Skurril hat bei „Bach’s Braumanufaktur" alles angefangen. 2009 wurde das Unternehmen offiziell gegründet. Doch der eigentliche Start begann zwei Jahre früher.
In dieser Zeit war der heute 37-jährige Julian Bach Soldat. Und er musste mit der Bundeswehr nach Afghanistan. Am Flughafen sagte er zu seinem Vater, wenn er heimkomme, wolle er sein eigenes Bier. Seine Eltern nahmen das ernst. Sie kauften sich eine Ausrüstung für Hobbybrauer und brauten in der Küche gemeinsam Bier. Als der Filius wohlbehalten zurückkehrte, präsentierten sie ihm einige Kasten Selbstgebrautes. So fing das mit „Bach’s Braumanufaktur" an.
Seit 1999 betreiben Julians Eltern die Fischerhütte in Furpach. Die ist idyllisch gelegen im Wald am Biehlersweiher. Ein schönes bürgerliches Wirtshaus mit großem Biergarten. Nachdem sie die ersten Biere gebraut hatten, ließen sie die Gäste in der Fischerhütte diese beurteilen. Und die Biere kamen sehr gut an. Anfangs war das Brauen eher schwierig, denn sie bauten sich alles selbst zusammen. Sie mieteten eine leer stehende Bäckerei an und kauften sich einen Edelstahltopf von 100 Liter Fassungsvermögen, bauten einen Auslauf und ein Rührwerk dran. Alles noch etwas improvisiert. Doch die Menge reichte hinten und vorne nicht.
Obwohl sie also noch ganz am Anfang standen, investierten sie 50.000 Euro in eine Brauanlage. 2011 kam ein Braumeister mit in den Betrieb, und langsam wurde es professionell. Doch dann wurden die Räumlichkeiten zu klein, und sie wechselten an den heutigen Standort. In diesem Jahr wollen sie 450 Hektoliter produzieren, für 2021 sind 600 Hektoliter angedacht. Deshalb wollen sie die Brauerei noch vergrößern und sich noch professioneller ausstatten. Dieser Prozess wird aber ein, zwei Jahre in Anspruch nehmen.
Die Brauerei ist mittlerweile angesagt im Land, und viele Bierfreunde schwören auf die hohen Qualitätsansprüche von „Bach‘s Braumanufaktur". Und Julian gibt sehr selbstbewusst zu Protokoll: „Wichtig sind uns ‚Bach‘s Brauwerte‘. Unsere Philosophie dahinter ist, das Bier so natürlich wie möglich zu belassen. Wir filtrieren unser Bier nicht, wir lassen auch die Hefe im Bier. Wir pasteurisieren unser Bier nicht, das schadet dem Geschmack. Es kommt auch kein Mikroplastik in unser Bier. Dieses wird bei vielen anderen Brauereien zur Stabilisierung und Klärung eingesetzt. So was gehört nicht in ein Bier, finden wir. Bei uns bekommt jedes Bier auch Zeit zum Reifen. Unser Bier soll in seiner ursprünglichsten Form natürlich sein."
Niedrige Temperatur garantiert den Geschmack
Bei dieser Rezeptur verändert sich das Bier auch noch in der Flasche. Wie ein Riesling oder Bordeauxwein. Die Hefe arbeitet weiter und verändert es über die Zeit. Das muss aber nicht unbedingt ein Nachteil sein.
Deshalb haben die Bachs sich auch mit der Firma Globus etwas Besonderes einfallen lassen: Bach‘s Frischbierkonzept. Dies bedeutet: Nach der Abfüllung in der „Braumanufaktur" kommt das Bier sofort in das Kühlhaus. Von dort geht es mit eingehaltener Kühlkette in die Globus-Märkte. Und dort kommt es in Kühlschränke. Das Bier hat beim Verkauf eine Temperatur von unter 10 Grad. Das garantiert die Brauerei. Nur dann verliert es nicht an
Geschmack.
