebenfalls in aschiger Variante ist Braun derzeit en vogue (Labels wie Prada, Burberry, Balmain, Miu Miu oder Proenza Schouler setzten ihre Laufstegmädels damit in Szene). Rot kommt in ziemlich allen Abstufungen daher (auf den Catwalks präsent bei Balmain, Rochas oder Prada). Sogar als Neon-Rot bei House of Holland oder Ermanno Scervino zu bestaunen, wie überhaupt Neon-Haarfarben offenbar immer mehr straßentauglich werden. Ganz coole Ladys sorgen mit einem Blau-Look à la Aquamarine für Aufmerksamkeit (vorgemacht von Labels wie Jeremy Scott oder Dries Van Noten). Und wer sein Haar schwarz wie Ebenholz im Sinne der Märchenprinzessin Schneewittchen tragen möchte, liegt damit diesen Sommer auch voll im Trend. Obwohl Designer wie Givenchy oder Alberta Ferretti eine etwas zartere, nicht ganz so dunkel-satte Schwarzvariante bevorzugt haben.
Beginnen möchten wir den Überblick über die angesagtesten Frisuren des Sommers mit dem ungewöhnlichen Revial der Flechtfrisuren. Die Zöpfe gibt es in der Single- oder Paar-Variante. Das verleiht der Trägerin einen romantisch-verspielten Look. Cornrows werden häufig auch noch mit Perlen oder Schmucksteinen verziert und mit ausgefallenen Zopfgummis oder Kordeln fixiert. Ganz straff zu einem einzigen Strang zusammengebunden präsentierten sich die Zöpfe auf den Laufstegen von Erdem, Simone Rocha oder Ulla Johnson. Etwas lässig-rustikal die Doppelzöpfe bei Dior, sogar messy bei Alexander McQueen oder Ashish. Soft-Versionen von Hochsteckfrisuren, die nur wenig über das Haupt hinausragen, ohne größeren Aufwand zu stylen und teils mit lässigen Knoten versehen sind, konnten auf den Laufstegen von Anna Sui, Miu Miu, Fendi, Nicole Miller oder Tom Ford gesichtet werden. Das Ganze in der Wet-Variante bei Chloé, Missoni oder Ermanno Scervino. Natürlich behaupten sich diesen Sommer auch Evergreens wie Chignons (Moschino) oder Dutts (Victoria Beckham oder Elie Saab).
Frisuren ohne allzu großen Aufwand
Um die Krone der Trendfrisur der Saison streiten sich der Pixie-Cut und der Pob. Bei Letzterem handelt es sich um eine Mischform von Bob und Pony, daher der Name. Der Bob wird dabei ganz gerade geschnitten, der Pony kann je nach Gusto ebenfalls gerade oder fransig gestaltet sein. Den Pixie-Kurzhaarschnitt, bei dem vor allem der Nacken ziemlich umfänglich geschoren wird, hat schon einst das Supermodel Twiggy in den 60ern salonfähig gemacht. Die Haare auf dem Oberkopf werden länger gehalten und im Schnitt der Gesichtsform angepasst. Raffinierte Umsetzungen waren auf den Lautstegen von Balenciaga, Haider Ackermann, Christian Dior oder Off White zu sehen. Wer es noch kürzer mag, dem sei der Buzz-Cut empfohlen, bei dem die Haare so raspelkurz abrasiert werden, dass im Unterschied zum Pixie-Cut sogar die Kopfhaut zu sehen ist. Vor allem gefärbte Buzz-Cuts sind derzeit en vogue, wobei Platinblond die angesagteste Variante ist. Der Pob ist neben dem Chin Long Bob diesen Sommer die vielseitigste Variante der
Bob-Frisuren.
Wer keine Lust mehr auf einen Long Bob hat, wird sich über den auf Kinnhöhe endenden Chin Long Bob freuen. Eine echte Alternative zu Short Bob, Choppy Bob, bei dem softe Stufen in das Deckhaar eingeschnitten werden, oder auch zum Shaggy Bob. Wie überhaupt der Shag mit seinem legendären Rock’n’Roll-Touch diesen Sommer zurück ist und auch dem Pony ein Retro-Flair verleihen kann. Den Pony trägt frau aktuell am coolsten in Gestalt der einst durch Jane Birkin populär gemachten Curtain Bangs, bei denen die Fransen in der Mitte geteilt werden und damit an einen offenen Vorhang erinnern, Stichwort Vorhang-Pony.
Wem das Herz beim Haare wegschnippeln nicht zu sehr blutet, der kann sich natürlich auch für eine Pony-Frisur in XS-Länge namens Short Bangs entscheiden, bei der das Haar oberhalb der Augenbraue endet und auch ansonsten deutlich kürzer als bei einem klassischen Pony gehalten ist. Und für Bad-Hair-Tage, wenn mal keine Lust zum Stylen beispielsweise der langen, glatten Haare besteht, bei denen Mittel- und Seitenscheitel weiterhin sehr en vogue sind, kann einfach zu den trendigen Kopftücher-Accessoires gegriffen werden. Oder die Mähne einfach mithilfe von Gel oder Mousse im Wet-Look nach hinten kämmen.