Seit 1. Juli ist der einstige Leitwolf Danijel Grgic wieder für die Jugendarbeit bei Handball-Drittligist HG Saarlouis zuständig. Als emotionale Identifikationsfigur scheint er der Richtige zu sein, um die hochtalentierte neue „goldene Generation" zur Bundesligatauglichkeit zu führen.
Es fühlt sich so an, als käme wieder zusammen, was zusammengehört: Danijel Grgic, jahrelang Leitwolf bei der HG Saarlouis, ist seit 1. Juli als Jugendkoordinator, Trainer der U23 und U19 und Verantwortlicher für den Leistungsbereich an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. 2006 holte Ex-Manager Richard Jungmann den kroatischen Nationalspieler und Champions-League-erfahrenen Spielmacher nach Saarlouis. Ein Coup, der sich auszahlte: Grgic wurde das Gesicht des folgenden Aufschwungs mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga. Der heute 43-Jährige war Identifikationsfigur und Leitwolf, der das Spiel der HG bis zu seinem Karriereende 2014 prägte. 2009 sicherte „Dado" als Teil eines Spielertrainer-Gespanns mit Daniel Altmeyer der HG sogar auf den letzten Drücker den Aufstieg in die 2. Bundesliga Süd. Altmeyer war es auch, der Grgic nach dessen erster Amtszeit als HG-Jugendkoordinator 2016 ablöste und nach vier Jahren aus beruflichen und privaten Gründen den Weg wieder für seinen Vorgänger freigemacht hatte.
„Alles ging dann sehr schnell"
Dabei hatte er nach vier erfolgreichen Jahren als Trainer der VTZ Saarpfalz, mit der er zwischenzeitlich in die Dritte Liga aufgestiegen war, andere Pläne. „Ich wollte eigentlich mal eine Pause einlegen und mich anderweitig orientieren", gibt Grgic zu, „Aber dann ging es auf einmal ganz schnell. Diejenigen, die mittlerweile das Ruder übernommen haben, hatten mir ihre Vorstellung der künftigen Jugendarbeit präsentiert. Das hat mich interessiert." Statt Handball-Pause ist er nun wieder voll in seinem Element und will seine HG als personifiziertes Nachwuchskonzept und in engem Austausch mit Erstmannschaftstrainer und Ex-Mitspieler Philipp Kessler voranbringen. „Ich habe mir auf die Fahne geschrieben, nicht nur als Kontrolleur im Hintergrund zu agieren, sondern als einer, der an der Spitze steht und vorlebt, wie es funktionieren soll", stellt Grgic in gewohnt deutlichen Worten klar. Zur Neuordnung nach dem Abschied seines langjährigen Wegbegleiters Richard Jungmann sagt er anerkennend: „Was er für Saarlouis und den gesamten saarländischen Handball geleistet hat, kann man gar nicht in Worte fassen. Es war aber auch klar, dass irgendwann neue Leute kommen werden." Mit Dr. Holger Groß sei ein „sehr vielfältiger Mann und cooler Typ" für das Amt des Vorsitzenden gefunden worden, „der nicht nur versteht, wie Handball funktioniert, sondern der auch ein großer Fan der Mannschaft ist. Er muss das Geschäft erst kennenlernen – genau wie unser junger Sportlicher Leiter Mathias Ecker. Das braucht einfach seine Zeit, und es wird auch nicht ohne Fehler gehen, aber die Hauptsache ist: Alle sind motiviert."
