Mit dem Computer arbeiten ist keine Kunst. Doch etwas mit Künstlicher Intelligenz zu kreieren, vielleicht schon. Ein Test mit der Software Corel Painter 2021 schafft neue Einsichten.
Für Kunst und ihre Möglichkeiten mussten sich die Menschen schon immer ein wenig mehr anstrengen. Schließlich wollen sie das Beste aus sich und ihren Werkzeugen herausholen. Beispielsweise mithilfe variabler Bürsten und Borsten: Die gibt es auch digital. So beanspruchen sie weniger Stauraum und brauchen nicht einmal ausgewaschen zu werden. Hart gewordene, verformte Pinsel, abgesplitterte Lackierung auf Holzgriffen, die im Wasserbecher vergessen wurden? Es war einmal, wenn digital gemalt wird und Fotos mithilfe von Künstlicher Intelligenz in gemalte Kunstwerke verwandelt werden.
Ein erster Test mit dem Programm Corel Painter 2021 zeigt, dass der Bürsten- und Werkzeugwechsel tatsächlich überraschend schnell geht. Mehr als 900 Pinsel, Zeichenfedern und andere Malwerkzeuge stehen auf „Klick" bereit. Sie erzielen mit feiner oder extra grober Einstellung Ergebnisse, die Profi-Künstlern, Fotografen und Grafikdesignern das schnelle Arbeiten erleichtern sollen. Hobby-Kreative freuen sich, wenn sie digitale Pinsel komplikationsfrei schwingen können.
Darunter sind sogenannte natürliche Medien: 16 Bürsten, mit denen „wahre Künstler", so Chris Pierce von Corel, beim digitalen Workflow den dicken Farbauftrag auf jeder Schicht einfacher mischen, sogar Transparenz erzeugen. Ein tolles Feature nicht nur für alle, die einst mit Fingerfarben ihre ersten künstlerischen Ambitionen auslebten. Auch für Comics, Mangas, künstlerische Tassenaufdrucke oder im Werbeumfeld von Filmen wird gern digital gemalt und gezeichnet.
Software erkennt die Grafikkarten
Doch der Reihe nach. Sobald die neue Software für Profis und ambitionierte Freizeitkünstler installiert ist, analysiert sie das verwendete System und erkennt dabei die meisten Grafikkarten. Verzerrungs- und Flüssigkeitsmalwerkzeuge sollen mit dem neuen Painter aufgrund der konkreten Anpassung bis zu viermal so schnell reagieren. Der Trost: Alte Kaufversionen lassen sich etwa zum halben Preis (219 Euro/425 Euro) upgraden. Die jeweils neueste Variante gibt es jetzt auch als Lizenz-Abo für etwa 225 Euro pro Jahr.
Anstelle einer analogen Staffelei aus der Ecke holt der Künstler bei Painter 2021 ein neues Dokument aus der digitalen Ablage heraus. Anschließend wird virtuelles Papier gewählt (beispielsweise Spanplatte oder handgeschröpft), Ebenentyp (Dicke Farbe, Aquarell, Tinte), darauf Papierfarbe (beherzt in den Farbkreis gegriffen) und Papierstruktur (sogar Beton ist möglich) zugewiesen. Pastöse Farbe liegt in einer Palettenschublade bereit. Das virtuelle Zeichnen via Bildschirm und PC oder Tablet, mit Maus, Digitalstift oder auch dem Finger als Pinsel-Beweger kann losgehen!
Die riesige Auswahl wirkt auf den unerfahrenen Nutzer wie der erste Besuch eines Freizeitparks auf Kinder: Es gibt so viel auszuprobieren. Unter „Painter-Muster" macht die Option „Wahnsinn" neugierig, die mit dickem Pinsel auf farbigem Untergrund, lustig zerfasert, vor allem Spaß erzeugt. Farbauftrag und darunter liegende Farben lassen sich nach prozentualer Angabe „verschmieren", so die Wortwahl der Funktions-Beschreibung: Das ist super!
