Die Saarlouis Royals gehörten einst zu den besten Teams der Damen-Basketball-Bundesliga. Zuletzt trübten turbulente Jahre mit zwei Fast-Abstiegen die Erinnerungen an glanzvolle Zeiten. Nun wagen einige neue Gesichter beim Royals-Verein BC Saarlouis einen Neuanfang.
Seit vier Jahren gibt es den Basketball Club Saarlouis. Er wurde damals als neue Heimat des Damen-Basketball-Bundesligisten Inexio Saarlouis Royals gegründet. Bis dahin gehörten die Royals jahrzehntelang zum TV Saarlouis, bis vor ein paar Jahren war die M.U.T. Sportmarketing GmbH Trägerin der Bundesligalizenz. In dieser Konstellation wurden insbesondere mit Trainer René Spandauw von 2004 bis 2015 große Erfolge gefeiert. Nach der Vereinsgründung entwickelte sich die Spitze des BC Saarlouis schnell zu einem Personalkarussell. Dazu kam eine sportliche Talfahrt mit zwei Abstiegen, die nur durch den Rückzug von Eintracht Braunschweig (2019) und den Saisonabbruch vor dem letzten Spieltag aufgrund der Corona-Pandemie (2020) verhindert wurden. Der aktuelle Vorstand will nun endlich Ruhe einkehren lassen und sich mit Demut um leistungsorientierten Frauenbasketball kümmern.
„Natürlich ist es in den vergangenen zwei Jahren nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten und wie wir es uns auch für die Zukunft vorstellen", gibt Royals-Pressesprecher Tom Störmer zu. Nach einer Umstrukturierung innerhalb des Vereins wurde auf das Management verzichtet und die Aufgaben neu verteilt: Zum Vorstand gehören der 1. Vorsitzende Paul Kast (seit Juni 2019), der 2. Vorsitzende Hermann Fassbinder (seit März 2020) und Schatzmeister Thomas Mathieu (seit Dezember 2019). Der sportliche Bereich wird komplett von Cheftrainer Marc Hahnemann verantwortet. Bundesligaobmann und Verantwortlicher für den Kader der Ersten Mannschaft ist Ralf Anstätt. Er ist während der Corona-Pandemie auch Hygienebeauftragter des Vereins und der 1. Bundesliga (DBBL). Die Genannten und weitere engagieren sich ehrenamtlich für die Royals, die mittlerweile nicht mehr von einem Hauptgeldgeber abhängig sind, sondern sich aus einem Pool vieler Sponsoren finanzieren. Langfristiges Ziel ist es, „wieder eine mitbestimmende Kraft im deutschen Damenbasketball zu werden, ohne dabei den ambitionierten Nachwuchs aus der Region aus den Augen zu verlieren", heißt es auf der Internetseite des Vereins.
„Wir sind alte Recken, die schon in einigen Vereinen mitgearbeitet haben und mithilfe dieser Erfahrungen mehr Struktur reinbringen wollen", sagt Tom Störmer. Er initiierte beispielsweise die Einrichtung eines Beirates, dem er seither angehört. „Das war für viele ungewohnt, weil vorher manches nach Gutsherrenart und nicht immer vernünftig gemacht wurde", findet Störmer. „Wir haben zwei, drei Jahre gebraucht, um die unglücklichen Aktionen davor wieder in die Reihe zu bringen", erklärt Thomas Mathieu und verkündet: „Wir können jetzt erstmals sagen, dass wir ohne Altlasten und demütiger in die neue Saison gehen. So ein geordneter Neuaufbau macht einfach Spaß. Wir sehen uns als Aufsteiger. Und die Ziele eines Aufsteigers sind klar." Er meint den Klassenverbleib. Zur Abwechslung gerne wieder aus eigener Kraft.
