Er gilt derzeit als größtes Handballtalent des Saarlandes: Lennart Karrenbauer. Dem 15-Jährigen aus Picard lagen Angebote aus ganz Deutschland vor, doch er entschied sich bewusst für seine Heimat und die HG Saarlouis. Sein Ziel: Nationalspieler werden.
Schon so manches Talent hat über Handball-Drittligist HG Saarlouis den Sprung ins Profigeschäft geschafft. B-Jugendspieler Lennart Karrenbauer könnte eines der nächsten sein. Der 15-Jährige gilt als größtes Talent im Saarland. Schon im Kindergartenalter kam der Junge aus Picard erstmals mit Handball in Kontakt. Wie bei vielen anderen auch, spielte dabei ein Kumpel die entscheidende Rolle. Oder in diesem Fall: der Opa des Kumpels. Der heißt Klemens Port, ist Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und Urgestein der HG Saarlouis und leitete im Lisdorfer Kindergarten eine Handball-AG, der sich Lennart anschloss. Mittlerweile ist er bereits mehrfacher Saarlandmeister und Saarlandpokalsieger und wurde vor vier Jahren als erster saarländischer Jugendspieler überhaupt in den Landeskader des zwei Jahre älteren Jahrgangs berufen. Seither ist der 2005 geborene Rechtshänder fester Bestandteil der Landesauswahl von 2003.
Auch in seinem Heimatverein, der HG Saarlouis, ist er als C-Jugendlicher im Rückraum der B-Jugend gesetzt. In der kommenden Saison gehört der Rückraumspieler als jüngerer B-Jugend-Jahrgang schon zum Kader der A-Jugend. Sein Talent bleibt den Scouts und Experten anderer Vereine nicht verborgen und weckt Begehrlichkeiten. Angebote von Leistungszentren aus ganz Deutschland haben ihn schon viele erreicht. „Ich habe hier nach wie vor ein tolles Umfeld, fühle mich bei meinen Trainern Tom Paetow und Danijel Grgic sehr wohl und habe auch immer noch eine feste Bindung zu meinem früheren Handballtrainerinnen und Trainern", sagt Lennart dazu und ergänzt: „Auch zu Landestrainer Dirk Mathis und Verbands-Jugendkoordinator Christian Schwarzer habe ich einen sehr guten Draht. Ich sehe hier immer noch genug Potenzial, mich weiterzuentwickeln."
„Ich habe hier ein tolles Umfeld"
Das sieht Dirk Mathis vom Handballverband Saar auch. Er begleitet Lennart schon lange. Das „geerdete Umfeld", allen voran die Eltern und den jüngeren Bruder Laurin, dem Mathis mindestens genauso viel Talent und Potenzial zuschreibt wie Lennart, sieht der Landestrainer als wichtigsten Entwicklungsfaktor: „Die ganze Familie zeichnet ein hohes Maß an Ehrlichkeit und Zielstrebigkeit aus. Alle Entscheidungsprozesse und Entwicklungsschritte werden von der Familie eng mit mir und Christian Schwarzer kommuniziert. Das ist schon außergewöhnlich", beschreibt Mathis und stellt dabei große Wertschätzung fest, die ihm und Schwarzer entgegengebracht werden: „Abgesehen von den Voraussetzungen, die ein guter Handballer mitbringen muss, wie Athletik und theoretisches Verständnis ist das soziale Umfeld ein sehr wichtiger Faktor. Es sollte unterstützend sein, aber auch bodenständig und ehrlich." Nur dann würden Talente auch lernen, dass sie ihre Ziele nur mit harter Arbeit erreichen können.
Dass Lennart Karrenbauer dies kapiert hat, beweist er schon heute: An einem normalen Wochentag steht er um sechs Uhr morgens auf und macht sich nach dem Frühstück und der Morgenroutine um 7 Uhr mit dem Zug nach Saarbrücken auf, wo er das Rotenbühl-Gymnasium besucht. Dort findet zweimal pro Woche gleich morgens eine Trainingseinheit mit dem 2007er-Weltmeister Christian Schwarzer statt. Nach dem Unterricht und dem Mittagessen in der Mensa geht es zum Athletiktraining und abends zum Vereins- oder Landeskadertraining. „Bis ich dann zu Hause bin, ist es schon recht spät, und ich bin froh, wenn ich endlich ins Bett gehen kann", gibt er zu. Seine Kumpels verbringen nachmittags Zeit mit Freunden, unternehmen etwas zusammen, gehen am Wochenende schon mal abends aus. Lennart macht das nichts aus – ihm fehlt es an nichts: „Damit habe ich gar kein Problem, das macht mir alles sehr viel Spaß", sagt er und erklärt: „Ich bin ein guter Schüler, habe ein sehr gutes Zeugnis und sehe meine Freunde trotzdem regelmäßig. Das läuft im Moment alles super." Daran soll sich auch so schnell nichts ändern. „Ich will es im Sport soweit wie möglich schaffen und das dann auch ausleben können", sagt er fokussiert und ergänzt selbstbewusst: „Ich will einmal in der 1. Bundesliga spielen, natürlich auch in der Herren-Nationalmannschaft. Aber ich habe mir trotzdem fest vorgenommen, dass ich ein gutes Abitur schreibe und studiere." Ein mögliches Studienfach hat der 15-Jährige auch schon vor Augen: Sportmedizin würde ihn ebenso reizen wie ein BWL-Studium als Grundlage dafür, später in der eigenen Firma sein eigener Chef sein zu können.
Auch in der Schule läuft es rund
„Er ist für sein junges Alter schon sehr professionell. Wenn man ihn einmal überzeugt hat, folgte er einem auch. Nicht blind, sondern mit offenen Augen und mit großem Willen", lobt Mathis. Zusammen mit den körperlichen Voraussetzungen macht ihn dies zum derzeit wohl größten Handballtalent des Saarlandes. „Trotz allem muss auch er sich ständig weiterentwickeln, um auf diesem Niveau zu bleiben", weiß Mathis und ist froh, dass diese Weiterentwicklung vorerst weiter im Saarland stattfinden kann, obwohl Lennart Angebote aus ganz Deutschland vorlagen. „Das Gesamtpaket gab den Ausschlag: Die Kombination aus Verein, Schule und Förderung durch den Verband stimmen hier einfach", betont Mathis.
Auch die Leistungen stimmen – in der Schule wie auch „auf der Platte." Lennart Karrenbauer wurde schon in die Beachhandball-Nationalmannschaft und den DJK-Bundeskader berufen. Eigentlich hätte er im Frühjahr 2020 zum vierten Mal im Handball-Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia" gespielt, was Corona allerdings verhinderte. „Das alles sind schon Erlebnisse und Erfahrungen, die man mitnehmen sollte, wenn man die Möglichkeit dazu hat", findet Lennart. Folgerichtig hat er die nächsten Ziele schon fest im Blick: Allem voran stehen dabei ein Platz in der Jugend-Nationalmannschaft und die Teilnahme an der A-Jugend-Bundesliga. „Ich würde auch gerne mit der Saarlandauswahl nach Berlin fahren, um um den Deutschlandpokal und mit dem Verein eventuell um die Deutsche Meisterschaft zu spielen", zählt er auf und verrät: „Ich mag es, in einer Mannschaft Verantwortung zu übernehmen und mir vielleicht auch einfach mal den Ball zu nehmen und eine Aktion durchzuziehen, die der Trainer eigentlich nicht sehen wollte." In den seltensten Fällen wird ihm das übelgenommen, denn: „Es klappt ja meistens, und dann sind alle happy", sagt er und lacht.