Herrenmode im Herbst: Neue Lässigkeit
Die Männermode geht in die Weite. Sneaker statt Anzugschuh, Revershemd statt Krawatte. Vor allem im Berufsalltag durchläuft die Männermode einen radikalen Wandel. Für die Herbst/Winter-Saison sagen Experten der Mode eine Abkehr vom klassischen Anzug voraus.„Das ist eine kontinuierliche Entwicklung, die enorm durch den Komfort im Homeoffice und die Digitalisierung geprägt wird", erläutert Carl Tillessen vom Deutschen Modeinstitut. „Der New-Economy-Look greift immer mehr um sich", so Tillessen weiter. Ein stilistisches Rollenvorbild sei zum Beispiel Mark Zuckerberg, der stets ein T-Shirt trägt.
Den entspannten Stil bei den Herren bestätigt auch Patrick Pendiuk, Mode-Redakteur beim Männermagazin GQ: „Der Super-Slim-Anzug wird komplett aus der Mode verdrängt." Es geht sowohl beim Oberkörper als auch bei den Hosen um eine entspanntere Weite.
Oben lässig, unten schick
Auch bei der Strickkleidung dreht sich im Herbst/Winter laut Pendiuk alles um mehr Volumen: „Da geht es um sehr grobe, oversized geschnittene Pullover, Sweater oder Pullunder."
Und die Zeiten, in denen man für Freizeitkleidung tendenziell weniger Geld ausgab, sind laut Tillessen sowieso vorbei. Denn Freizeitkleidung wird auch im Beruf getragen. „Gleichzeitig hat man das Bedürfnis, Status und Hierarchien zu signalisieren", meint der Modeexperte. Es gilt: lässige Kleidung statt Maßanzug.
Die bestünde dann aber eben nicht aus waschbarer Baumwolle, sondern aus hochwertigem Wollstoff, der gereinigt und gebügelt werden muss. Das gelte vor allem für Hosen: „Die edle Hose muss im Berufsalltag Wertigkeit signalisieren und gepflegt sein."
Die Jacke macht’s
Abseits der Arbeit wird im Herbst und Winter die Jacken-Saison eingeläutet. „So eine Jacke muss aber auch wasserdicht sein, eine Kapuze haben, die man vielleicht sogar abzippen kann, oder Reflektoren fürs Fahrradfahren mit sich bringen", findet Bernhard Roetzel. Laut dem Modejournalisten und Blogger lassen sich praktische und sportliche Jacken gut mit einem Anzug kombinieren: „Tweed-Sakko, Cargo-Hose und anstelle eines traditionellen Mantels wählt man einen Parka."
Das sieht auch Tillessen so. Neu sei in diesem Jahr, dass Männer auch Steppjacken und Puffer-Jackets über dem Anzug tragen könnten: „Die Jacke darf sogar kürzer sein als das Sakko." Um sich gegen die Kälte zu schützen, seien Puffer-Jackets künftig sogar das Nonplusultra.
Übrigens: Neben Jacken und Westen tauchen für Männer mittlerweile auch wärmende Steppschals auf, die aus Luftkammern bestehen.
Dabei glaubt Roetzel, dass eine Jacke nicht immer aufgeplustert sein muss: „Ich empfehle zu einer Cargo-Hose einen leichten Kapuzen-Anorak mit großen Taschen, in denen man vieles unterbringen kann. Darunter kann man einen grob gestrickten Pullover in warmen Farben tragen."
Für alle, die so gar keine Lust auf Cargo haben, gibt Pendiuk derweil Entwarnung: „Klassiker wie Jeans und Chinos bleiben natürlich weiterhin da." Und einen ganz neuen, seit Jahrzehnten nicht mehr wirklich in Erscheinung getretenen Stoff hat er auch schon als neues Trendmaterial ausgemacht: Cord.
Ein treuer Begleiter ist laut Roetzel übrigens auch die Mütze: „Zu Utility- und Sportsachen passen Beanies oder größere Strickmützen im Herbst aufgrund ihrer Silhouette besser als Hüte mit Krempe", lautet seine Empfehlung.