Endlich Ruhe einkehren lassen
Den historischen Höhepunkt ihrer Glanzzeit erreichten die Royals im Jahr 2010 mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft, dem Pokalsieg und dem Einzug ins Europapokal-Halbfinale. Im gleichen Jahr jedoch spaltete sich die komplette Jugendabteilung wegen unterschiedlicher Auffassungen und damit einhergehender Machtspiele ab und gründete bei der DJK Saarlouis-Roden eine eigene Basketballabteilung (wir berichteten). Wären die Royals in jüngster Zeit wirklich abgestiegen, würden sie in der 2. Bundesliga auf die Saarlouis Diamonds treffen, dem vor fünf Jahren gegründeten Frauenteam der DJK Saarlouis-Roden. Aufgrund der Entwicklung in beiden Lagern fand in der Zwischenzeit eine Annäherung statt. „Aus unserem Umfeld kann heute niemand mehr nachvollziehen, was die Ursache des Zerwürfnisses war", sagt Hermann Fassbinder. Thomas Mathieu ist sicher, dass es sich vor allem um „kommunikative Missverständnisse" handelte. „Man muss einfach öfter miteinander reden", findet er und betont: „Wir wollen ja schließlich alle das Gleiche: möglichst viele junge Saarländerinnen und Saarländer zum Basketball führen und bestmöglich ausbilden." Hierzu könnten Kooperationen auf allen Ebenen stattfinden: „Am besten wäre es, wenn eines der beiden Oberligateams in die Regionalliga aufsteigt, dann hätten wir in jeder Liga von der 1. Bundesliga bis zur Oberliga jeweils ein Team aus der Kreisstadt Saarlouis", sagt Mathieu.
Synergien liegen auf der Hand: Der BC Saarlouis kümmert sich derzeit um den weiblichen Leistungsbereich, stellt die Bundesliga-Mannschaft, eine Zweite Mannschaft in der Oberliga und ein Team in der Nachwuchs-Bundesliga WNBL. Die DJK Saarlouis-Roden bildet zusammen mit den BBF Dillingen in der SG Saarlouis/Dillingen eine komplette Basketballabteilung mit zahlreichen Nachwuchs- sowie aktiven Herren- und Damenteams. Die Basketballabteilung des TV Saarlouis dient mit seinen Jugendmannschaften derzeit als Unterbau der Royals. Deren Trainer Marc Hahnemann, gleichzeitig auch Co-Trainer der Damen-Nationalmannschaft, wurde bei der DJK Saarlouis-Roden ausgebildet und hofft ebenfalls auf mehr Zusammenarbeit. Vor Kurzem erklärte er in einem Podcast-Interview mit der Plattform Ballerslounge.de: „Hier ist viel passiert, hier gibt es viele verletzte Eitelkeiten und vieles, was darüber hinausgeht und überhaupt nicht gut gelaufen ist. Derzeit wird versucht, das aufzuarbeiten und sich anzunähern." Der DJK Saarlouis-Roden bescheinigte er in Sachen Jugendarbeit einen „überragenden Job".
Hahnemann hält noch Ausschau nach Spielerinnen
Zunächst laufen jedoch erst einmal die Planungen für die nächste Saison auf Hochtouren. Im Gegensatz zur nach Nördlingen abgewanderten Levke Brodersen verlängerten Andrea Andelova, Klara Brichacova, Mandy Geniets, Gabi Nemcova und Johanna Prytz ihre Verträge. Mit den US-Amerikanerinnen Braydey Hodgins und Chelsea Waters sowie der aus Burundi stammenden Inés Nezerwa und der deutschen Nachwuchsspielerin Linn Schüler stehen bislang vier Neuzugänge fest. Trainer Marc Hahnemann, der sich künftig an einem 5-5-2-Konzept mit fünf ausländischen, fünf regionalen und zwei WNBL-Spielerinnen orientieren will, hält noch nach ein bis zwei Spielerinnen für seinen Kader Ausschau. „Entsprechende Gespräche laufen", heißt es von Vereinsseite. Etwas Zeit bleibt den neuen Verantwortlichen noch: Die neue Runde der 1. Damen-Basketball-Bundesliga soll am 24. Oktober starten.