Reinigungsroboter sollen navigieren wie Insekten, umweltfreundlich sein und den Menschen mit ihrem sorgsamen Vorgehen sorglose Freizeit schenken. Ein Test auf Alltagstauglichkeit.
Der Hauptschalter ist wichtig. Ganz wichtig. Besonders wenn die intelligente Haushaltshilfe der neuen Hometech-Marke „Kyvol" mehrere Nächte in Folge darauf besteht, ihren gemütlichen Platz zu verlassen und unermüdlich fleißig zu saugen. Vielleicht hat Alexa von nebenan den „Cybovac E30" kurz nach Mitternacht oder um 5 Uhr morgens aktiviert. Vielleicht auch ein Kind, das Staubsauger-Brummen noch lustiger fand als unzeitgemäß gestellte Wecker mit Hahnenschrei. Wer weiß. Mit Intuition allein kommt der Mensch mit seinem neuen Putz-Roboter auf jeden Fall nicht weiter.
Eine genaue Inspektion der Bedienungsanleitung des smarten Saugroboters ist unvermeidlich, denn die Tasten beziehungsweise Tastenkombinationen erschließen sich nicht alle intuitiv. Eine Alternative zur kleinen Fernbedienung ist die Bedienungs-App (IOS Appstore und Google Play), mit der auf Smartphone oder Tablet ein Putzplan festgelegt werden kann. Mithilfe der Sprachassistenten Alexa, Google Assistant oder Siri lässt sich der smarte Sauger auch per Sprache steuern.
Doch zunächst soll der Reinigungsroboter E30, den es in der Variante E31 auch mit 300-Milliliter-Wassertank zum schnellen Durchwischen gibt, privatissime getestet werden. Das bedeutet, seine Uhr und seine automatische Startzeit sind vor dem ersten selbstständigen Saugen auf der Fernbedienung einzustellen. Alternativ kann der kabellose Freihand-Sauger, der ohne armermüdendes Anschieben völlig autark herumfährt, jederzeit von Hand direkt am Gerät oder via Fernbedienung gestartet werden. Eingreifen ist nur in „Beep Beep"-Notsituationen erforderlich.
Nachdem der „Robbie", von den Kindern spontan „Williams" genannt, nach seinen nächtlichen Aktivitäten in der Ladeschale seinen Akku aufgeladen hat, geht es los mit Kehren, Schmutz-Aufnehmen und Saugen. Oder doch nicht. „Beep Beep" und das war’s. Hat sich der E30 bei Nacht überfressen? Stimmt, die 600-Milliliter-Auffangschale ist voll. Ausgeleert, Filterzustand gecheckt und weiter geht’s. Oder auch nicht. „Beep Beep", Williams schläft weiter. Logisch, nur wenn der Hauptschalter an der Bauchseite des Robo-Saugers an ist, haben Aktivierer, Alexa und Siri eine Chance.
Endlich fährt Williams nach Berühren der „Auto"-Taste an der Fernbedienung tatsächlich aus seiner schicken, schwarz-glänzenden Garage und macht sich freudig über den Teppichboden her. Alles, was niedriger als 1,5 Zentimeter ist und nicht eingesaugt werden soll, muss sich bis dahin aus dem Staub gemacht haben. Sehr praktisch: Bereiche, in denen Kabel schlummern, eine zerbrechliche Blumenvase steht oder Lego-Sets aufgebaut sind, lassen sich mithilfe der beiliegenden Magnetstreifen vom Reinigungsbereich abtrennen. Sobald sich der Roboter-Sauger den zuschneidbaren Streifen nähert, dreht er zuverlässig ab. Leider reichen die mitgelieferten Magnetstreifen nicht aus.
Magnetstreifen halten Sauger auf gewünschter Bahn
Egal, es ist sowieso ein Zubehörshop zu erkunden. Denn der allergikerfreundliche Hepa-Filter und die Saugbürsten sollten regelmäßig erneuert werden. Einstweilen macht es richtig Spaß zu beobachten, wie sich Williams unter die Betten schiebt und ohne Rückenschmerzen zu bekommen dort mit sogenannter Gyroptic-Technologie ordentlich sauber macht. Das heißt, indem sie die Bewegungsdistanz und -geschwindigkeit des Cybovac überwachen, können seine Sensoren die Bodenmerkmale zuordnen. Seine optischen Durchfluss-Sensoren erkennen so auch den Wechsel von harten Holzböden zu Teppichboden und verstärken die Saugkraft bis auf Maximum beziehungsweise reduzieren den Stromverbrauch, wenn weniger Energie benötigt wird.
Bettpfosten und andere Hindernisse erkennt das Testgerät problemlos. In dunklen Ecken verweigert der autonome Staubsauger aber manchmal seine Arbeit. Das passiert, wenn der E30 die Schatten mit „No-Go"-Treppenstufen verwechselt, die er eigentlich auslassen soll.
