Am Samstag wird es für den 1. FC Saarbrücken ernst. Am ersten Spieltag der 3. Liga reist das Team von Lukas Kwasniok zum Mitaufsteiger VfB Lübeck. FORUM stellt den Gegner vor.
Geschichte
Mit dem VFB Lübeck meldet sich ein Verein mit einer bewegten Vergangenheit auf der nationalen Fußballbühne zurück. In der Nachkriegszeit pendelte der Verein lange zwischen Erst- und Zweitklassigkeit, damals natürlich auf Amateurebene. Anschließend galt man bis Mitte der 70er-Jahre als klassischer Regionalligist, bevor eine lange Phase in den Niederungen des Amateurfußballs folgte. Nach dem Wiederaufstieg in die Oberliga Nord ging es in der Saison 1993/94 um die Qualifikation für die neue viergleisige Regionalliga, die der VfB mit Platz neun souverän erreichte. Zwei Jahre später folgte dann der erstmalige Aufstieg in die Zweite Liga. Bis zum Aufstieg von Holstein Kiel zehn Jahre später, war der VfB der einzige Verein in Schleswig-Holstein, der in der eingleisigen 2. Bundesliga spielte. Um die Auflagen zu erfüllen, wurden auch das erste Mal größere Umbaumaßnahmen am Stadion durchgeführt, indem eine ältere Stehtribüne durch eine neue Sitztribüne mit Vip-Logen ersetzt wurde. Einige der zu diesem Zeitpunkt aufgenommenen Kredite sind zu einem Teil verantwortlich dafür, dass der Verein später Insolvenz beantragen musste. Nach dem Klassenerhalt im ersten Jahr musste der Club ein Jahr später wieder absteigen. Obwohl man jahrelang als Krösus der Regionalliga Nord galt, gelang erst 2002 der Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga. Nach dem souveränen Klassenerhalt in der ersten Saison wurde der VfB nach glänzendem Start durchgereicht und stieg nach Tabellenplatz sechs (20. Spieltag) doch noch ab. Trotzdem gelang dem VfB in diesem Jahr auch einer der größten Erfolge der Vereinsgeschichte. Er erzielte durch die Teilnahme am Halbfinale des DFB-Pokals 2003/04, das er mit 2:3 nach Verlängerung bei Werder Bremen verlor, das beste Resultat einer Mannschaft aus Schleswig-Holstein im deutschen Pokal. Seit 2004 spielte der Club dann in der Regionalliga, durchlief zwei Insolvenzen und stand teilweise gar vor der Auflösung. Der Umschwung kam erst mit der Verpflichtung des Österreichers Rolf Anderl als Trainer, der seit 2016 das Zepter schwingt und bereits von 2009 bis 2011 als Spieler aktiv war.
Stadion
Die ursprüngliche Lohmühle heißt seit dieser Saison „Dietmar-Scholze-Stadion an der Lohmühle" und ist ein reines Fußballstadion. Nach Abriss der alten Stehtribüne und dem Bau der neuen Haupttribüne 1996 im Zuge des Aufstiegs in die 2. Bundesliga ein Jahr zuvor fasste das Stadion 17.869 Plätze, darunter etwa 4.400 überdachte Sitzplätze. Durch diverse Beschränkungen (Sicherheit, Brandschutz, TV- und Medienbereiche) sind aktuell 10.800 Plätze nutzbar, für die 3. Liga wurden rund 2,2 Millionen Euro investiert, um die Zulassung zu erhalten. In einer 300 Quadratmeter großen doppelstöckigen Anlage mit 14 Containern sind der neue Kassenbereich, Fanshop sowie die Pressearbeitsplätze untergebracht. Es wurden neue Tribünenzugänge und eine LED-Wand errichtet. Die Rasenheizung wird im Mai 2021 installiert.
Der Trainer
Mit Rolf Martin Landerl, 45, betritt ein Neuling die Drittliga-Bühne. Der frühere Mittelfeldspieler stand in Österreich sowie den Niederlanden bei Erstligisten unter Vertrag, ehe er 2009 zum VfB Lübeck wechselte. Nach seiner aktiven Karriere fungierte Landerl zunächst in unterklassigen Ligen seiner Heimat Österreich als Trainer, ehe er 2016 zum VfB zurückkehrte. Trotz der verpassten Meisterschaft 2018/19 etwa durfte Landerl weitermachen und führte den VfB schließlich in die 3. Liga. Im Normalfall lässt er seine Mannschaft in einem 3-5-2-System spielen.
Die Mannschaft
Der VfB verfügt über eine für Drittligaverhältnisse eher unerfahrene Mannschaft, aus der Mirko Boland hervorsticht. Neun Jahre spielte er für Eintracht Braunschweig. Stieg von der 3. Liga bis in die Bundesliga auf und erlebte den Absturz mit. Nach dem Zweitliga-Abstieg wechselte der Mittelfeldspieler 2018 nach Australien. Doch die Corona-Krise beendete das Abenteuer in diesem Frühjahr jäh – und den nunmehr 33-Jährigen zog es zurück nach Norddeutschland. Beim VfB Lübeck sagte der bundesligaerfahrene Linksfuß schon vor dem feststehenden Drittliga-Aufstieg zu. Ein weiterer prominenter Neuzugang ist der 29-jährige Linksverteidiger Sebastian Hertner, der allerdings zuletzt zwei Jahre bei Zweitligist Darmstadt 98 fast nur auf der Bank saß. Über reichlich Erfahrung verfügt auch Neuzugang Martin Röser (Angriff), der für den Halleschen FC und den Karlsruher SV bereits in der 3. Liga spielte. Mannschaftskapitän ist Tommy Gruppe, 28, der als zentraler Spieler in der Dreierkette agiert und vor seinem Engagement in Lübeck Stammspieler bei Hansa Rostock war. Ein interessanter Mann ist sicherlich auch Verteidiger Nico Rieble, der bei der TSG Hoffenheim ausgebildet wurde, in Bochum Zweitliga-Luft schnuppern durfte und anschließend in Rostock zwei Jahre zum Stammpersonal in der 3. Liga gehörte. Ein bekannter Name findet sich im Angriff. Patrick Hobsch, Sohn des früheren Bundesligastürmers Bernd, erzielte in der Aufstiegssaison 14 Tore. Stammtorwart Lukas Raeder stammt aus der Talentschmiede des FC Bayern.
Die Vorbereitung
Der Aufsteiger hatte es im Sommer nicht leicht. Zwei Corona-Fälle erschwerten die Vorbereitung. Auch potenzielle Testspielgegner waren betroffen. Ausgefallene Spiele gegen den HSV und Bochum verhinderten einen Rhythmus, die Niederlage im Landespokalfinale gegen Todesfelde tat ihr Übriges. Beim letzten Test wurde aber der Bundesliga-Absteiger SC Paderborn nach einem 0:2-Rückstand mit 3:2 geschlagen.
Die Finanzen
Mit einem Etat von 4,5 Millionen Euro soll ins Rennen gegangen werden. Mit einem Schnitt von 5.000 Zuschauern plant man an der Lohmühle, sollte noch während dieser Saison ein Normalbetrieb zugelassen werden.
FORUM-Prognose
Der VFB verfügt über eine eingespielte Mannschaft, die mit einigen erfahrenen Akteuren und hoffnungsvollen Talenten verstärkt wurde. Nominell ist der Aufsteiger sicher ein Kandidat für das untere Drittel. Unterschätzen sollte man die verschworene Gemeinschaft um Rolf Anderl allerdings nicht. Lübeck dürfte für die eine oder andere Überraschung gut sein.