Eine kleine Spaßbremse muss sein: Rein intuitiv, ohne Schulung mit Tutorials oder Web-Unterricht, der übrigens auch für digitale Kunst in „Zuhause-Zeiten" boomt, kommt der ehrgeizige Künstler auf Dauer nicht weiter. Die anklickbaren Icons und Menüpunkte sind zwar gut beschriftet. Doch das Verwalten, Nutzen und Zusammenführen der Arbeitsflächen und Ebenen wirft Rätsel auf.
Theoretisch ist es jetzt möglich, auf jedem Ebenentyp zu malen und die Arbeitsfläche direkt im Dialogfeld „Neues Bild" ein- und auszublenden. „Wesentlich einfacher", wie vom Hersteller betont, macht das die Arbeitsabläufe nicht zwangsläufig. Zumindest nicht für den unerfahrenen Digitalkünstler. Zwar ist nichts so schnell ganz verloren. Aber die einzelnen kreativen Malwerke und mit Painter verwandelten Fotos verschwinden immer wieder von der Bildschirmfläche. Besonders dann, wenn sie nur eine letzte Verschönerung bekommen sollten. Mangelnde Übung muss der Grund für die Flüchtigkeit der Bilder sein. Schließlich soll die Kunst-Software mit jeder neuen Version aus Nutzerperspektive stabiler werden.
Das heißt: Erst kommt das Einlernen. Dann das Vergnügen beziehungsweise der professionellere Umgang mit den virtuellen Kunstwerkzeugen. Spontaneität und virtuelles Zeichnen vertragen sich also nicht. Immerhin ist beim Schaffensprozess mit viel Versuch und Irrtum kein Material vertan, wenn wieder etwas im PC-Papierkorb landet.
KI kann Kunst ohne misslungene Werke bedeuten
Ein Glück für alle Selbstzweifler sind Maschinen, die sich ebenfalls schlau lernen. Sie agieren als digitale Unterstützung beim Kunst-Schaffen. Ähnlich wie automatisches Fahren in Autos Einzug hält, gibt es auf digitalen Endgeräten die Option „Automatisch Malen" bei Corel Painter 2021. Ausgedachte Zielvorgabe: „Male ein neues Werk von Picasso!". Nein, das geht natürlich nicht. Aber es gibt sehr viel Unterstützung, um im gewünschten Stil, mit gelungenen Effekten, mit Farbabstimmungen und Glättung, wie erträumt, anzukommen.
Sogar Künstliche Intelligenz (KI) kann dabei eingesetzt werden: Die Maschine lernt als Kunst-Assistent, Emotionen zu erzeugen. Mit den zwölf neuen, künstlerischen KI-Stilen bekommen selbstaufgenommene Fotos innerhalb weniger Momente tatsächlich eine völlig andere Wirkung. Automatische Malfunktionen machen aus ihnen Gemälde, die anschließend frei und fein, von Hand, verändert werden. Betonung auf „fein": Schnell verdirbt der Laie das schöne Werk, wenn er zu enthusiastisch die Malwerkzeuge einsetzt. Glücklicherweise sagt die Software sinngemäß auch mal: „Geht nicht!" oder fragt: „Wieder zurück?".
Chris Pearce, Senior Produktmanager für Digitale Kunst bei Corel, erklärt die Hilfestellung so: „Die komplett überarbeitete Stilübertragungstechnologie in Painter ermöglicht es Künstlern, vollständige, kreative Kontrolle über die Resultate auszuüben. Damit lassen sich, wie gewohnt, sehr persönliche und authentische, handgemalte Werke schaffen." KI-Kunst quasi als Synthese aus Anpassung, Steuerung und kreativem Eigenanteil. Für den Könner könnte KI also Kunst ohne misslungene Werke bedeuten, für den Laien händische Kreativität ohne Chaos.
