Mit antiquierten Ansichten und überholten Konventionen der katholischen Kirche hat dieser Prediger nichts am Hut. Jesse Custer ist der wohl unkonventionellste „Preacher" auf der Suche nach Gott, den man sich vorstellen kann.
Die Zahl drei gilt von alters her als göttliche beziehungsweise heilige Zahl. Sicher kein Zufall, dass sich Jesse (Dominic Cooper) nicht alleine durchschlagen muss, sondern mit Tulip (Ruth Negga) und Cassidy (Joseph Gilgun) zwei ganz besondere Gefährten an seiner Seite weiß.
Aber eins nach dem anderen. „Es heißt, bevor sie Priester wurden, haben sie Dinge getan", behauptet ein Junge gleich zu Beginn der Serie, der Jesse bittet, seinem Vater wehzutun. Jesse ist ein texanischer Priester, der auf seiner ganz besonderen Suche nach Gott von einer übermächtigen Kraft namens Genesis befallen wird, die aus einer unnatürlichen Verbindung zwischen Engel und Dämon entstanden ist und ihm die Macht verleiht, den Willen und das Handeln der Menschen zu beeinflussen. Auf der Suche nach Gott geht Jesse, nun ja, sehr untypisch für einen Geistlichen vor, nämlich mit roher Gewalt. Die gipfelt, wenn es denn sein muss, auch im blutigen Tod seines Gegenübers.
Eine Reise quer durch die USA
Tatkräftige Unterstützung erfährt er dabei zum einen von seiner ebenfalls nicht zimperlichen und kriminellen Ex-Freundin Tulip – mit einem Faible für Mode und nach wie vor Jesse – und von dem irischen Vampir Cassidy, der schon seit 100 Jahren „untot" und für jeden Spaß, jede Orgie und jeden Rausch zu haben ist. Gemeinsam reisen sie quer durch die USA, um den Wahrhaftigen und entscheidende Antworten zu finden. Gott ist nämlich auch lange nicht mehr der Barmherzige, der er mal war, hat zudem sämtliche Pflichten vernachlässigt und sich auch scheinbar einfach aus dem Staub gemacht. Die Frage aller Fragen lautet: wohin nur?
In dieser Serie kommt in vier Staffeln so einiges an Handlung zusammen und der Zuschauer trifft auf absonderliche „Menschen". Neben einer Geheimorganisation, die die Weltherrschaft anstrebt, trachtet auch eine Art Auftragsmörder aus dem Jenseits nach Jesses Leben, will ihm Genesis enteignen und erschwert somit die Suche nach Gott. In den Weg der drei stellen sich einige Hindernisse, die tödlich enden. Und doch sind sie irgendwie auch unkaputtbar.
Ein weiterer Charakter, den man als Zuschauer gleich zu Beginn ins Herz schließt ist Eugene Root (Ian Colletti), der auch wenig liebevoll „Arschgesicht" genannt wird. Sein Gesicht ist entsetzlich entstellt, und er leidet an einem Sprachfehler, ist aber ein wohlerzogener junger Mann, der zu Jesse aufblickt. Für manche ist sein Anblick unerträglich, weswegen er in seiner Stadt als eine Art Monster gilt. Dennoch lässt er sich davon nicht beirren und ist äußerst positiv eingestellt. Eines bedrückt ihn jedoch: Er verbirgt eine schreckliche Tat, von der er glaubt, dass sie Gott gegen ihn aufgebracht hat.
Blutige Gewalt an der Tagesordnung
„Preacher" ist eine außergewöhnliche Produktion mit selten dagewesenen Charakteren, die trotz gewaltverherrlichender Szenen und Absonderlichkeiten des menschlichen Daseins Spaß macht. Außerdem wird viel geraucht, getötet, getrunken und geflucht.
Das passt nicht zu einem Gottsuchenden? Doch, irgendwie schon, wenn man sich anschaut, wer alles an der Comicserie von Autor Garth Ennis („Hellblazer", „Judge Dredd") und Zeichner Steve Dillon mitgearbeitet hat. „Preacher besteht aus einer großen, in sich abgeschlossenen Geschichte und erschien von 1995 bis 2000 bei Vertigo. Showrunner der Serienadaption ist kein No-Name, sondern Sam Catlin, der unter anderem als Produzent an „Breaking Bad" arbeitete. Der Pilot der Serie wurde von Seth Rogen und Evan Goldberg geschrieben. Die beiden sind außerdem gemeinsam mit Catlin und vielen anderen als Executive Producer aktiv.