Seit zwei Monaten gehören die E-Roller von TIER Mobility jetzt zum Stadtbild der Landeshauptstadt Saarbrücken. Zeit nachzufragen, welche Erfahrungen die Stadtverwaltung und der E-Roller-Verleiher mittlerweile gemacht haben.
Sie sind auffallend grün, rollen rasant durch die Stadt und stehen seit dem 24. Juni überall an den Straßen Saarbrückens: die Elektro-Tretroller des Berliner Unternehmens TIER Mobility. Insgesamt 300 Roller umfasst die Flotte, die über das Stadtgebiet verteilt sind und Kunden die schnelle Fahrt durch die Stadt zur Arbeit, zum Einkaufen oder um Freunde zu treffen ermöglichen. Die E-Roller sollen das Verkehrsangebot der Stadt ergänzen und gerade für kleinere Touren oder die letzten Meter zur oder von der Arbeit eine attraktive Alternative zum Auto darstellen, um den Verkehr in der Stadt zu minimieren und klimafreundlicher zu gestalten. Was die Nutzungszeiten der E-Roller gerade zu den Stoßzeiten, betrifft könnte dieses Ziel zu erreichen sein. „Generell verzeichnen wir unter der Woche von Montag bis Freitag in den Morgenstunden, in der Mittagspause sowie am Abend gegen 17-18 Uhr einen starken Anstieg an Fahrten, was auch auf eine vermehrte Nutzung der Scooter durch Pendler schließen lässt", so der Anbieter auf Anfrage.
Um Chaos in der Innenstadt und auf den Straßen zu vermeiden, wurde in Saarbrücken länger darüber nachgedacht, in welcher Form man die Scooter erlauben könnte. Mit den Erfahrungen aus anderen Städten in Deutschland, die schon früher einen Verleih von E-Rollern erlaubt haben, hat man in Saarbrücken diverse Regeln festgelegt, wie das neue Verkehrsmittel den sonstigen Verkehr am besten ergänzen könnte, ohne ihn zu behindern. So wurden unter anderem Bereiche festgelegt, in denen die E-Scooter nicht abgestellt werden dürfen, beispielsweise an der Saar, in der Fußgängerzone in der Innenstadt oder im Nauwieser Viertel. Außerdem hat man sich mit dem Betreiber TIER Mobility auf ein Fahrverbot zwischen 0 Uhr und 6 Uhr morgens geeinigt, um die Benutzung durch alkoholisierte Fahrer zu minimieren. „Das nächtliche Fahrverbot hat dazu beigetragen, dass Fahrten unter Alkoholeinfluss in diesem Zeitraum nicht stattfinden konnten. Verbesserungsbedarf besteht unter anderem noch im Hinblick darauf, dass die E-Scooter wegen leer gefahrener Akkus teilweise in Bereichen stehen bleiben, in denen sie eigentlich nicht abgestellt werden dürfen, zum Beispiel in Grünanlagen", meint die Saarbrücker Bürgermeisterin Barbara Meyer-Gluche zum aktuellen Stand der Erfahrungen mit den Rollern.
Eine weitere Maßnahme, um die Nutzung der Roller zu optimieren, ist ein enger Austausch zwischen der Stadtverwaltung und dem Anbieter TIER Mobility, besonders in der derzeitigen Testphase. Dadurch soll gewährleistet werden, Probleme frühzeitig zu erkennen und die bestehenden Regeln gegebenenfalls nachzubessern. Barbara Meyer-Gluche zum derzeitigen Erfahrungsaustausch: „Wir bewerten die Kooperation mit TIER Mobility als sehr gut. Anbieter und Verwaltung arbeiten konstruktiv zusammen. Inzwischen hat das Unternehmen zusätzlich ein Nachhaltigkeitskonzept vorgelegt, das wir positiv einschätzen. TIER Mobility arbeitet daran, die vonseiten der Verwaltung und der Polizei benannten Probleme zu lösen." Auch vonseiten des Anbieters, der in Saarbrücken ein siebenköpfiges Team eingerichtet hat, ist man offen für einen engen Kontakt mit der Stadt. „Wir planen aktuell, dass wir uns in regelmäßigen Abständen mit Verantwortlichen der Stadt Saarbrücken zu Gesprächen treffen. Grundsätzlich sind unsere Kollegen vor Ort auch immer für Anfragen der Stadt zu erreichen", so TIER Mobility.
Bisher keine großen Probleme
Trotz der Planung und dem engen Kontakt läuft die Testphase mit den E-Rollern aber nicht ganz reibungslos. So gab es bis jetzt sechs Unfälle, bei denen die Roller mitinvolviert waren. Hier sieht die Bürgermeisterin vor allem vonseiten der Stadt noch Verbesserungspotenzial: „Um die Infrastruktur in der Stadt weiter zu verbessern, werden wir Radwege ausbauen, eine Fahrradstraße in der Hohenzollernstraße und eine Fahrradzone im Nauwieser Viertel ausweisen. Das verbessert auch die Situation für E-Scooter-Fahrer." Unsachgemäß abgestellte E-Roller, beispielsweise mittig auf Gehwegen oder vor Zufahrten, stellen laut Meyer-Gluche, gemessen an den eingehenden Beschwerden, kein großes Problem dar, werden aber ernst genommen. „Hinweise von Bürgerinnen und Bürgern fließen in den fortlaufenden Erfahrungsaustausch mit ein", so Meyer-Gluche.
Ob es in Zukunft noch weitere Anbieter für E-Roller in Saarbrücken geben wird, ist zurzeit noch nicht klar. Von der Stadtverwaltung aus steht man weiteren Anbietern jedenfalls nicht ablehnend gegenüber. Meyer-Gluche: „Die Möglichkeit, dass es in Zukunft weitere Anbieter in Saarbrücken geben wird, besteht grundsätzlich. Wir sind aktuell aber mit keiner weiteren Firma in Kontakt."
Egal, ob sich an den Regeln oder der Verfügbarkeit noch etwas verändert, klar ist, dass die grünen Flitzer in kürzester Zeit zu einem festen Teil der Verkehrsinfrastruktur geworden sind. Wenn es nach Barbara Meyer-Gluche geht, dann sind die Roller nur ein Schritt von vielen, um den Verkehr zu optimieren und langfristig die Lärm- und Schadstoffbelastung zu senken. „Die Landeshauptstadt hat ihre Verkehrsstrategie im Verkehrsentwicklungsplan 2030 unter Beteiligung der Bürgerschaft definiert und im Stadtrat beschlossen. Der Plan definiert Ziele und Strategien für die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur, mit denen wir das Klima schützen und die Verkehrswende weiter vorantreiben wollen. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir den Umstieg auf umweltverträgliche Verkehrsmittel fördern wollen. Zu unseren Zielen zählen auch die Weiterentwicklung des regionalen Schienensystems zu einem S-Bahn-System und eine Vergrößerung des Radverkehrsanteils durch den Ausbau des Radverkehrsnetzes. Außerdem versuchen wir, verkehrsbedingte Lärm- und Schadstoffbelastungen konsequent zu verringern", so Bürgermeisterin Meyer-Gluche zu den weiteren Zielen für Saarbrücken im Bereich Verkehr. Den ersten Antritt haben die Roller in Saarbrücken demnach in Windeseile geschafft. Entscheidend bleibt nun, welche Konzepte die Landeshauptstadt weiter verfolgen wird, um dem Verkehr Einhalt zu gebieten.