Apropos händisch: Einen kleinen Suchteffekt erzeugen unterschiedliche Neigungswinkel des digitalen Stiftes über einem Zeichentablet, das mit dem Computer verbunden ist. Mit der neuen Neigungsunterstützung können Mac-Nutzer nun auch mit einem Apple Pencil malen. Das iPad wird unter macOS Catalina zum zweiten Bildschirm. Auf dem Mac-Book Pro arbeitet beispielsweise ein rotierender Finger über das Multitouch-Trackpad mit den digitalen Painter-Werkzeugen engagiert zusammen.
Die digitale Zeichensoftware zeigt sich auch bei Instagram: Eine Erinnerung daran, dass in digitalen Zeiten jeder im Internet ausstellen und zeigen kann, was wundersam zu schaffen und zu verändern ist. Solange er Urheberrechte beachtet. „Seit Covid-19 wird Painter mehr und mehr genutzt, außerdem wird auch zunehmend in Nutzer-Foren und -Gruppen darüber diskutiert", erzählt Pierce.
Jeder kann im digitalen Zeitalter ausstellen
Immer mehr professionelle Künstler entdecken nach Beobachtung des Corel-Managers die digitale Kunst. Denn auch Ausstellungen und Verkäufe finden zunehmend im Internet statt: „Wir beobachten seit einigen Monaten einen signifikanten Anstieg von Nutzern, die sich der digitalen Kunst zuwenden. Im gegenwärtigen Klima sind viele Künstler offener dafür, mit digitalen Medien zu experimentieren. Sie schätzen es, digitale Einkommensströme zu verstärken."
Szenenwechsel: In die grafische Gestaltung führt die „Corel Draw Technical Suite 2020" mit Corel Designer für umfassende, technische Entwurfs- und Illustrationsfunktionen, XVL Studio Corel Edition für 3D-Visualisierung und Authoring sowie der Corel Draw Graphics Suite 2020. Das Programmpaket (Kaufpreis: 999 Euro, Jahresabo Einzellizenz: 499 Euro) für die spezialisierte, technische Illustration und visuelle Kommunikation macht auch vom Home Office aus effiziente Zusammenarbeit möglich. Vorausgesetzt, die „CorelDRAW.app" – mit Dateizugriff, Zusammenarbeit und Illustration über einen Webbrowser – wird hinzugebucht.
So kann beispielsweise der Illustrator einen E-Mail-Link öffnen und entsprechend der Kommentierungen online Änderungen vornehmen. Die Technical Suite wird von Kunden in der Fertigungsindustrie – etwa Automobilbau, Luft- und Raumfahrt, Maschinenbau, Chemie- und Pharmaindustrie –, Technologieunternehmen, im Ingenieurwesen und in diversen anderen Branchen eingesetzt. Jenseits der Kunst ist es speziell wichtig, mit verbesserten isometrischen Zeichenwerkzeugen und Beschriftungsfunktionen, sowie rund 4.000 Symbolen, schnell und präzise zu arbeiten.
Maschinelles Lernen sorgt hier beispielsweise für eine deutlich bessere Qualität der Linienzeichnung als bei gescannten Plänen. So wichtig wie bei Corel Painter der dicke Farbauftrag ist, sind bei der Technical Suite die dicken Linien: Bisher hätte ein Prisma mit Bohrung teilweise nachträglich manuell wegen einer einzigen, stärker gezeichneten Linie erstellt werden müssen. Jetzt zeichnet das Programm selbst dicke Linien dort, wo sichtbare in unsichtbare Bereiche übergehen, um Tiefe zu erreichen und Kanten plastischer darzustellen.
Ob bei Kunst als Selbstzweck oder Grafik für Layout und Technik – Künstliche Intelligenz verhilft bei digitaler Zeichensoftware zum Malen mit Köpfchen und lässt dem menschlichen Geist jenseits des Kleinkrams Raum fürs Kreative und Erfinderische.