Maurice Deville ist nach sieben Jahren zurück beim 1. FC Saarbrücken. Diese Rückholaktion wurde unter den Fans kontrovers diskutiert. Der Luxemburger will aber dafür sorgen, dass die Geschichte sich nicht wiederholt.
Maurice Deville ist im Saarland kein Unbekannter. Als junger Spieler wechselte er aus der U19 von Alemannia Aachen zur SV Elversberg. In seiner Debüt-Saison schaffte er in 30 Spielen zwölf Scorerpunkte, in der folgenden gelang ihm dann mit zehn selbst erzielten Toren und fünf Vorlagen der endgültige Durchbruch. Unter Trainer Jens Kiefer stieg die SV Elversberg dann sogar in die Dritte Liga auf. Deville entschied sich doch für einen Wechsel zum 1. FC Saarbrücken. „Es waren auch andere Vereine an mir interessiert, zum 1. FC Saarbrücken hatte ich aber die größte Verbindung, deshalb wollte ich dort unbedingt hin", so der 28-Jährige. Doch in Saarbrücken lief es alles andere als gut, und so war nach einem Jahr auch schon wieder Schluss. Fehler machten dabei beide Parteien – der FCS schasste Jürgen Luginger nach missglücktem Saisonstart und installierte Milan Sasic als Retter, was letztendlich keine Wende brachte. Für den Luxemburger war bald schon kein Platz mehr. Er wurde ohne große Erklärung in die Zweite Mannschaft abgeschoben, Rückkehr nach oben ausgeschlossen. „Im Endeffekt ist damals alles verkehrt gelaufen. Ich kam mit großen Hoffnungen aus Elversberg und habe mich während der Vorbereitung direkt schwer verletzt. Als ich Tritt gefasst habe, kam der Trainerwechsel." Rückblickend räumt er ein, „dass ich sicherlich auch Fehler gemacht habe, aber ich war 21 Jahre alt."
Auf Devilles Karriere hatte das wenig Einfluss: „Der 1. FC Kaiserslautern hatte vorher schon Interesse, glücklicherweise auch noch nach meinem schlechten Jahr in Saarbrücken." So ging es nach Lautern in die Zweite Mannschaft. Dort wurde der Trainer der Profis, damals Kosta Runjaic, auf den Luxemburger aufmerksam und ließ ihn im Zweitliga-Kader mittrainieren: „Das war schon eine andere Welt. Spieler wie Kerem Demirbay, Willi Orban oder Tobias Sippel spielten zu diesem Zeitpunkt dort – leider hat es mit dem Aufstieg dann nicht funktioniert, obwohl wir nahe dran waren", sagt er rückblickend. In der Saison 2015/16 gehörte er dann fest zum Kader der Zweitligamannschaft, machte 17 Spiele, schoss vier Tore und bereitete ein weiteres vor. Eigentlich war alles bereitet für eine Karriere, die jetzt richtig Fahrt aufnehmen sollte. Doch auch in Kaiserslautern war es ähnlich wie in Saarbrücken. Unruhen innerhalb des Vereins, ständige Trainerwechsel, die den 1,94 Meter großen Stürmer ausbremsten. Zwar wurde der Vertrag verlängert, es folgte aber eine Ausleihe zum FSV Frankfurt. Dort sollte es nicht besser laufen. „Wir waren keine Einheit, jeder schaute nur auf sich, aber nie auf das große Ganze", erzählt der Luxemburger.
