Ein völlig anderer Modus, kein Heimvorteil und mehr Spiele in wenigen Tagen. In diesem Jahr ist alles anders. Der Champions-League-Sieger wird dieses Jahr in Lissabon ermittelt. FORUM hat alle wichtigen Infos zusammengefasst.
Aufgrund der Corona-Krise wäre der wichtigste internationale Klub-Wettbewerb fast vorzeitig beendet worden – doch die Champions League geht weiter. Für Fußballfans ist das gut, da die Europameisterschaft diesen Sommer verlegt wurde und so die eigentlich fußballfreie Zeit weiterhin gefüllt wird. Allgemein hat die Champions League einige Geschichten für die deutschen Teams geschrieben. In diesem Jahr könnte eine weitere hinzukommen. Das Drama von Barcelona 1999, als Bayern in letzter Sekunde gegen ManU verlor, Dortmunds Sieg gegen die Übermannschaft Juventus Turin 1997 sowie das Finale in Wembley 2013 sind nur Einige zu nennende Finals. In diesem Jahr wird das ganze aber etwas anders gespielt: mit einem Finalturnier in Lissabon. Für die Königsklasse ist das ein absolutes Novum, denn zwischen dem 12. Und 23. August treten in Portugals Hauptstadt die besten acht Teams Europas gegeneinander an. Am 7. und 8. August werden aber noch die restlichen Viertelfinalisten ermittelt. Der Grund, warum dieses Turnier unbedingt noch zu Ende geführt wird, ist klar. Es geht dabei um eine Menge Geld, die die Vereine gerade nach der Corona-Krise gut gebrauchen können. Für die derzeit entbrannte Diskussion über „arm“ und „reich“ im Fußball ist dieser Wettbewerb eher ein Katalysator als ein Friedensstifter.
Dennoch werden die Fußballfans dieses exotische Turnier durchaus annehmen, da schon auf die Europameisterschaft verzichtet werden muss. Zudem verspricht der neue Modus mehr Spannung. FORUM hat alle wichtigen Infos zusammengetragen.
Welche Teams sind noch dabei?
Die Champions-League-Saison musste aufgrund der Corona-Pandemie wenige Tage vor der zweiten Hälfte der Achtelfinal-Rückspiele unterbrochen werden. Betroffen war auch der deutsche Vorzeigeklub aus München. Die Bayern haben jedoch eine beruhigende Ausgangsposition, da das Hinspiel an der Stamford-Bridge mit 3:0 gewonnen wurde. Zittern müssen hingegen die Königlichen aus Madrid. Aufgrund einer 1:2 Hinspielniederlage gegen Manchester City steht Zinedine Zidane mit seiner Mannschaft enorm unter Druck. Der kürzlich gefeierte Meistertitel in La Liga soll dafür Aufschwung verleihen. Dem schwächelnden Konkurrenten aus Barcelona ergeht es aber auch in der Champions League nicht anders. Das Team von Trainer Quique Setién kam im Hinspiel gegen den SSC Neapel nicht über ein 1:1 hinaus. Juventus Turin, vor Kurzem ebenfalls Meister geworden, steht nach einem 0:1 aus dem Hinspiel gegen Olympique Lyon ebenfalls mit dem Rücken zur Wand. Bereits qualifiziert sind zudem das Überraschungsteam aus Bergamo um den deutschen Linksverteidiger Robin Gosens sowie RB Leipzig, Paris Saint-Germain und Atlético Madrid.
Wann und wo?
Da die Begegnungen schon am 10. Juli ausgelost wurden, steht bereits fest, wer wann auf welche Mannschaft treffen könnte. Bayern München bekäme es nach dem Einzug ins Viertelfinale mit dem Sieger der Begegnung Barcelona gegen Neapel zu tun. Im Endspiel könnte dem Turnierbaum zu Folge dann Leipzig oder PSG der Gegner sein. Der bekannte Modus aus Hin- und Rückspiel fällt weg, stattdessen werden wie bei Europa- oder Weltmeisterschaften nur K.-o,-Spiele ausgetragen. Die Partien werden aufgeteilt zwischen dem Estádio da Luz, in dem sonst Benfica Lissabon seine Heimspiele austrägt, und dem Estádio José Alvalade – der Heimstätte von Sporting Lissabon. Das Endspiel wird im Estádio da Luz ausgetragen. Der FC Bayern München dagegen wird sein Achtelfinalrückspiel gegen den FC Chelsea noch im eigenen Stadion bestreiten. Zwischen dem 12. und 23. August treten in Portugals Hauptstadt die besten acht Teams Europas gegeneinander an.
Wo werden die Begegnungen übertragen?
