Nach einer sechsmonatigen Ligaspielpause startet der 1. FC Saarbrücken am Samstag beim VfB Lübeck in die Drittliga-Saison.
Zum Abschluss einer langen, teilweise zähen Vorbereitung gab es noch mal ein richtiges Ausrufezeichen. Beim Schweizer Europaleague-Teilnehmer FC Basel siegte das Team von Lukas Kwasniok mit 5:1 und war dem mit acht Stammspielern in der Startelf angetretenen Topteam in nahezu allen Belangen überlegen. Der Sieg fiel so überraschend deutlich aus, dass es Kwasniok am Ende fast schon peinlich war. „Ich kann die Dinge gut einordnen, es wird nun darum gehen die Mannschaft und das Umfeld wieder runterzuholen. Lübeck wird ein ganz anderes Spiel", sagte der 39-Jährige nach der Partie.
„Am Ende war es auch nur ein Testspiel"
Kwasniok hat während der Vorbereitung viel probiert, nicht alles hat funktioniert. Kritik hat er auch einstecken müssen, weil er viel rochierte. „Aber dafür ist eine Vorbereitung doch da. Wir müssen auf den Punkt fit sein und da sehe ich uns auf einem guten Weg", erklärte er. Das Saarbrücker Umfeld ist traditionell schwierig. Nach der 0:3-Pleite im Saarlandpokal beim FC Homburg hing der Haussegen mächtig schief, nach dem Kantersieg in Basel kennt die Euphorie schon fast wieder keine Grenzen. „Natürlich träumen einige schon wieder vom Durchmarsch, aber das können wir schon gut einordnen. Am Ende war es auch nur ein Testspiel", sagte der dreifache Torschütze Tobias Jänicke. Der 31-Jährige galt in den vergangenen drei Spielzeiten stets als gesetzt. Kwasniok probierte ihn zu Beginn der Vorbereitung aber zunächst als Rechtsverteidiger aus. „Da war er mir aber schon fast ein bisschen verschenkt, weil er zu weit weg vom Geschehen war und seine Spielintelligenz nicht einbringen konnte", sagte der Trainer. Nun hat der Leitwolf eine neue Position gefunden und zwar im zentralen offensiven Mittelfeld. „Er ist ein schlauer Spieler, geht tiefe Weg und entwickelt von dieser Position enorme Torgefahr", lobte Kwasniok, der seine Personalrochaden während der vergangenen Wochen verteidigte. „Natürlich probiert man auch immer wieder Dinge aus. Manche Dinge funktionieren, manche nicht. Markus Mendler war in Homburg auf der offensiven Außenbahn nicht gut, hat dann aber in Luxemburg stark gespielt. Bei Tobias war es so, dass ich einfach überlegt habe, auf welcher Position er uns am meisten helfen kann. Irgendwann hatte ich dann diese Schnapsidee, ihn auf die Acht zu stellen. Ich habe mit ihm gesprochen, ob er sich das vorstellen kann, und er war einverstanden."
Jänicke gehört mit 172 Drittligaeinsätzen zu den Routiniers im Team. Er weiß, was auf den Aufsteiger zukommt: „Es ist eine körperlich robuste Liga mit vielen engen Spielen. Hinzu kommt der straffe Terminplan durch die aktuelle Situation. Ich bin mir bewusst, dass ich vielleicht nicht jedes Spiel über 90 Minuten machen werde." Dennoch darf er sich zu den Gewinnern der Vorbereitung zählen. Zu denen gehört auch Linksfuß Mario Müller. Wie Jänicke zu Beginn ein Wackelkandidat näherte sich der 29-Jährige wieder seiner Bestform und lief in Basel sogar vorne links auf, während Neuzugang Marin Sverko die Position des Linksverteidigers einnahm. Gut möglich, dass dieses Modell auch in Lübeck zum Tragen kommt. „Marin ist ein Spieler, den ich schon länger kenne, er bringt neben Robustheit auch Größe in unser Spiel. Aber es hat natürlich auch Gründe, warum ein solcher Spieler in der 3. Liga landet. Es ist nun unsere Aufgabe, ihn in die Verfassung zu bringen, dass er vielleicht irgendwann wieder den nächsten Schritt gehen kann", lobte Kwasniok den Neuzugang.
Rückkehr in den Ludwigspark gegen Rostock
Während Sebastian Bösel aufgrund der Verletzung von Anthony Barylla gesetzt ist, führt in der Innenverteidigung normalerweise kein Weg an Boné Uaferro vorbei, der eine bärenstarke Vorbereitung spielte und seinen Platz an der Seite von Steven Zellner sicher haben müsste. Allerdings plagen ihn immer wieder Kniebeschwerden. Routinier Christopher Schorch, von Kwasniok vor Wochen aufgrund mangelnder Fitness angezählt, muss sich zunächst hinten anstellen. „Wir werden jeden Spieler brauchen", betont der Trainer gebetsmühlenartig und wird nach den Verletzungen von Barylla, Markus Mendler darin bestätigt, weil für Lübeck auch noch hinter Leitwolf Fanol Perdedaj ein Fragezeichen steht. Der Mentalitätsspieler musste aufgrund einer Wadenverletzung vorzeitig ausgewechselt werden. In bestechender Form ist dagegen Offensivmann Nicklas Shipnoski, der Tempo und Torgefahr mitbringt. „Ich verstehe, dass man ihn spektakulär findet, aber auch bei ihm sehe ich noch Dinge, die man verbessern kann. Er verliert teilweise zu leichtfertig den Ball und ist sicher noch nicht am Ende seiner Entwicklung", wiegelt der Trainer ab. Dagegen ist Neuzugang Maurice Deville noch nicht wirklich in Saarbrücken angekommen. Derzeit wird ihm wohl nur die Rolle des Jokers bleiben, aber Kwasniok hat stets betont, dass der Luxemburger noch eine wichtige Rolle spielen werde.
Doch nach einer Ligapause von mehr als einem Jahr wollte man sich dann doch nicht mit Personaldebatten aufhalten. „Ich habe mich selten so auf eine Saison gefreut. Es wird einfach Zeit, dass es wieder losgeht", sagte Jänicke: Geklärt ist, wer den FCS in der kommenden Saison aufs Feld führt. Es wird wie in den zurückliegenden Jahren Manuel Zeitz sein. Der Kapitän wurde von Kwasniok ebenso bestimmt wie sein Stellvertreter Sebastian Jacob. Den Mannschaftsrat komplettieren die vom Team gewählten Verteidiger Zellner und Uaferro sowie Torwart Daniel Batz.
Und die beste Nachricht kam dann zum Schluss. Das erste Heimspiel der neuen Saison wird der FCS am kommenden Samstag im Ludwigspark gegen Hansa Rostock bestreiten. Die Partie können 900 Zuschauer auf der neuen Haupttribüne sehen: „Das sollte der Mannschaft Auftrieb geben", sagte Präsident Hartmut Ostermann.