Was, wenn der Teufel eigentlich ein gutes Herz hat? So zwischen erfrischendem Sarkasmus, ausgeprägter Schadenfreude und einigen Sex-Eskapaden. „Lucifer" ist vermutlich der sympathischste Leibhaftige der TV-Geschichte.
Ein charismatisch-versnobter Teufel, eine alleinerziehende Polizeibeamtin, deren Ex-Mann und Polizei-Kollege, eine Psychologin, die sich mit Sex bezahlen lässt, eine Dämonin mit ausgeprägtem Fetisch für Messer und ein gottestreuer Engel. Was im ersten Moment nicht recht so klingen mag, als würde es zusammengehören, macht den Charme der Serie „Lucifer" aus. Aber von Anfang an:
Als es dem Teufel in der Hölle zu langweilig wird, begibt sich Lucifer (Tom Ellis) in die Stadt der Engel – Los Angeles – und eröffnet einen Nachtclub. Durch eine Verkettung der Umstände lernt er dort Detective Chloe Decker (Lauren German) kennen und wird zu ihrem Berater. Die Ermittlerin ahnt nicht, dass ihr teuflisch gut aussehendes Gegenüber der Leibhaftige in Person ist – auch wenn er ihr höllisch auf die Nerven geht.
Genauso wenig ahnt es auch Dr. Linda Martin (Rachael Harris), Lucifers Therapeutin. Sein ständiges Gerede über seinen himmlischen Vater, der Gott persönlich sein soll, und seine Vertreibung aus dem Himmel versteht die Ärztin rein metaphorisch. Aber Lucifer ist nicht der einzige Höllenbewohner, der Los Angeles unsicher macht: An seiner Bar beschäftigt er Mazikeen alias Maze (Lesley-Ann Brandt), eine Dämonin, die alle Hände voll zu tun hat, ihrem Chef Ärger vom Hals zu halten.
Ärger bedeutet nicht nur Chloe Deckers Ex-Mann und Cop-Kollege Dan Espinoza (Kevin Alejandro), der Lucifer nicht traut, sondern auch das plötzliche Auftauchen von Lucifers Bruder Amenadiel (D. B. Woodside), der Lucifer zur Rückkehr in die Hölle bewegen soll. Dieser hat darauf aber so gar keine Lust, entdeckt er doch gerade starkes Interesse an seiner Partnerin, die seinen übernatürlichen Fähigkeiten gegenüber immun scheint.
Engel, Dämonen und Morde
Die etwas andere Krimiserie beruht lose auf einem DC Comic von Autor Neil Gaiman. Tom Kapinos, der auch schon die Erfolgsserie „Californication" schrieb, gibt auch „Lucifer" mit teilweise schlüpfrigen und stets humorvoll-sarkastischen Texten und Dialogen eine interessante und sympathische Dynamik. Die Fälle – jede Episode behandelt einen neuen – geraten von Staffel zu Staffel immer weiter in den Hintergrund und ordnen sich der Handlung rund um Lucifer, seinen göttlichen Vater, Himmel, Hölle und die Mythologie der Figuren unter und schafft somit Platz, die göttlichen Wesen auf eine Art kennenzulernen, wie wir es im Religionsunterricht sicherlich nicht gelernt haben.
Nachdem die Schauspieler sich über drei Jahre in ihre Rollen einfühlen konnten (was man von Staffel zu Staffel spüren kann!) und gerade Protagonist Tom Ellis die Freude an seiner Rolle in jeder Szene anzusehen ist, dann der Schock für alle Fans: Fox setzt den unterhaltsamsten Teufel, der je in Serie ging, ab! Schuld daran unter anderem war eine mäßige dritte Staffel, die auch einige spannende Charakterentwicklungen nicht retten konnte. Doch die treuen Fans des „Lucifer"-Universums ließen die Serie nicht hängen und protestierten lautstark im Internet. Bis Netflix darauf aufmerksam wurde, sich die Rechte am Format sicherte und eine wieder deutlich stärkere vierte Staffel präsentierte. Das liegt nicht zuletzt auch an der Einführung eines neuen Charakters: Eva (Inbar Lavi). Ja, die Eva, die Lucifer ihrer Zeit mit einem Apfel verführte und somit ihren Abgang aus dem Paradies verschuldete. Die Dreiecksbeziehung zwischen Lucifer, Detektive Decker und Eva wird –
ohne zu viel zu verraten – zu einem der neuesten Handlungsstränge.
Staffel fünf ab 22. August
Sonst ändert sich durch die Netflix-Übernahme nicht viel. In Deutschland und Österreich kann man sie fast ganz übersehen, denn hier hat Amazon Prime Video noch immer die Rechte am liebenswerten Teufel und seinen Freunden, sodass die Plattform sich hierzulande nicht einmal änderte.
Im letzten Jahr kündigte Netflix dann auch eine sehnsüchtig erwartete fünfte Staffel an, die am 22. August starten soll. Dann warten 16 weitere Folgen – allerdings gesplittet in zwei Teile – auf die Fans des Höllenkönigs. Auch soll eine Musical-Folge darunter sein (Episode 10: „Bloody Celestial Karaoke Jam"). Dass Tom Ellis auch als Teufel über eine engelsgleiche Singstimme verfügt, hatte er zuvor bereits in ein paar Folgen unter Beweis stellen können. Aber nicht nur das wartet auf die Fans: Alle Folgen sollen statt der regulären Länge von etwa 42 Minuten in Überlänge gezeigt werden und somit bis zu einer Stunde Story beinhalten.
Staffel fünf – die als die finale galt – ist noch nicht angelaufen, da kündigt Netflix Staffel sechs an. Diesmal als „wirklich letzte Staffel". Wann diese ausgestrahlt werden soll, steht allerdings noch nicht fest. Der Cast scheint aber weiterhin komplett mit an Bord zu sein und sich teilweise
auch in einer etwas anderen Rolle zeigen zu wollen. So kann man D. B. Woodsides Arbeit in Zukunft nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera bewundern: Er führt in einer Folge Regie.