„Ich will die Challenge hier annehmen"
Nach seinem Wechsel zu Mannheim sollte es dann aber endlich ruhiger um den Offensivspieler werden – Negativschlagzeilen gab es keine mehr. „In meinen ersten Jahren bei neuen Vereinen hatte ich immer Probleme, mich umzustellen und zu akklimatisieren – in Mannheim war das auch so", erzählt er. „Doch dann wurde es in Mannheim immer besser und gipfelte dann im Aufstieg in die Dritte Liga." Insgesamt absolvierte der Luxemburger 96 Spiele für die Mannheimer, erzielte dabei 17 Tore und bereitete 21 Treffer vor. Woran es lag, dass Mannheim trotz des dreimalig verpassten Aufstiegs dann doch noch so erfolgreich wurde, ist für ihn klar: „Wir waren eine Einheit, Trainer Bernhard Trares hat es geschafft, uns immer zusammenzuhalten, selbst wenn im Verein dann etwas nicht so lief, wie es sollte." Und in der Dritten Liga sorgten die Mannheimer dann für mächtig Furore. Vor der Corona-Krise schwächelten alle großen Namen und Mannheim schlich sich zeitweise sogar an die Tabellenspitze, das Problem war jedoch, dass der Kader zu klein war, um die englischen Wochen nach der Corona-Krise zu meistern. „Der Kader konnte jede Woche Leistung bringen, aber nicht alle zwei Tage, das war einfach zu viel. Dann kamen die Verletzungen und wir konnten uns nach der schwierigen, langen Pause nie wirklich einspielen", sagt Deville. Allgemein war die Corona-Pause aber auch für Deville nicht einfach zu meistern: „Wenn man sich anschaut. was die Spieler in den ersten beiden Bundesligen für Möglichkeiten hatten, da wurde dann mal der eigene Garten oder die riesige Terrasse zum Trainingsplatz umfunktioniert. Das war bei uns nicht für jeden möglich." Geisterspiele waren für den Luxemburger auch schwer zu verarbeiten: „Es kommt einem vor wie bei einem Trainingsspiel. Es ist so ruhig – aber es ist wie bei allem im Leben. Man musste sich nur daran gewöhnen."
Doch nun beginnt eine neue Zeit für den Offensivspieler. Der Wechsel sorgte in Saarbrücker Fan-Kreisen für viele Diskussionen, zu sehr hafteten Deville die Vorkommnisse aus seiner einzigen Saison im blau-schwarzen Dress an. Doch abgeschreckt hat es ihn nicht, obwohl er mehrere andere Angebote hatte. „Ich habe natürlich mitbekommen, dass es einige kritische Stimmen gab. Ich dachte mir einfach, dass ich den Leuten hier noch etwas beweisen muss. Bei einem anderen Drittligisten hätte ich das nicht gehabt, aber ich will hier unbedingt zeigen, dass ich menschlich und fußballerisch Fortschritte gemacht habe." Die Vorfreude kommt trotz dieser Stimmen aber definitiv nicht zu kurz: „Hier herrscht eine Euphorie, die wir mitnehmen müssen und auf die ich mich auch sehr freue, genau wie auf das neue Stadion – ich hoffe, dass es bald fertig wird und wir endlich gemeinsam mit unseren Fans darin spielen können." Potenzial, um in der Dritten Liga mitreden zu können, sieht Deville in seiner neuen Mannschaft definitiv: „Ich glaube, dass es bei vielen noch etwas freisetzt, dass es jetzt endlich mit dem Aufstieg funktioniert hat. Dass genug Qualität vorhanden ist, davon bin ich überzeugt, das Ziel muss es sein, immer über dem Strich zu stehen und eventuell für die ein oder andere Überraschung zu sorgen."
Eine ähnliche Situation hatte er mit dem Waldhof auch: „Mit einer eingespielten Mannschaft, die als Einheit auftritt, kann man in der Dritten Liga schon viel erreichen. Es darf nicht zu viel Ärger geben, wenn ein Spieler mal nicht spielt, man muss immer das Ganze im Auge behalten. Wenn wir das schaffen, bin ich sehr optimistisch." Die Zielsetzung vonseiten des Vereins ist klar kommuniziert, Maurice Deville hat für sich auch ein ganz spezielles formuliert: „Ich will die Challenge hier annehmen und dafür sorgen, dass die Fans, die gegen mich waren, nach zwei Monaten sagen, dass sie sich vertan haben und einen Spieler bekommen haben, der Leistung bringt und sich immer voll reinhängt."