Am 14. August startet die NOFV-Oberliga Nord in die neue Saison – und der Greifswalder FC will in die Regionalliga aufsteigen. Die Konkurrenz aus Berlin scheint diesmal nicht stark genug für den großen Wurf.
Nach dem coronabedingten Abbruch der NOFV-Oberliga Nord hatte man in der Hansestadt das Nachsehen gegenüber der Hauptstadt. Statt des Greifswalder FC – dessen Quotient um 0,14 Punkte schlechter war – stieg Tabellenführer Tennis Borussia Berlin in die Regionalliga Nordost auf. Doch schon möglichst diese Saison, die am Freitag, 14. August, mit den ersten Partien startet, will der Verein aus Vorpommern es besser machen. Dazu hat man sich eigens im Sommer strukturell neu aufgestellt und wird deshalb auch als Topfavorit gesehen. Denn im Juni wurde eine Satzungsänderung beschlossen, die eine Ausgliederung des Herrenbereichs in eine KG ermöglichen soll und Geldgebern somit den Einstieg attraktiver macht. Dieser Schritt veranlasste Roland Kroos vor Saisonstart, eine offensive Zielsetzung auszusprechen. „Wenn man solche Strukturen schafft, dann muss man auch aufsteigen", so der GFC-Trainer und Vater der Profis Toni und Felix Kroos. Spätestens in der kommenden Spielzeit soll der Sprung in die Regionalliga Nordost vollzogen werden. Dafür hat man schon mal den drittligaerfahrenen Mittelfeldspieler Sascha Schünemann und Angreifer Julian Hahnel, beide vom FC Hansa Rostock II, unter Vertrag genommen.
FC Hertha 03 viermal in Folge Vierter
Die Konkurrenz aus der Hauptstadt – dreimal in den letzten vier Spielzeiten kam der Oberligameister aus Berlin – scheint sich dabei diesmal in Grenzen zu halten. Der FC Hertha 03 ist hier noch am ehesten zu nennen, doch der „Serien-Vierte" (2019/20 zum vierten Mal in Folge) hat in der Vergangenheit eben zu oft die letzte Qualität für den Aufstieg vermissen lassen. Der Traum von der Regionalliga ist dabei sehr aktiv in Zehlendorf, man will aber seinem Weg treu bleiben: mit einer über die Jahre wachsenden und gewachsenen Mannschaft das Ziel zu erreichen und immer wieder auch Talente aus dem exzellenten Nachwuchs an den Herrenbereich heranzuführen. Torwart Philipp Sprint, der zu diesem Stammpersonal zählte, sucht jetzt allerdings noch mal sein Glück beim Regionalligisten Viktoria Berlin – Paul Büchel von Berlin United soll die Lücke schließen. Die Zugänge sind eher in die Kategorie „gute Ergänzung" einzuordnen, die Mannschaft soll unter der Führung von Kapitän Robert Schröder (im sechsten Jahr bei Hertha 03) und Torjäger Sebastian Huke (72 Treffer in drei Jahren) eben weiter zusammenwachsen und den nächsten Schritt machen.
Anspruch und Wirklichkeit lagen bei Blau-Weiß 90 in den zwei Jahren seit dem Aufstieg in die Oberliga doch deutlich auseinander. In Mariendorf hat man sich mittelfristig die Regionalliga oder sogar noch eine Etage höher zum Ziel gesetzt. Bei Ligaabbruch im März lag man nur auf Platz sieben – schwerer wog aber die Tatsache, dass der qualitativ gut besetzte Kader von Ex-Bundesligaprofi Marco Gebhardt zu selten sein Potenzial abrufen konnte. So entschied sich die sportliche Leitung, einen Umbruch durchzuführen – viele namhafte Spieler wurden von der Gehaltsliste gestrichen und neue, vor allem jüngere dazu geholt. Höherklassige Erfahrung bringen dabei nur Steinhauer (27, von Altglienicke) und Banze (26, Berlin United) mit. Ob Trainer Gebhardt auf Anhieb aus dem abgespeckten Kader mehr herausholen kann, ist also die Frage.
