Derzeit voll im Trend liegen Caravans und Wohnmobile, trotz oder gerade wegen Corona. Dabei geht es um leichte Bauweise, gute Vernetzbarkeit – und vor allem um die eigene Freiheit.
Entspannter Urlaub ist in diesem Jahr kaum möglich. Die Ostseestrände sind voll, und das Auswärtige Amt empfiehlt generell, nicht notwendige Reisen auch nicht anzutreten. Wenn es in diesen, für den Tourismus außerordentlich schwierigen Krisenzeiten überhaupt Gewinner gibt, dann sind es Caravans und Reisemobile. Die Fahrzeuge garantieren Abstand, Komfort und Privatsphäre bei gleichzeitig hoher Mobilität und ermöglichen – so weit dies möglich ist – einen halbwegs sicheren Urlaub. Allerdings sollten auch beim Reisen im Caravan und Wohnmobil die Reisehinweise und -warnungen beachtet werden.
Dennoch ist es kein Wunder, dass die Neuzulassungen von Freizeitmobilen im ersten Halbjahr einen Rekordwert von knapp 55.000 Fahrzeugen erreichten. Das sind rund vier Prozent mehr als in der ersten Jahreshälfte 2019. Von Januar bis Juni allein wurden 39.627 Reisemobile neu zugelassen. Das sind zwölf Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres und ein neuer Allzeitbestwert. Aber auch auf Caravans gab es einen regelrechten Run. Darunter waren viele neue Kunden, die sich erstmals für einen Urlaub mit Reisemobil oder Caravan interessierten, wie Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbandes (CIVD), berichtet: „Caravaning ist in diesen Zeiten eine der sichersten Urlaubsformen, da man mit einem Freizeitfahrzeug individuell und nur mit Personen des eigenen Haushaltes verreist und durch eigene Schlaf-, Wohn-, Koch- und Sanitärmöglichkeiten weitestgehend autark ist."
55.000 Fahrzeuge neuzugelassen
Mit der Senkung der Mehrwertsteuer gebe es in der zweiten Jahreshälfte einen zusätzlichen Anreiz, ein Freizeitfahrzeug zu erwerben. „Wir sind optimistisch für die kommenden Monate", so der Verbandsgeschäftsführer. Dabei sind derzeit auch Gebrauchtfahrzeuge äußerst begehrt. Man kann sich sicher sein, dass der Trend auch im Winter weiter anhalten wird, zumal Heizungen – gerne auch mit Fußbodenheizung wie bei einigen Caravans von Fendt – und Klimaanlagen der Fahrzeuge immer besser werden. Das Erlebnis Wohnwagen und Wohnmobil wird von Jahr zu Jahr vielseitiger, komfortabler und technisch ausgefeilter – die Fahrzeuge sind inzwischen State of the Art.
„Heute sind Caravans und Wohnmobile vielseitig, vernetzt und komfortabel –
und trotzdem immer noch kompakt", fasst es Onggowinarso zusammen. Dabei wachse das Angebot für günstige Einsteigermodelle wie für die Mittel- und Luxusklasse gleichermaßen. In der Corona-Krise würden sich zwei Trends fortsetzen, die bereits zuvor zu beobachten waren und die Hand in Hand gehen.
Da wäre zum einen die deutliche Verjüngung der Caravaning-Zielgruppe beziehungsweise die der Camping-Einsteiger und derjenigen, die den B-Führerschein bis 3,5 Tonnen machen. Die jungen Camper und ihre Aktivitäten in den sozialen Netzwerken sind es auch, die dafür sorgen, dass mobiles Reisen wieder populärer wird. Für sie stehen individuelle Erlebnisse und das Abenteuer im Vordergrund. Deshalb setzen sie vor allem auf kompakte Fahrzeuge. Diesen Trends begegnen die Hersteller beispielsweise mit ebensolchen Campervans.
„Zudem setzen wir auf konsequente Leichtbauweise und Fahrzeuge unter der 3,5-Tonnen-Grenze. Mit unserer Innovation, dem Super Light Chassis (SLC), haben wir einen wichtigen Meilenstein in puncto Gewichtsoptimierung gesetzt", erklärt Hymer-Marketingleiter Frank Heinrichsen. So wurde Crosscamp, die erst 2019 ins Leben gerufene jüngste Marke der Erwin Hymer Group (EHG) für kompakte Campervans, mit zwei German Brand Awards 2020 ausgezeichnet. Interessantes Feature: Die Küche lässt sich herausnehmen, um draußen zu kochen, geschlafen wird im Aufstelldach. Apropos Küchen. Generell werden in Mobilhomes und Wohnwagen die Küchen denen im eigenen Heim immer ähnlicher: Die Kühlschränke, Frischwassertanks und Warmwasserboiler werden immer größer, Herd und Backofen immer luxuriöser.
Küchen werden immer ausgefeilter
Vernetzbarkeit und Digitalisierung sind zudem bei den höherwertigen Modellen der verschiedenen Hersteller fast schon Standard. Die Fernsteuerung von Gas, Licht, Heizung, Klimaanlage sowie die Anzeige der Füllstände via Mobiltelefon sind Funktionen, die sich die Kunden wünschen. Eine Sprachsteuerung wie etwa beim Hersteller Knaus Tabbert macht es möglich, verschiedenste Funktionen im Wohnwagen einfach per Sprachbefehl zu bedienen. Auch Features wie etwa ein Head-up-Display, ein transparenter Screen direkt im Blickfeld des Fahrers, der ein großes Plus an Fahrsicherheit bietet, sind beliebt.
Auch das Thema Autarkie beschäftigt alle Caravan-Unternehmen. Der Camper soll so lange wie möglich unabhängig von Versorgungseinrichtungen unterwegs sein können. Daher wird an Lösungen zur Stromversorgung gearbeitet, wie etwa Ladebooster, duale Systeme aus Lithium- und Bleibatterien, die die unabhängige Reisezeit verdoppeln oder auch intelligente 48-Volt-Bordnetz-Systeme, die längeres Caravaning mit allem Komfort ermöglichen sollen.
Doch noch einmal zurück zur jungen Camper-Generation: Für sie ist Autarkie besonders wichtig. Denn bei ihr liegt „Vanlife", das mobile Leben inklusive Selbstausbau des Fahrzeugs, besonders im Trend. Nach dem Motto: Zuhause ist, wo man es parken kann. Dieser verstärkt sich durch die derzeitige Krisensituation gerade auch noch. Besonders beliebt zum Ausbau sind günstige Kastenwagen und gebrauchte Transporter. Auch bieten verschiedene Hersteller derartig ausgebaute Modelle bereits relativ günstig an. Absolut notwendig für den Selbstausbau: ein vernünftig kalkuliertes Budget, handwerkliches Geschick, Geduld, Kompromissbereitschaft und Spaß am Rumprobieren! Außerdem: Sorgfältige Planung und Vorbereitung ist alles, wie gestandene Camper wissen.