An den Übertragungsrechten ändert sich bis dahin nichts, die bleiben bei Sky oder DAZN. Wer bei welchen Partien den Zuschlag bekommt, ist noch offen. Sollten jedoch RB Leipzig und/oder der FC Bayern München ins Finale kommen, greift der Rundfunkstaatsvertrag. Dieser garantiert, dass in einem Endspiel mit deutscher Beteiligung das Finale auf einem frei empfangbaren Sender gezeigt werden muss.
Wer sind die Favoriten?
Wie in jedem Jahr ist es in der Champions-League schwierig, einen Favoriten zu benennen. Aufgrund des Umstands, dass einige Mannschaften ihre Saison schon länger beendet haben, während andere die Pause länger hatten und nun erst ihre Saison beendeten, ist eine klare Favoritenrolle noch schwerer zu bestimmen. Es fehlen die Erfahrungswerte, da solch eine Situation noch nie vorherrschte. Einfacher ist es deshalb, die Außenseiter zu bestimmen. RB Leipzig, Atalanta Bergamo und Olympique Lyon werden die geringsten Chancen eingeräumt. Jedoch spielt den eher schwächeren Teams in die Karten, dass nur noch ein K.o.-Spiel absolviert werden muss – und eben keine 180 Minuten. So warf Leipzig zwar schwächelnde Tottenham Hotspurs aus dem Wettbewerb, muss aber in den kommenden Partien auf Timo Werner verzichten, der schon zum FC Chelsea gewechselt ist und nicht mehr für die Leipziger auflaufen wird. Auch Lyon geht mit einer breiten Brust in das Rückspiel gegen Juventus, hat aber seit einer halben Ewigkeit kein Fußballspiel mehr absolviert. Bergamo hingegen spielte noch bis kurz vor Beginn des Finalturniers.
Nach dem Ausscheiden von Titelverteidiger Liverpool ist Manchester City bei vielen Experten ganz nach oben an die Spitze der Favoriten gerutscht. In der wieder aufgenommenen Premier League Saison zeigte die Mannschaft von Pep Guardiola überragenden Fußball – und Guardiolas einzige Möglichkeit, diese Saison noch einen Titel zu holen, ist die Champions League. Diese gewann er zuletzt 2011. Also vor neun Jahren. Auch der FC Bayern München ist nach seiner souveränen Bundesliga-Saison und dem abgeklärten Finale gegen Bayer Leverkusen immer weiter nach oben gerutscht. Im Umfeld wird sogar schon dasselbe Gefühl beschworen, wie damals, als Jupp Heynckes das Triple holte. Doch der Weg ist weit.
Der FC Barcelona war in den vergangenen Wochen in der Liga weit entfernt von den Glanzzeiten, hatte deshalb auch verdient das Nachsehen gegen ein wieder erstarktes Real Madrid. Im Spiel gegen starke Neapolitaner wird sich direkt schon zeigen, ob es in die Sommerpause geht oder ob Trainer Setien seine Mannschaft doch noch in die Spur bekommt. Juventus Turin hingegen schwächelte zwar auch ein wenig, fuhr am Ende aber trotzdem souverän den neunten Meistertitel in Folge ein. Ein Pfund für die Mannschaft von Maurizio Sarri ist die Erfahrung und eben auch der Wille, nun endlich auch die Champions-League nach Turin zu holen.
Wie stark sich Thomas Tuchel mit PSG präsentieren wird, bleibt abzuwarten. Nach einer monatelangen Pause weiß niemand so recht, auf welchem Level die Mannschaft steht. Zudem verletzte sich Kylian Mbappé und fällt wahrscheinlich für die ersten Partien der Champions League aus. Eine Restchance wird der Star-Truppe um Neymar trotzdem eingeräumt.
Und die Europa-League?
Beim kleinen Bruder der Champions League, der Europa League, geht es ähnlich zu. Die ausstehenden Spiele werden als K.-o.-Turnier in Nordrhein-Westfalen ohne Zuschauer ausgetragen. Alle Duelle werden – wie auch in der Königsklasse – in einem einzigen Spiel entschieden. Die Viertelfinals werden am 10. und 11., die Halbfinals am 16. und 17. und das Endspiel am 21. August ausgetragen. Alle Partien beginnen um 21 Uhr. Spielorte sind Duisburg, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Köln, wo auch das Finale stattfindet. Der Sieger des Turniers qualifiziert sich für die kommende Champions-League-Saison. Zunächst müssen am 5. und 6. August allerdings noch die restlichen Rückspiele der Achtelfinals ausgetragen werden: Aus der Bundesliga sind noch Pokalfinalist Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und der VfL Wolfsburg im Wettbewerb vertreten. Während Wolfsburg (1:2 gegen Schachtjor Donezk) und Frankfurt (0:3 gegen FC Basel) nach Hinspielniederlagen vor dem Aus stehen, darf sich Leverkusen (3:1 gegen Glasgow Rangers) berechtigte Hoffnungen auf den Einzug in die Runde der besten Acht machen.