Ein solider Saisonabschluss ist wieder dem SC Staaken zuzutrauen. Der Verein aus dem Spandauer Westen geht in seine vierte Spielzeit in der Oberliga – das hatten ihm viele nicht zugetraut. Doch das kontinuierliche Arbeiten zahlt sich bei den Blau-Weißen aus: Trainer Jeffrey Seitz ist schon im fünften Jahr da, viele Spieler kommen aus dem eigenen Nachwuchs.
Tasmania hat an Qualität zugelegt
Dieses Jahr ist man allerdings bei den Verpflichtungen etwas von der Linie abgewichen: mit Jagne, May Mecha und Steinpilz kommen drei Spieler vom Meister Tennis Borussia, die dort nicht so zum Zug gekommen waren. Dazu nimmt Gakpeto (Wilmersdorf, Landesliga) noch mal einen Anlauf in der Oberliga und der erfahrene Abwehrspieler Kohlmann (BSC Süd 05) kehrt in seine sportliche Heimat zurück. Mit dem verstärkten Kader ist sogar mehr als der achte Platz möglich – den hat der SC Staaken zuletzt zweimal in Folge belegt.
Auf Rang zehn schloss der SV Tasmania bei Ligaabbruch 2019/20 ab. Damit durfte man als Aufsteiger zufrieden sein, doch bei den Neuköllnern hat sich im Verlauf dieses Jahrs einiges getan. Almir Numic übernahm im Winter den Vorsitz und installierte mit Abu Njie einen Trainer, der schon einmal an der Oderstraße gearbeitet hat. Der frühere Auswahlspieler Gambias ist ebenso wie sein Chef ein akribischer Arbeiter –
und führte den Neuling in den wenigen Partien der Rückserie 2019/20 gleich aus der Gefahrenzone der Tabelle. Inzwischen konnte der Kader auch durch die verbesserte finanzielle Situation noch verstärkt werden – nur mit dem Scheckheft aber wollen Numic und Njie dabei nicht operieren. Mit den erfahrenen Kaiser (früher Viktoria 89) und Brechler (Lichtenberg 47) sowie dessen jungem Sturmpartner Kascha (Berliner SC, Berlin-Liga) hat das Team noch mal an Qualität zugelegt. So wird dem Nachfolgeverein des legendären Bundesligisten SC Tasmania 1900 eine gute Platzierung zugetraut – im besten Fall könnte es am Ende sogar für die ersten Sechs reichen.
Ein – weiteres – schweres Jahr dürfte dagegen den CFC Hertha 06 erwarten. Zwei Wochen vor Saisonstart hatte der Drittletzte der Vorsaison gerade mal 18 Spieler im Kader, ein zweiter Torhüter und zwei Verteidiger mit Startelfqualität wurden dringend gesucht. Immerhin konnte mit Mittelfeldspieler Kruschke der erste Zugang überhaupt präsentiert werden – der Neue bringt ebenso Regionalligaerfahrung mit wie Kapan, der nach Verletzung auf sein Pflichtspieldebüt für die 06er hinarbeitet. Trainer Murat Tik ist dazu einer, der in den letzten Jahren bewiesen hat, in schwierigen Situationen arbeiten und dabei ein Team bilden zu können.
Nichts zu verlieren haben wird der SFC Stern 1900. Der Neuling aus Steglitz pflegt den „Jugendstil" und hat eine über längere Zeit gewachsene Mannschaft aufgebaut – auf diese Weise konnte man sich schließlich 2019/20 zum Berliner Meister krönen und den Aufstieg in den überregionalen Fußball vollziehen. Seine Mannschaft solle die Oberliga mit ihren (richtigen) Auswärtsfahrten genießen, sagt Trainer Andreas Thurau. Arbeitet man beim SFC aber so gut weiter wie bisher, muss es nicht bei einem Jahr in der NOFV-Oberliga Nord bleiben.