Der 1. FC Saarbrücken wird noch in diesem Kalenderjahr im Ludwigsparkstadion spielen. Der Verein bemüht sich sogar darum, dass Horrorszenario Frankfurt komplett zu vermeiden.
Ludwigsparkstadion, vergangenen Freitag: 31 Grad Außentemperatur und strahlender Sonnenschein. Urlaubsfeeling auf der größten Baustelle des Landes. „Das Wetter steht symbolisch für den heutigen Tag. Denn wir haben gute Nachrichten. Der 1. FC Saarbrücken ist nicht mehr heimatlos. Wir werden noch in diesem Jahr Spiele hier im Ludwigspark sehen und wir werden sie mit Zuschauern sehen", sagte Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt fast schon euphorisch. Im November 2015 absolvierte der FCS sein letztes Spiel in der heimischen Arena. Gegen den Willen des Vereins setzte die Stadtverwaltung „Sanierung im Bestand" um, die nur 16 Millionen Euro kosten sollte. „Da war der Wunsch Vater des Gedankens. Man hat versucht die Kosten kleinzurechnen, um das Projekt nicht zu gefährden. Am Ende hat es dadurch aber viel länger gedauert", sagte FCS-Präsident Hartmut Ostermann, der aber keine schmutzige Wäsche waschen wollte. „Beim Bauen sollte man nie zurück, sondern immer nach vorne schauen."
Die Zukunft für den 1.FCS gestaltet sich aus Sicht des Unternehmers positiv. „Wir waren im Halbfinale um den DFB-Pokal, sind aus der Regionalliga aufgestiegen und haben uns auch mit der U19 für die Bundesliga qualifiziert. Dazu sind die Tischtennisspieler Deutscher Meister geworden, es war ein sehr, sehr erfreuliches Jahr unter doch ungewöhnlichen Umständen." Dennoch hat der Verein harte Zeiten hinter sich, die auch Spuren hinterlassen haben. „Fünf Jahre Völklingen waren schon recht teuer. Auch wenn Röchling ein guter Gastgeber war", sagte Ostermann, der allerdings am bisherigen Ligakonkurrenten SV Elversberg und dem Saarländischen Fußballverband Kritik übte. „Dass man sich als einziger Verein dagegen gewehrt hat, dass der Erstplatzierte aufsteigt und man stattdessen eine Entwertung der Dritten Liga beantragt hat, die dann eine bessere Regionalliga gewesen wäre, da muss man sich schon fragen, wie sinnhaft das war", sagte Ostermann, der wenig Verständnis dafür hatte, dass der SFV den Elversberger Antrag ohne Rücksprache mit dem 1. FCS beim DFB-Bundestag gestellt hatte: „Das war so unnötig wie ein Kropf, es war klar, dass das nicht durchgeht. Aber uns kann das egal sein, sie können den Antrag gerne nächstes Jahr noch einmal stellen und werden wieder scheitern", sagte Ostermann.
Den bisherigen Liga-Rivalen aus Elversberg könnte man schon in Kürze im Finale um den Saarlandpokal wieder treffen. Sollte der FCS wieder den Pokal gewinnen, würde das DFB-Pokalspiel gegen den FC St. Pauli wohl erneut in Völklingen stattfinden.
Bei all den guten Nachrichten am vergangenen Freitag blieb aber offen, wann das erste Spiel im Ludwigspark stattfinden wird. „Wir hoffen, dass es mindestens zwei Spiele werden, aber wir bemühen uns, dass es weitere geben wird", sagte OB Conradt. Möglich ist wohl, dass der FCS Anfang November zurückkehren kann. Ob er für die drei oder vier Heimspiele, die bis dahin anstehen, nach Frankfurt ausweichen muss, ist derzeit noch offen. „Stand der Zulassung ist, dass wir den Ludwigspark als erstes Stadion und das in Frankfurt als Ausweicharena angegeben haben. Unter diesen Voraussetzungen haben wir die Lizenz erhalten, was ein hartes Stück Arbeit war", sagte der FCS-Präsident: „Wir prüfen aber, ob wir einen Antrag stellen, dass wir einige, wenige Spiele doch noch in Völklingen austragen können."
Stadion noch nicht zweitligatauglich
Der gemeinsame Auftritt von Ostermann, OB Conradt und dem GIU-Geschäftsführer Martin Welker hatte etwas Symbolisches. „Als ich vor einem Jahr mein Amt angetreten habe, war diese Baustelle in einem katastrophalen Zustand, da waren vielleicht zwei, drei Bauarbeiter anwesend. Zudem gab es fast keine Kommunikation mit dem Verein, den Fans und den Medien mehr", sagte der Saarbrücker Oberbürgermeister. Durch die Installierung des Bauexperten Welker hat die Sache wieder Fahrt aufgenommen. Der Rasen wird in den kommenden Tagen verlegt, die Instandsetzung der Flutlichtmasten ist abgeschlossen. Auch das Funktionsgebäude macht Fortschritte. „Wir haben immer noch mit Problemen zu kämpfen. Dabei handelt es sich aber nicht nur um Altlasten, teilweise sind diese Sachen auch branchenüblich. Im Sommer sind viele Menschen in Urlaub, zudem sind die Lagerbestände leer", sagte Welker.
Dennoch verdeutlicht ein Blick auf die Zukunft, welche Planungsfehler von den vorher Verantwortlichen gemacht wurden. Während FCS-Präsident Ostermann davon sprach, „dass wir nicht zu den Vereinen gehören wollen, die gegen den Abstieg spielen", blickte OB Conradt schon voraus: „Wenn das Stadion fertig ist, müssen wir analysieren, was zu tun ist, um eine Zulassung zu bekommen, sollte der FCS in die Zweite Liga aufsteigen."
Hintergrund ist eine Regelung der Deutschen Fußballliga, die 2016 in Kraft getreten war. Demnach müssen die Stadien 10.000 überdachte Sitzplätze haben. Dadurch, dass der Unterrang der Gegengerade mit unüberdachten Sitzplätzen saniert wurde, unterschreitet der „Park" diese Marke um wenige Hundert. Eine Option könnte sein, Stehplätze auf der Westtribüne in Sitzplätze umzuwandeln und die Gästefans auf einer neuen Stehtribüne unterhalb der Gegengerade unterzubringen.
Doch das ist erst einmal noch Zukunftsmusik. „Wir haben noch ein paar Hausaufgaben zu machen, aber die gröbsten Hindernisse sind aus dem Weg geräumt", sagte Conradt. Auch wenn offiziell niemand ein endgültiges Fertigstellungsdatum nennen wollte, so sickerte doch durch, dass im kommenden Winter die letzten Arbeiten abgeschlossen werden. „Dann hätten wir bewiesen, dass Saarbrücken auch bauen kann", sagte Conradt.