Auch Grgic selbst, versteht sich. Sein erstes großes Ziel ist die Qualifikation für die A-Jugend-Bundesliga. In der Qualirunde empfängt die HG zunächst am 4. September den TV Hochdorf und ist am 6. September bei der TSG Friesenheim zu Gast. Davon, dass sein Team wie schon die letzte „goldene Generation" um Michael Schulz und Lars Weissgerber den Aufstieg in die höchste Jugendliga schaffen kann, ist Grgic fest überzeugt. Beide hatten im Anschluss wie Jerome Müller (vorher SV 64 Zweibrücken) quasi auf Anhieb der Sprung aus der Jugend in die Erste Mannschaft geschafft, die damals noch in der 2. Bundesliga spielte. Nach dem Abstieg 2018 haben sie die HG in Richtung Erst- und Zweitligaclubs verlassen und sich dort etabliert. Auch die aktuellen Erstmannschaftsspieler Wladi Kurotschkin, Niklas Louis und Lars Walz hatte Dado schon als Jugendliche unter seinen Fittichen. Mit seinem Sohn Marco Grgic und Konrad Wagner (beide Jahrgang 2003) gehören sogar schon zwei A-Jugendliche zum Erstmannschaftskader der kommenden Saison. „Auch in den Jahrgängen 2002 bis 2005 haben wir sehr talentierte Spieler in unseren Reihen wie Kreisläufer Jannik Reinshagen, der aus Merchweiler gekommene Rückraumspieler Tim Altmeyer oder Lennart Karrenbauer, das derzeit wohl größte saarländische Talent", berichtet Grgic und betont: „Die Jungs sind wirklich schon sehr weit für ihr Alter. Umso wichtiger ist es, dass sie sich nicht ausruhen, sondern fleißig und hart weiterarbeiten und Leistung zeigen." Dann, ist Grgic sicher, wird seine „überragende" A-Jugend „deutschlandweit für Aufsehen sorgen." Besonders froh ist der U19-Trainer, dass er Eigengewächs Lennart Karrenbauer für das HG-Projekt gewinnen konnte: „Er hatte Angebote aus ganz Deutschland und hätte sich aussuchen können, wohin er wechselt. Dass wir ihn trotzdem überzeugen konnten hierzubleiben, ist ein wichtiges Zeichen an alle Talente im Saarland."
Danijel Grgic freut sich, den jungen Talenten „noch etwas beibringen zu können, damit sie noch ein paar Prozentpunkte besser werden", sagt er. Die Voraussetzungen sind gegeben, vor allem im Bereich extrovertierter Emotionalität könnte eine Prise Dado dem einen oder anderen guttun. Das meint jedenfalls Dado selbst: „Die Jungs sind zielstrebig und vor allem bodenständig. Manchmal würde ich mir wünschen, dass sie etwas mehr aus sich herausgehen würden", gibt er zu und ergänzt fast schon mitleidig: „Wenn es mal nicht so läuft, ärgern die sich innerlich, keiner flucht laut oder rüttelt seinen Nebenmann wach, wenn das mal nötig ist." Für ihn früher undenkbar. „Es liegt an den Jungs, weiter den Willen zu bringen, ihre Ziele zu erreichen, und es liegt an mir, diese Rohdiamanten zu schleifen", stellt Grgic klar.
„Die Jungs sind zielstrebig"
Einer dieser Rohdiamanten hat Grgic selbst hergestellt: Marco Grgic. Wie schon vor einigen Jahren mit Stiefsohn Tom Paetow (25) gehört wieder ein hoch veranlagtes Familienmitglied zu seinen Schützlingen. Dass die Doppelrolle als Vater und Trainer keine leichte Aufgabe ist, versteht sich von selbst. „Die Fehler, die ich bei Tom gemacht habe, werde ich jedenfalls nicht mehr machen", nimmt sich Grgic daher vor und erklärt selbstkritisch: „Ich hätte ihm eine längere Leine geben sollen. Mein Hintergedanke war immer, das eigene Kind nicht zu bevorzugen. Letztlich habe ich ihn dadurch vielleicht sogar benachteiligt. Ich hätte ihm noch mehr Rückendeckung geben sollen." Trotzdem habe Paetow, der unter seinem Stiefvater in Zweibrücken spielte und mit ihm zur HG zurückgekehrt ist, „eine tolle Entwicklung genommen. Er ist ein hervorragender Spieler geworden", lobt Grgic. Seinem erst 16-jährigen leiblichen Sohn Marco traut er dies auch zu: „Er ist wirklich talentiert. Marco liebt Handball und ist jetzt schon selbst in der Ersten Mannschaft körperlich der Größte. Der Junge ist schon solide", sagt er, stellt aber klar: „Zwischen meinem Sohn und den anderen mache ich keinen Unterschied. Das sind alle meine Jungs, und ich will dafür sorgen, dass sie auf dem Teppich bleiben." Und dennoch: Schon jetzt freut sich Danijel Grgic auf den Moment, wenn seine beiden Söhne in seinem Wohnzimmer, der Stadtgartenhalle, für die HG auf dem Spielfeld stehen werden. Der dann unvermeidbare Kloß im Hals macht sich schon heute bei dem Satz: „Da ist man dann wirklich stolz" bemerkbar.