Mut zu Sportschuh und Farbe
Und die Schuhe? „Urban Outdoor, die Mischung aus Sneaker und Bergschuh, liegt im Trend", sagt Roetzel. Übrigens auch ein Trend, der bei der Damenmode beobachtet werden kann. Doch auch bei der Wahl des Schuhwerks muss Mann auf feine Unterschiede achten. So werden laut Pendiuk dicke Plateau-Sohlen immer seltener. Sneaker könnten diesen Winter optisch zwar noch ein bisschen klobig sein, sie würden tendenziell aber eher „schlank und sportlich getragen", so Pendiuk.
Tillessen geht sogar noch einen Schritt weiter: Er traut den Sneaker als Kernelement der Männermode eine Renaissance zu. Sogenannte Hightop-Sneakers – also solche, die über den Knöchel reichen – und klassische Basketballschuhe kommen zurück, legt er sich fest.
Derweil sieht Roetzel bei der Farbwahl des Outfits die größte Modesünde, die es während der kalten Jahreszeit zu vermeiden gilt: „Schwarz und Grau ist für mich ein No-Go. Wer auf der Höhe der Zeit sein will, sollte die Sachen im Schrank lassen und lieber zu Orange, Rot und Erdtönen greifen." Auch Pendiuk erkennt im bunten Winter einen Trend: „Das lässt sich auch auf das ‚Classic Blue‘ zurückführen, das als Farbe des Jahres ausgewählt wurde." Benjamin Freund, dpa
Modestil: Priesterlicher Chic
Promi-Damen à la Beyoncé oder Kim Kardashian hat es gefallen, sich während ihrer Schwangerschaft im Stil der Jungfrau Maria zu präsentieren. Doch eigentlich gilt Madonna als Vorreiterin, wenn es darum geht, sich im Bühnenoutfit von christlich-katholischen Kleidungs-Vorbildern inspirieren zu lassen. Diesen Winter haben sich nun einige Designer ebenfalls religiösen Themen zugewandt.
An vorderster Stelle Demna Gvasalia bei Balenciaga, dessen bodenlange, schwarze Kleider sehr den Gewändern von Priestern der orthodoxen Kirche gleichen. Carolina Herreras kuttenähnliche Kreationen in verschiedenen Tönen greifen den religiösen Bekleidungs-Minimalismus auf. Die Quasten an den langen Gewändern von Wes Gordon wecken Assoziationen an ein monastisches Umfeld. Selbst Gucci zeigte auf dem Laufsteg einige Black-Looks, die klar von priesterlichen Outfits abgeleitet waren – samt unübersehbaren Accessoires wie riesigen Kreuzen.
Im Michelin-Männchen-Kokon
Okay, figurbetont geht natürlich anders. Aber wer sich zugunsten wohliger Wärme für einen aufgebauschten Kokon à la Michelin-Männchen entscheiden möchte, kann dies im kommenden Winter gerne tun. Auch wenn die Bewegungsfreiheit darin erheblich eingeschränkt sein dürfte. Für Expeditionen in die Arktis dürfte frau damit allerdings bestens ausgerüstet sein. Das Label Area zeigte auf dem Catwalk ein herzförmig geschnittenes Kleid in leuchtendem Blau mit Ballon-ähnlichen Schulterteilen, sein Schnitt verjüngt sich kegelförmig erst in der Fußregion. J. W. Anderson hat ein flauschiges Dress entworfen, das den voluminösen Michelin-Effekt bis in Kniehöhe beibehält. Bei The Halpern wurde der imposante Kokon-Effekt in einer Metallic-Kleid-Variante umgesetzt. Auch bei Marken wie Simone Rocha, Guy Laroche oder Nina Ricci kann frau entsprechende Kleider finden.
Grillflecken richtig behandeln
Beim Grillen passiert es schnell, dass Ketchup oder Fleischsaft auf dem T-Shirt oder der Tischdecke landet. Das ist ärgerlich, aber solche Flecken lassen sich wieder auswaschen – doch besser nicht mit heißem Wasser.
Egal ob Fett- oder Ketchup-Flecken, man sollte ihnen in jedem Fall mit kaltem Wasser zu Leibe rücken, empfiehlt das Forum Waschen. Denn in Fett ist Eiweiß enthalten – und das gerinnt bei über 40 Grad Celsius. Besser sei es, starke Fettflecken mit Gallseife vorzubehandeln und dann in die Wäsche zu geben. Ketchup-Flecken sollten hingegen sofort mit kaltem Wasser ausgewaschen werden, bevor sie eintrocknen. (dpa)