Fazit der Zimmerreinigung: Anders als bei einem Staubsauger-Roboter der ersten Generation können Haushaltsmitglieder intelligente Roboter-Hilfen mit Design 2020 hinter verschlossenen Türen wirklich zeitweise allein arbeiten lassen. Zumindest den getesteten Cybovac. Vorbei die Zeiten, in denen sich mindestens ein Kind mit dessen Urahn von einem anderen Hersteller unter Schränke legen musste, um den Sauger zu geleiten. Auch sind 2020 nicht mehr Häufchen wegzuputzen, die der kleine Robo-Anfänger von einst fegte und ablegte. Beim Cybovac E30 mit seinem bürstenlosen Motor sind selbst dicke Krümel, Tierhaare und theoretisch sogar Stahlkugeln kein Problem.
Eine andere Herausforderung wartet: Der Teppichboden im Gang in der ersten Etage soll gesaugt werden. Treppengitter gibt es keine mehr, seit die Kinder groß genug sind, um nicht durch die durchbrochene Stufenkonstruktion gefährdet zu sein. Der Saugroboter namens Williams ist jedoch nur 7,5 Zentimeter hoch. Trotz seiner „No-Go-Barriere" mit hochempfindlichen Infrarot-Sensoren, die ihn vor Stufen stoppen lassen sollen, klettert der E30 eifrig die metallische Treppenschwelle zum Abstieg hoch, die ja auch niedriger als 1,5 Zentimeter ist. Also wird auf der nach unten führenden Treppe ein Kind positioniert. Ein weiterer Sprössling wartet am anderen Gangende, wo es nach oben geht. Ihr Job: Auffangen der 2,5-Kilogramm-Rundscheibe vor der gähnend lichten Leere des Stufen-/Treppenabsatz-Zwischenraums. Einmal ist das nötig. Dann werden doch Magnetstreifen verlegt.
Ecken bleiben Problemzonen
Williams nähert sich, begierig selbst nach dem kleinsten Staubkorn, erklimmt die Schwelle, trifft auf das Magnetband: Immerhin, die magnetische Abwehrwirkung stoppt ihn exakt vor dem Zehn-Zentimeter-Spalt zwischen Gang und Treppenstufe. Der Roboter fährt den Streifen gemütlich und gründlich ab, ebenso die angrenzende Tür. Der E30 wendet und widmet seine Aufmerksamkeit dem anderen Treppenabsatz, Richtung Erdgeschoss. Williams erklimmt das Magnetband – und fährt an ihm entlang weiter. Auch diese Sicherung wirkt.
Thema Gründlichkeit: Mithilfe des Gyroskops soll der Sauger den Gang im vorprogrammierten Zickzackkurs reinigen. Mit optischen Sensoren und Außenbürsten analysiert das Gerät seine Umgebung, dreht sich, um sich selbst kreisend, an Wänden, Türen, Möbeln und Ecken entlang, mit weichen Stupsern. Ein sehr schwer zu erreichendes Eck, das Staub magisch anzieht, bekommt mit dieser Methode nicht ausreichend Zuwendung ab. Mit der Pause-Taste lässt sich der Roboter anhalten, ein Mensch setzt ihn ins schwierige Eck. Nach Druck auf das „Edge"-Symbol auf der Fernbedienung fährt er mit besonders tiefen Einsaugzügen am Eck entlang, lässt Staubweben keine Chance. Ein paar weitere Stellen hat das intelligente Maschinchen beim Hin- und Herkurven bislang ein wenig stiefmütterlich behandelt. Sein ungeduldiger Begleiter bremst deshalb mit der Pause-Taste und drückt die „Spot"-Taste für den Intensiv-Modus. Robbie dreht sich im Kreis in immer weiteren Bögen, bis die Regionen, auf die er aufgesetzt wurde, umfassend tiefengereinigt sind.
Anschließend wird der E30 mit Pausen-, Richtungs- und Autotasten auf den richtigen Kurs gebracht, ohne dass sich der beaufsichtigende Mensch bücken muss. Das ist fein und gibt Zeit zum Türöffnen, damit der Haushaltshelfer freie Fahrt zu seiner Ladeschale hat.
Bevor Williams in seiner schicken Station eine gemütliche Regenerationspause macht, fährt er noch ein paar Inspektions- und Nachputzrunden im Zimmer. Ist es Einbildung oder Fakt, dass der Teppichboden lange nicht mehr so hell war? Und so flauschig weich gestreichelt, dass die Zehen kuschelig drin versinken? Wahrscheinlich, denn ein fleißiger Hausgeist, der den Menschen mit Sensoren und Maschinen-Intelligenz ein Stück anstrengender Arbeit abnimmt, verwöhnt so schön, dass die Wahrnehmung schon ein wenig verzerrt werden kann. Der Nachwuchs, der um eine zweite Meinung gebeten wird, meint kurz und knapp: „Ist alles wie sonst auch." Nun gut, dann bildet sich die Fragerin einfach etwas darauf ein, dass sie mit einem schweren Rohrsauger mit Kabel selbst ähnlich gut sauber macht, wie die neueste Generation der smarten Hausroboter. Und freut sich, dass sie ein andermal wieder ein wenig unbezahlte Arbeit an einen intelligenten 2020er-Typen delegieren kann – und so ein wenig Freizeit gewinnt.