Julian Bach mahnt dabei zu mehr Sorgfalt beim Bierverkauf: „Wenn man sich große Handelshöfe etwa anschaut – da steht Bier öfters in der Sonne. Das ist aber nicht das, was wir uns vorstellen. So macht man das Produkt mutwillig kaputt. Wir geben uns jede erdenkliche Mühe, lassen unser Bier mindestens noch sechs Wochen reifen, dann kann man dem Bier nicht so auf die Mütze hauen! Was soll das? Bei frischer Milch oder Wurst käme auch niemand auf die Idee, diese drei Tage in die Sonne zu stellen."
„Bach‘s Braumanufaktur" hat aktuell vier ganzjährige Sorten. Mehr geht zurzeit auch nicht, weil die Nachfrage so groß ist und sie kaum hinterherkommen. Natürlich machen sie Pils, denn im Saarland trinken das viele. Doch, und das haben nicht nur sie festgestellt, je breiter die Angebotspalette neben dem Pils ist, desto weniger wird es nachgefragt. Der eigentliche Renner ist das „Helle". Extrem süffig. Und damit haben sie vor Kurzem eine Silbermedaille bei einem Wettbewerb gewonnen: bei Meininger‘s International Craft Beer Award 2020.
Dann gibt es seit ein paar Wochen das Cosmic Lager. Ein leichtes Lager, schön gehopft. Die Interpretation des Hauses eines Radlers. Hat auch Silber gewonnen – bei der Frankfurt International Trophy 2020. Außerdem gibt es noch Helles Bulldozer IPA, und dies hat mit der Affinität Julians zu Bud Spencer zu tun. Mit ihm hat er quasi seine Kindheit verbracht, und ihm zu Ehren hat er dieses Bier gemacht! Eine Herzensangelegenheit! Auf dem Etikett sind viele Elemente aus dem Film „Sie nannten ihn Mücke" zu sehen. Acht verschiedene Hopfensorten, etwas herber.
Saisonal gibt es dann noch mehr aus der Brauerei. Ende September etwa das dunkle Bock. Extrem süffig. Und ab Januar gibt es dann noch Bach‘s Dunkel. Das Malzige für kalte Tage. Kräftige 5,6 Prozent, die aber angenehm leicht durch die Kehle rinnen. Dunkelbier ist in Deutschland ein Bier der kalten Jahreszeit.
Das Besondere ist hier der Direktverkauf
Zurzeit organisieren sie noch einen Testversuch mit der Bäckerei Schäfer in Neunkirchen. Sie machen mit dieser Bäckerei gerade Versuche für ein Brotbier. Bei diesem wird 20 Prozent des Malzes durch Brot ersetzt. Damit man dieses dann nicht wegwerfen muss. Guter Gedanke, denke ich mir. Sie sind nicht die ersten in Deutschland, die das ausprobieren. Und Julian sagt, es schmecke erstaunlich gut. Es soll bald verkauft werden.
So zahlreich sind sie in der Gastronomie noch nicht vertreten. Ein Fluch und Segen zugleich. Während der Corona-Krise war das gut, denn alle Wirtschaften hatten ja zu. Und sie blieben nicht auf ihrem Bier sitzen wie andere. Der Handel verkaufte ja weiter. Und die Nachfrage ist ja meistens höher als die vorhandenen Biere mit sechs Wochen Lagerzeit. Gastronomiekunden sind „Hilde und Heinz", „ÏU" und ein Irish Pub, alle in Saarbrücken. Dann sind da noch das „Bruder Jakob" in Sankt Wendel und die Fischerhütte in Furpach. Der Lebensmitteleinzelhandel hat das Bier auch. Allen voran die Globus-Märkte. Aber auch im Edeka Jonas Lonsdorfer in Saarbrücken, Schneiders Getränkewelt in Kirkel und im Martinshof in Sankt Wendel findet man diese herausragenden Biere.
Direktverkauf ist natürlich das Besondere bei dieser kleinen Brauerei. Jonas Bach ist diplomierter Biersommelier und beantwortet dort gerne alle Fragen interessierter Bierfreunde. Mein Favorit ist sicherlich das Helle von Bach. Doch im Laufe der nächsten Monate kann sich das ja noch ändern. Ich bin sehr gespannt.